Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler

Diener des Lichtmeß I: Brianne - Janina Enders
„Was ist das?“
In der Ferne sah Torador ein helles Licht, das unregelmäßig aufleuchtete und wieder erlosch.
Neugierig, aber auch etwas ängstlich, machte er sich auf den Weg zu der Quelle des Lichtes. Der
Ursprung war eine junge, schwarzgekleidete Frau, die von dem Licht umgeben wurde.
Torador sah, wie die Wunden, welche an ihrem Körper klafften, sich schlossen.
„Eine Heilerin!“, flüsterte Torador. Er betrachtete die rothaarige Frau genauer. Noch nie zuvor hatte
er sie in Elek-Mantow gesehen. „Seltsam.“ Er konnte sie in keines der ihm bekannten Völker
einordnen. Der mageren Gestalt nach, könnte sie eine Multor sein, aber ihre blasse Haut... für eine
Kasralitin wiederum war sie zu klein! Torador besah sich das Schwert... aber für eine Hallakine war
sie nicht muskulös genug. Nachdenklich trat er einen Schritt zurück und trat dabei auf etwas weiches.
Verdutzt drehte Torador sich um und erblickte einen langen, pelzigen Schwanz. Darunter vergraben
lag ein... Tier. Allem Anschein nach war es tot. „Oh... wie niedlich.“
Torador kniete sich hin und berührte sanft den weichen Pelz. „Was ist hier nur passiert?“ Er entschloß
sich bei der Frau zu bleiben bis diese ihre Heilung beendet hatte. Mitleidig wollte der junge Mantowin
das Tierchen aufheben, da spürte er plötzlich eine Klinge an seiner Kehle.
���
„Bevor du mein Tier aufhebst, wirst du deine Gurgel auffangen müssen!“, keuchte Brianne. Die
Heilung, derer ihr Körper fähig war, war gerade abgeschlossen, als sie sah wie der dunkelhaarige
Mann sich über Wiko beugte.
Er starrte mit großen Augen abwechselnd auf die Klinge und auf Brianne. In einer fremden Sprache
redete er hastig auf die entschlossene Frau ein, lief aber schließlich davon. Und als sie in seine grünen
Augen blickte, als er hastig über seine Schulter schaute, tat es ihr leid. Lange schon hatte sie nicht
mehr in so gütige fremde Augen gesehen!
Bedrückt legte sie ihre Hände auf den schwach atmenden Wiko und heilte ihn.
Wenig später saß er munter auf ihrer Schulter und putzte sich ausführlich. „Ich habe Angst, Wiko...
und ich war so gemein zu dem Mann...“
Wiko schleckte Briannes Ohr und schnurrte laut.
„Na... laß uns sehen, was uns hier erwartet. Ich hoffe das ist die Stadt, die Kilian meinte!“
Zögerlich schritt sie auf die Stadt zu, die sich am Horizont abzeichnete.
���
Kilian wischte sich Blut aus den Augen. Eine heftige Vision hatte ihn gepackt. Wachsame hellgraue
Augen die leicht spöttisch in die Welt blicken, aber auch ernst. Lange schwarze Haare, schwarzes
Leder, das den männlichen Körper umgibt. In seinen Armen hält er eine Frau...
„Brianne...“
Ende des ersten Teils