Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
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Alte und neue Freunde - Janina Enders * <strong>André</strong> <strong>Wiesler</strong><br />
Torador machte aufgeregt einen Schritt nach vorne und faßte Brianne an der Schulter, schüttelte sie<br />
leicht, daß ihr Schwert klirrend an ihren Oberschenkel schlug, und fragte: „Du meinst, in deinem Volk<br />
gibt es Heiler, die geistige Krankheiten heilen können. Ich meine, nicht nur Wunden, sondern wirklich<br />
Irre. Fallsüchtige, Hysteriker, Wandelbare?“<br />
Brianne war verwirrt: „Nicht wissen.. Ich weiß nicht, was alles ist, das ihr sagt, aber einige von vielen<br />
Heiler kann Krankheiten im Kopf wegmachen!“ Sie blickte über seine Schulter hinweg und sah in die<br />
eng zusammen gekniffenen Augen der Hallakine. Sie schien über irgend etwas wütend zu sein.<br />
Torador ließ Brianne wieder los, nahm sie bei der Hand und zog sie in Richtung Brücke: „Ihr müßt<br />
mir all das genau erzählen. Seit Jahren suche ich nach einer solchen Methode. Ich werde endlich...“<br />
Torador plapperte aufgeregt und schien fast auf und ab zu hüpfen.<br />
���<br />
„Ich werde nur schnell noch etwas zu trinken holen!“ Die Tür schloß sich hinter Torador. Sie hatten<br />
bereits mindestens einen halben Tag geredet und Brianne mußte Torador alles genau erklären. Es fiel<br />
ihr schwer ihre Gedanken in Worte zu fassen, scheinbar beherrschte sie die Sprache doch noch nicht<br />
so gut, wie sie gehofft hatte.<br />
Sie saß auf einem bequemen Stuhl, hatte süßen Fruchtsaft getrunken und süße Kuchen gegessen.<br />
Melirae hatte während der ganzen Zeit nur mit verschränkten Armen am kleinen Fenster gestanden<br />
und hinaus geschaut, auf die kurzen Fragen Toradors nur mit einem Grummeln geantwortet und wenn<br />
sie über die Schulter geschaut hatte, dann hatte sie Brianne bösartig angefunkelt.<br />
Kaum aber war Torador hinaus, lief sie um den Stuhl herum, packte Brianne am Kragen ihres Anzugs,<br />
zog sie erst auf die Beine und dann hielt sie sie, Nase an Nase, in der Luft. Mit grollender Stimme<br />
sprach sie und Brianne spürte die Wut in ihr: „Hör zu, Mädchen.“ Sie stieß das Wort aus wie eine<br />
Beleidigung. „Torador ist mein Mann! Du wirst die Finger von ihm lassen, verstanden, oder ich<br />
breche Dir eigenhändig das Genick wie einer Ratte!“<br />
Brianne merkte, wie ihre Knie leicht anfingen zu zittern. Diese Frau war so unglaublich stark. Sie<br />
hielt sie ohne das geringste Zeichen von Anstrengung. Aber soviel sie über Hallakinen wußte, würde<br />
betteln und bitten sie hier nicht weiterbringen. Also versuchte sie möglichst viel Sicherheit in ihre<br />
Stimme zu legen, obwohl sie nicht die geringste fühlte: „Ich will deinen Mann gar nicht! Ich bin<br />
Kriegerin, was soll ich da mit einem Mann?“ Insgeheim hoffte sie, daß sie die richtigen Worte<br />
gefunden hatte...<br />
Die Hallakine hielt sie noch immer, ihre Stimme klang nun aber etwas gepreßt: „Ich bin eine wahre<br />
Kriegerin und ich will diesen Mann! Ob du eine Kriegerin bist, kleines Mädchen, wird sich zeigen!“<br />
Sie warf Brianne weg, Diese konnte sich gerade noch an dem Tisch festhalten, von dem ein Krug zu<br />
Boden fiel und zerschellte. Melirae zog mit einem Ruck ihre Axt vom Rücken und schwang sie ein,<br />
zweimal: „Zieh deine Waffe und kämpfe!“<br />
Brianne hatte Angst. Da konnte sie sich nichts vormachen. Diese Hallakine schwang ihre riesige Axt,<br />
als wäre es ein Stöckchen. Trotzdem sah sie ihren kalten Augen an, daß sie nicht spaßte. Doch ihr<br />
Schwert war so wild im Moment... Sie mußte noch etwas anderes versuchen: „Ich sagte ich will<br />
deinen Mann nicht“<br />
Die Hallakine stieß den Atem durch die Nase aus- eine Art Lachen? „Darum geht es nicht mehr!<br />
Verteidige dich!“<br />
Dann schwang sie ihre Axt in einem weiten Bogen. Brianne tauchte unter dem Hieb durch und wich<br />
geschickt aus. Die Axt krachte auf den Tisch und hieb ihn in zwei Hälften, die polternd zu Boden<br />
fielen. Entsetzt schaute Brianne auf die Reste. Nun gut, sie hatte es so gewollt. Mit einem Ruck zog<br />
sie das Schwert... es sprang mehr in ihre Hand. Ein leiser, schriller Ton erklang und das Schwert<br />
zuckte hin und her. Ein Hieb der Axt wurde abgelenkt. Nicht Brianne führte das Schwert, das Schwert<br />
lenkte Brianne. Es zuckte hin und her, parierte einen Schlag der Axt, was Melirae offensichtlich<br />
verblüffte. Dann schwang Brianne es in hohem Bogen und mit einem Krachen trennte es den Schaft<br />
der Axt in der Mitte durch. Die Klinge fiel laut klirrend zu Boden. Melirae blickte dem gefährlichen<br />
Teil ihrer Waffe nach, wie er auf den Boden fiel. Das Schwert zuckte vor, suchte das Herz des<br />
Gegner, lechzte nach Blut. Brianne versuchte ihre Konzentration wieder aufzubauen. Das Schwert<br />
zitterte, drängte danach zuzustoßen, Blut zu trinken, Tot zu spüren. Doch Brianne war eisern: „Nein!“<br />
stieß sie aus. „Ich... will... nicht!“ Mit einem Ruck senkte sie die Klinge... drängte sie nach unten...<br />
verdammte die Waffe wieder in seine Scheide.