Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
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Alte und neue Freunde - Janina Enders * <strong>André</strong> <strong>Wiesler</strong><br />
Brianne lächelte sanft: „Ja!“<br />
Die beiden ließen eine Flasche nach der anderen kreisen. Ihre Wangen wurde immer röter, ihre<br />
Zungen immer schwerer. Als Inigo schließlich seinen Kopf auf sie Tischplatte legte und Blasen in<br />
einer Pfütze des Weins pustete, war Brianne bereits so betrunken, daß sie in ein albernes Kichern<br />
ausbrach. Inigo blickte auf und sah die rothaarige Frau da sitzen, den Kopf nach hinten gebogen, ihr<br />
nackter Bauch wippte rein und raus. Da löste sich auch aus seiner Kehle ein Lachen.<br />
Er erhob sich und schloß Brianne in die Arme: „Gemeinsam schaffen wir es!“ brachte er noch heraus,<br />
bevor Brianne aufhörte zu kichern, gerade noch: „dreht sich...“ sagen konnte und vom Stuhl kippte.<br />
Als sie neben ihm am Boden lag und sich auch um Inigo alles drehte, legte sie ihre Hand in die seine<br />
und nickte kräftig: „Ja, gemeinsam schaffen... Freund!“<br />
���<br />
Am nächste Tag- oder besser gesagt bei ihrem Erwachen, denn noch immer war es gespenstisch<br />
dunkel- ging es den beiden nicht besonders gut. Brianne war schlecht und ihre Knie waren weich.<br />
Aber noch immer erinnerte sie sich an das lustige Kribbeln und die angenehme Wärme, die sie<br />
angefüllt hatte. Aber diese Übelkeit... wurde sie vielleicht krank?<br />
Als aber auch Inigo ziemlich blaß um die Nasenspitze war als er erwachte und sich nur mit einem:<br />
„Das´s normal. Verzeih, daß ich dich nicht zu Bett bringe, aber ich muß in die Tür...“ in sein Bett<br />
fallen ließ, war sie beruhigt. Ganz im Gegensatz zu ihrem Magen, der sich einfach nicht beruhigen<br />
wollte. Trotzdem machte sich Brianne auf den Weg. Shamino würde sich sicher schon sorgen und das<br />
tat ihr leid, aber ein Freund brauchte Beistand... ein Freund... in dieser Stadt. Trotz der Trauer und des<br />
Mitleids huschte ein Lächeln über ihre Züge. Ein Freund!<br />
���<br />
Sie war kurz vor der Spalte, die in dieser schrecklichen Nacht noch schauriger wirkte, als sie Schritte<br />
hörte. Sie hatte schon die ganze Zeit das Gefühl gehabt, verfolgt zu werden. Nervös griff sie nach<br />
ihrem Schwert. Es schien fast zu vibrieren. Diese Nacht hatte einen ganz schlechten Einfluß auf ihre<br />
Klinge. Sie überlegte kurz, ob sie die Waffe ziehen sollte. Vielleicht war es wichtige Zeit, die sie<br />
verlor, aber sie wußte nicht, ob sie das Schwert unter diesen Umständen kontrollieren könnte.<br />
Doch da wurde ihr die Entscheidung abgenommen. Aus den dichten Nebelschwaden trat eine<br />
gewaltige Gestalt heraus. In ihrer Hand glänzte eine breite Axt, die sie nervös in der Hand drehte. Es<br />
war eine Hallakine und... Torador. Erleichtert atmete Brianne auf. Das mußte Melirae sein, die Lavir<br />
von Torador.<br />
„Ah, Torador! Wohin heute?“, rief sie.<br />
Torador kam aus dem Schatten der gewaltigen Gestalt hervor und blickte erstaunt und ein wenig<br />
ängstlich auf Brianne. „Ach...ähh... Bri.. Brianne, richtig?“ Die Frau nickte. „Ich gehe zur Arbeit.<br />
Gerade war ich bei Sarjana um noch einmal Kräuter zu holen. Sie macht den besten Beruhigungssud<br />
der ganzen Stadt und im Moment haben wir viele Unruhige in der Lyzeum!“<br />
Torador war sich nicht sicher, warum er das alles erzählte. Vielleicht lag es an seiner Nervosität,<br />
vielleicht an der Angst. Aber es beruhigte ihn ein wenig, zu reden.<br />
„Was ist deine... oh, eure Aufgabe, Herr Torador Broschakal“ Brianne bemühte sich, sich die<br />
Höflichkeitsregeln wieder ins Gedächtnis zu rufen, die Inigo ihr beigebracht hatte.<br />
Torador lächelte erfreut auf. Diese Frau schien doch ganz umgänglich, sie interessierte sich sogar für<br />
seine Arbeit. „Ich behandele die, die im Geiste krank sind!“<br />
Brianne nickte. Nach einem kurzen Augenblick fragte sie: „Und was noch?“<br />
„Bitte?“, Torador war sehr erstaunt.<br />
„Ja, Herr Torador Broschakal, was macht ihr denn sonst noch?“<br />
Torador blickte Melirae fragend an, aber die spähte in den dunklen Nebel, nach möglichen Gefahren<br />
suchend. Also antwortete er: „Nun ja, Brianne, das ist eigentlich eine sehr ausführliche Aufgabe.<br />
Manche der geistig Kranken müssen Tag und Nacht betreut werden und es dauert manchmal Jahre, bis<br />
eine Heilung einsetzt, wenn es überhaupt möglich ist, sie zu...“<br />
Torador brach ab, weil ihn Brianne ehrlich erstaunt ansah. Als sie ihre Erwiderung gab, merkte er<br />
warum: „Bei uns in Arietides haben Heiler. Legt Hand auf Kopf, mach Magie, Leute gesund. Dauert<br />
nicht lange!“