Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
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Wie der Hieb des multorischen Säbels - <strong>André</strong> <strong>Wiesler</strong><br />
Schnell und schweigend, unter den teils mitleidigen, teils wütenden Blicken der Nushq´qai verließ er<br />
das Lager. Yesihja war also eine reiche Frau aus Multor, deren Leben in Unordnung war. Nicht viel,<br />
was er da erfahren hatte, aber mehr als vorher war es auf jeden Fall. Mit einem Tuch wischte er das<br />
Blut von seiner Nase und tupfte die Wunde ab. Man würde sich darum kümmern müssen, sie<br />
schmerzte ganz unangenehm.<br />
���<br />
Als er, etwas später als er geplant hatte, wieder in die Hütte Logushs kam, die nun die seine war,<br />
erwartete ihn erstaunlicher Besuch. Auf dem Bett saßen eine junge, fast dürr zu nennende Frau mit<br />
roten Haaren, die vielleicht eine Hand größer als Inigo war, und ein ebenfalls in schwarz gekleideter<br />
junger Mann mit Oberlippenbart der ihm nur zu bekannt war: Shamino. Ein seltsames Wesen saß auf<br />
der Schulter der jungen Dame, ein fragiles rötliches Tier mit einem langen, buschigen Schwanz, der<br />
um Brustkorb und Hals der Frau lag. Sie trug ein großes Schwert an der Seite. Ihre Kleidung schien<br />
keine Rüstung zu sein, dafür ließ sie zuviel Haut frei, unter anderem ihren bezaubernden Bauch.<br />
Yesihja erhob sich, als Inigo eintrat und begann rechtfertigend: „Der Herr sagte ihr würdet euch<br />
kennen...“<br />
Inigo hob beruhigend eine Hand: „Es ist schon in Ordnung, Yesihja. Shamino, was kann ich für dich<br />
und deine bezaubernde Begleiterin tun?“<br />
Shaminos Stimme war mit etwas Mißtrauen und deutlicher Mißgunst gemischt, als er antwortete:<br />
„Spare dir deine Komplimente, sie versteht dich nicht!“<br />
Inigo wandte sich der Dame zu. Welchem Volk mochte sie wohl angehören? Erst jetzt bemerkte er<br />
weiße Strähnen in den roten Haaren und die seltsame Farbe ihrer Augen: schwarzblau. Eine zu klein<br />
geratene Hallakine vielleicht? Es war einen Versuch wert.<br />
Mit einer tiefen Verbeugung sprach er sie auf Hallaksch an: „Ich begrüße euch in meiner<br />
bescheidenen Kammer.“ In einem Anflug guter Laune ergriff er flugs ihre Hand und küßte sie. Das<br />
erstaunte „Vorsicht!“ von Shamino kam zu spät. Die Dame sprang auf, daß Inigo einen Schritt nach<br />
hinten torkelte, und sandte ihn mit einem kräftigen Kinnhaken auf den Lehmboden der Hütte. Seine<br />
Lippe platzte auf und es drehte sich kurz um ihn, er blieb aber bei Bewußtsein.<br />
„Autsch!“, stieß er aus und ließ sich von Shamino und Yesihja auf die Beine helfen. Shamino konnte<br />
sich ein Lächeln nicht verkneifen: „Sie ist eine ganz besondere Frau!“<br />
„Das“, stimmte Inigo zu und rieb sich das Kinn, „habe ich bemerkt.“<br />
Die rothaarige Frau kam einen Schritt näher. Man sah ihr deutlich an, daß ihr der Hieb leid tat. Sie<br />
ging zum Tisch und tunkte ein kleines Tuch in den Wasserkrug. Damit tupfte sie die Lippe Inigos ab,<br />
der vorsichtshalber einen halben Schritt nach hinten ging. Dabei wurden sie von den eifersüchtigen<br />
Blicken Shaminos und Yesihjas begleitet.<br />
Als seine Lippe aufgehört hatte zu bluten, nahm Inigo betont langsam ihre Hand in die seine und<br />
senkte erneut, ganz langsam nun, seinen Mund zu ihrer Hand. Leicht drückte er sie darauf, bedacht<br />
keinen Blutfleck zu hinterlassen und ließ die Hand langsam wieder sinken. Sein Lächeln wurde von<br />
ihr beantwortet. Ihre Eckzähne waren länger als die anderen, fast raubtierhaft... Unwillkürlich<br />
schüttelte es ihn kurz. Er legte die Hand auf die Brust und sagte: „Inigo!“. Sie begriff schnell,<br />
wahrscheinlich hatte sie dies schon mehrmals hinter sich gebracht, und antwortet, mit einer rauhen<br />
Stimme: „Brianne!“. Das Tier auf ihrer Schulter fiepte zustimmend. Sie wies mit der Hand auf es und<br />
sagte: „Wiko!“. Inigo streckte seine Hand nach Wiko aus, aber er huschte blitzschnell auf die andere<br />
Schulter und spähte mißtrauisch um den Hals der Frau herum. Mit einem Schulterzucken ließ Inigo<br />
die Hand wieder sinken.<br />
Shamino fuhr energisch zwischen die beiden: „Es tut mir jetzt schon leid dich zu fragen, aber du<br />
scheinst der einzige zu sein, der mir helfen kann. Du kennst dich mit Sprachen aus?“<br />
Inigo machte einen Schritt nach hinten, um den jungen Mann nicht mehr mit der Nase an der Brust zu<br />
kitzeln, er war immerhin fast einen Sprung groß: „So sagt man.“<br />
„Brianne spricht die Sprache <strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong>s nicht und keiner den ich fragte kennt ihre! Es heißt Du<br />
könntest Sprachen schnell lernen und schnell lehren. Also bring´ ihr <strong>Mantow</strong>in bei!“ Der junge Mann<br />
ließ keinen Zweifel, daß er keinen Widerspruch gelten lassen wollte.<br />
Inigo schaute sich Brianne noch einmal an. Sie schien nett zu sein, wenn man von ihrer, nun ja, etwas<br />
rauhen Art absehen konnte. Außerdem gierte es ihn danach diese neue, unbekannte Sprache zu<br />
erkunden, Begriffe für ihre Worte zu finden. Es würde sicher schwierig und langwierig, eine echte