Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
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„Das Licht das weg tut“ ist eingeschlafen - Claudia Wamers<br />
Schnur hängen, die er seit einiger Zeit um den Hals trug. Ach ja, das war das Beutelchen mit dem<br />
Stein, der aus dem seltsamen Felsblock im Wäldchen herausgebrochen war. Gabraal dachte nicht<br />
gerne an diesen Ausflug zurück. So viel Angst hatte er noch nie gehabt, wie in diesem Wäldchen. Oh,<br />
falsch, hier mußte der Junge sich korrigieren, heute hatte er bestimmt doppelt so viel Angst wie<br />
damals. Er ließ den Beutel wieder verschwinden, jetzt war der Stein unwichtig, obwohl, irgendwo, der<br />
Stein war ja interessant... Irgendwo machte sich ein kleiner Gedanke... Nein, nicht jetzt....<br />
Er suchte nach dem Öllicht und dem Feuerstein. Er brauchte viele lange Versuche, das Flämmchen zu<br />
entzünden. Sein Vater hatte es ihm immer verboten, mit Feuer zu spielen, aber... nun ja. Endlich<br />
schimmerte ein kleiner goldener Kreis aus Licht über dem Tisch. Allerdings schien es dem Jungen, als<br />
wolle sich das Licht an die Lampe klammern und keinen fingerbreit weit in den Raum hinaus. Er<br />
versuchte das Herdfeuer in Gang zu bekommen, während nur ein Gedanke ihn beherrschte...<br />
Wohin waren sie nur verschwunden, wohin?<br />
Ob sie alle weggegangen waren? Doch nicht ohne ihn? Doch nicht ohne Gabraal! Nein! Aber...<br />
vielleicht hatte sich sein Vater so darüber geärgert daß Gabraal lesen wollte weil das so toll war, und<br />
um Zauberei zu lernen, daß er seine Mutter und seinen Bruder einfach mitgenommen hatte und<br />
fortgegangen war. Heißer Schreck fuhr ihm durch die Glieder. Auf nackten Sohlen machte er kehrt<br />
und rannte nochmals in das Zimmer der Eltern, stolperte jetzt fast ohne Licht und in Eile... Er sah in<br />
den Truhen nach, alle ihre Habseligkeiten waren noch da, schön, sehr schön. Aber wo...<br />
Gabraal setzte sich auf die Herdbank - das Feuer hatte er nicht an bekommen - aber hier war<br />
wenigstens noch ein wenig Wärme in den Herdsteinen, und dachte nach. Was nun? Was, wenn sie<br />
niemals wiederkämen. Bloß das nicht! Gabraal war wieder fast den Tränen nahe. Das Stückchen Brot,<br />
daß er sich gedankenverloren für seinen mittlerweile heftig knurrenden Magen genommen hatte, blieb<br />
ihm mit einem kleinen Bissen fast im Halse stecken, Er legte den Kanten weg, ohne seinen Hunger<br />
gestillt zu haben., Er konnte jetzt nicht essen.<br />
Wieder spielte er an dem Lederband herum, wieder schien das Beutelchen wie von selber in seine<br />
Hand zu gleiten. Einem inneren Impuls folgend öffnete der Junge den Beutel und ließ den Stein auf<br />
seine Hand fallen - nur um ihn dann sofort loszulassen. Der Stein fiel auf den Fußboden vor seine<br />
Füße. Verflixt noch mal! Wieso war das blöde Ding denn heiß?<br />
���<br />
Das Wesen blieb stehen, wie angewurzelt blieb es stehen. Ein heftiger Schmerz durchzuckte ihn bis<br />
ins Mark, kurz darauf ertönte ein vertrauter Ruf von irgendwo, der Torstein, der Zweibeinling! Der<br />
Zweibeinling hatte den Torstein angefaßt! Leise aufheulend wandte sich die Kreatur in Richtung des<br />
leuchtenden Signals, das der Torstein an ihn aussandte. Aber... es war falsch, die schimmernden<br />
Fäden des Steines schmeckten so... anders... als der Zweibeinling ihn angefaßt hatte.<br />
Das Wesen jaulte gequält auf... was hatte der Zweibeinling denn mit dem Stein gemacht? Er mußte<br />
sich beeilen, durfte nicht länger verweilen, mußte den Stein retten und den Zweibeinling bestrafen, hi<br />
hi hi, bestrafen, ja... Das kleine Untier eilte den Fäden des Torsteines nach, die ihn in Richtung der<br />
Spalte zogen.<br />
Hoffentlich kam er nicht zu spät, und der Stein war durch diesen unwürdigen Wurm nicht ganz und<br />
gar verdorben! Was machte der kleine Zweibeinling nur... arghh, was machte er denn mit SEINEM<br />
Stein, mit dem Stein der Herren, den sie dort vor Äonen schon selbst gelegt hatten...<br />
Mit einem schrillen Kreischen der Wut machte sich das Wesen auf, noch schneller zu dem Ort zu<br />
gelangen, an dem sich Torstein und Zweibeinling finden würden.... büßen würde der kleine<br />
Unwürdige, büßen...<br />
���<br />
Gabraal saß auf der Herdbank und sah auf den Stein hinunter, der dort ganz unschuldig auf den hellen,<br />
mit Sand gescheuerten Holzbohlen lag. Unschuldig? Nun ja... irgendwie sah der Stein ja nicht so ganz<br />
normal aus, darum hatte er ihn ja auch seinerzeit eingesteckt. Er nahm den Stein vom Boden auf,<br />
vorsichtig diesmal, er wollte sich nicht nochmals die Finger verbrennen.<br />
Ja, der Stein war noch immer ganz heiß - ob der Stein magisch war? Sicher! Natürlich war der Stein<br />
magisch, und der Stein hatte ihn beschützt, sonst wäre er auch weg gewesen, ganz bestimmt war das