Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
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Diener des Lichtmeß I: Brianne - Janina Enders<br />
Diener des Lichtmeß, Teil I<br />
Brianne<br />
Janina Enders<br />
Prolog<br />
Hände...<br />
Hände, die zitternd in der Dunkelheit tasten... suchen... Bebende Finger, sie sich abwechselnd<br />
spreizen und wieder zur Faust ballen. Trockene, ausgedörrte Lippen, die Worte formen, die keiner<br />
versteht, die keiner hört.<br />
Schmerzen... unendliche Qualen, die sich durch die Eingeweide fressen... Schwarzblaue Augen, die<br />
fest zusammengepreßt die Welt außerhalb verleugnen... Die Hände wissen, was sie suchen und was<br />
sie finden werden- goldene Eisenstangen. Was die Augen nie mehr sehen wollen, umgreifen<br />
schließlich die feingliedrigen Finger, so fest, daß die Knöchel weiß hervortreten...<br />
Die Stangen, durch die sie die Welt sieht, die Stangen, die ihr Innerstes nach außen kehren und es<br />
mißbrauchen... für den Frieden. Doch eine starke Hand greift die ihre und hält sie... gibt ihr wieder<br />
Hoffnung. Der Name einer Stadt fällt... eine Stadt, die ihre Zukunft verändern wird... wo sie sicher istsolange<br />
sie sich an ihr Versprechen hält und das wird sie niemals brechen, niemals vergessen...<br />
niemals!!! Und der Ruf eines Falken hallt über das Meer, das so leer und gleichzeitig so voll wie sie<br />
selbst ist... immer war und immer sein wird...<br />
���<br />
Emerald, der große Arietide, lachte schallend auf und faßte die rothaarige Frau fest im Nacken. „Du<br />
bist mir eine! Wenn du so weitermachst, sterben die priskanischen Löffelschweine aufgrund deiner<br />
Plapperei!“<br />
Kichernd biß die Frau sich auf ihre Lippen und schubste ihren Gefährten spielerisch fort. „Zeige<br />
gefälligst Respekt vor deinem General, du nichtsnutziger Raufbold!“ Ein anzügliches Grinsen<br />
erschien auf ihrem Gesicht. Ihr rotes Haar leuchtete hell in der Mittagssonne, die sanft auf die<br />
Lichtung des Balmaren-Waldes fiel. Ihre erhitzten Wangen glühten und die schwarzblauen Augen<br />
funkelten erwartungsvoll. Emerald lächelte, als er seine Gespielin verträumt ansah. „Wir sollten<br />
weiterziehen, Brianne.“, flüsterte er und war mit einem schnellen Schritt bei ihr. „Glaubst Du nicht,<br />
wir sollten die Zeit sinnvoll nutzen?“ Er umfaßte Briannes Taille und zog sie an seinen Körper heran.<br />
„Du meinst, wir denken uns eine Strategie aus!“<br />
„Sicher!“ Strategisch führte Emerald seine Zunge durch Briannes weiche Lippen. Die beiden<br />
Arietiden sanken zu Boden und streckten sich im hohen Gras aus. Über ihnen fuhr der Wind durch die<br />
Bäume und die Blätter tuschelten leise über das, was da unten am Boden geschah. Briannes<br />
glockenhelles und doch kehliges Lachen tanzte auf den vibrierenden Grasspitzen, während Emerald<br />
mit seiner Zunge einen Lageplan auf ihren Bauch malte.<br />
Die beiden Arietiden waren auf dem Weg ins Kraler-Tal, wo sich die arietidischen Soldaten<br />
sammelten, um einen entscheidenden Vorstoß gegen das priskanische Heer zu wagen.<br />
Der Lichtmeß, ein magischer Stein, hatte angeordnet, daß General Brianne die Soldaten in dieser<br />
Schlacht kommandieren sollte. Brianne hatte bislang nur kleinere Gruppen geführt und war<br />
verwundert über die Entscheidung des Steines, aber niemals hätte sie es gewagt, zu widersprechen. So<br />
zog sie mit ihrem fähigsten Soldaten Emerald aus ihrer Heimat fort, um zu den arietidischen Kriegern<br />
zu stoßen.<br />
Lächelnd betrachtete sie nun ihren Liebhaber, der schlummernd neben ihr im Gras lag. Sein<br />
markantes Gesicht zuckte leicht, als ein kleiner Falter sich kurz niederließ. Das schwarzbraune,<br />
äußerst struppige Haar des Geliebten fiel über die Schultern und breitete sich über seinem Brustkorb,<br />
der sich regelmäßig hob und wieder senkte, aus.<br />
Nachdenklich wandte Brianne nun den Kopf und blickte auf ihr Schwert, das griffbereit zu ihrer<br />
Linken lag. Ein Schatten fiel auf ihre klaren, strengen Züge und ihre Augen verdunkelten sich.<br />
„Liebe und... Tod.“ Vorsichtig berührte sie den kalten Stahl, mit dem sie aufgewachsen war, der ihr so<br />
vertraut war und doch so fremd. Plötzlich beugte Emerald sich über sie. Seine violetten Augen<br />
suchten ihren Blick und hielten ihn fest. „Bist du sicher, daß du uns führen willst?“, fragte er ernst.<br />
„Sicher... ich habe auch schon einen Lageplan!“ Grinsend deutete sie auf ihren nackten Bauch, doch<br />
Emerald wandte sich ab.