Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
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Wiedersehen - Vanessa Niederkinkhaus<br />
Wiedersehen<br />
Vanessa Niederkinkhaus<br />
Es war noch kälter geworden - und dunkler, da kein einziger Lichtstrahl durch die dicke Wolkendecke<br />
zu dringen vermochte, um das verschneite Land zu erwärmen. Der Sturm, welcher schon seit Stunden<br />
über das Land hinwegfegte und das ganze Land in Unruhe versetzte, hatte etwas nachgelassen, die<br />
Temperatur war dafür noch um einige Grad gesunken. Das monotone Weiß, das in dieser vom Winter<br />
befallenen Welt vorherrschte, wurde nur von einem einzigen kleinen Berg unterbrochen, der gerade<br />
hoch genug war, um nicht von der dicken Schneedecke gänzlich bedeckt zu werden. Niemand hätte in<br />
dieser Kälte ohne Schutz überleben können und doch konnte man noch schwach eine Spur im Schnee<br />
entdecken, die erst einige Minuten alt sein konnte, da sie sonst schon wieder vom Neuschnee bedeckt<br />
gewesen wäre. Nur ein Verrückter würde sich zu dieser Zeit hier aufhalten und doch mußte dies<br />
geschehen sein, denn es war eindeutig eine menschliche Spur. Ein Beobachter hätte erkannt, daß die<br />
Spur von zwei zweibeinigen Wesen stammen mußte, doch konnte man nirgendwo die dazu gehörigen<br />
Personen entdecken. Plötzlich zerriß ein gellender Schrei die Stille der Eiswüste; ein Schrei der nur<br />
von jemanden in höchster Todesangst stammen konnte, doch niemand schien sich dafür zu<br />
interessieren, da sofort wieder die gespenstische Stille der Einöde vorherrschte, die nur gelegentlich<br />
von dem Heulen des Windes unterbrochen wurde. Nichts geschah und langsam wurde es immer<br />
dunkler. Bald würde nur noch der Schnee, welcher die schwachen Strahlen der Monde reflektierte,<br />
das Land erhellen. Als es völlig dunkel geworden war, erhellte sich ein Teil des Berges wie von<br />
Geisterhand. Dieses Licht war nicht beständig, sondern flackerte und lies riesige Schatten auf die<br />
schwach erhellte Schneedecke fallen, die an grausame Wesen der Unterwelt erinnerten. Als die<br />
Morgendämmerung einsetzte war der Berg wieder so dunkel und normal, wie er es auch am<br />
vorherigen Tag gewesen war. Die Wolkendecke war aufgerissen und vereinzelte Sonnenstrahlen<br />
bestrahlten das Land mit ihrer wohltuenden Wärme. Das Land schien von sich aus zu strahlen, da der<br />
Schnee die Lichtstrahlen reflektierte und so heller den je strahlte. Es war zur Mittagszeit, als sich<br />
plötzlich eine kleine, schwarze Gestalt vom Umland abhob. Sie rannte in Richtung Süden und schien<br />
in großer Eile zu sein, denn trotz der schweren Kleidung die sie trug bewegte sie sich sehr schnell<br />
vorwärts. Nach zwei-drei Stunden wurde die Gestalt immer langsamer und stolperte häufiger, wobei<br />
sie immer mehr Schwierigkeiten hatte wieder aufzustehen. Langsam kam der Sturm zurück. Für die<br />
Gestalt gab es keine Rettung, denn nirgendwo konnte sie Schutz vor dem Unwetter finden und so<br />
wurde sie von den Windböen wie ein leichtes Blatt herumgewirbelt. Nach einer halben Stunde ließ<br />
der Wind von ihr ab, und sie fiel einige Meter auf den Boden, wobei sie in grotesker Haltung<br />
regungslos liegenblieb. Einige Zeit später war die Leiche gänzlich vom Schnee bedeckt und keine<br />
Spur war von ihr übriggeblieben...<br />
Mek Liones wanderte fluchend auf den kleinen Berg zu, wo er sich mit einem alten „Freund“ aus dem<br />
Süden treffen wollte. Die Sonne schien und der Schnee begann bereits zu schmelzen, so daß seine<br />
Stiefel wasserdurchtränkt waren.<br />
„Wie konnte ich mich nur darauf einlassen? Warum ist diese verfluchte Egoistin nicht selbst hierhin<br />
gestiefelt, um sich mit diesem Halunken zu treffen? Aber nein,’ Mek mach du das mein Liebling, du<br />
kennst dich besser dort draußen aus, schließlich kenne ich noch nicht einmal die Mauern der Stadt<br />
von außen’, OK, hab ich gesagt, schließlich ist sie ja ´ne Frau und sieht dazu noch einmalig aus. Sie<br />
hat mich mal wieder mit ihrem treuen Hundeblick rumgekriegt. Da will man sich dann als ehrenwerter<br />
Kavalier aufspielen und erklärt sich dazu bereit hierhin zu latschen und ich denke auch noch ihr damit<br />
einen großen Gefallen zu leisten, obwohl ich mir denken kann, daß dieses Miststück nur keine Lust<br />
hatte einmal die Stadt zu verlassen. Sie wußte ganz genau welch ein Wetter wir haben. Na ja, was tut<br />
man nicht alles für eine Frau, obwohl sie gar keine sein will.“<br />
So und in ähnlicher weise vor sich hinfluchend bemerkte Mek plötzlich einen dunklen Fleck in der<br />
weißen Schneedecke. Eigentlich nichts ungewöhnliches in dem tauenden Schnee, doch hatte dieser<br />
Fleck eine verdammte Ähnlichkeit mit einem menschlichen Wesen. Als Mek Liones ganz nah war,<br />
erkannte er einen toten Mann, der dank der Eisschicht, die über ihm lag noch gut erhalten war. Da<br />
Mek schon seit seiner Geburt in dem Rattenloch <strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong>s gelebt hatte, besaß er keinerlei Angst<br />
mehr vor einem Toten, schließlich hatte er selbst einigen Bürgern der Stadt zu einem frühzeitigen Tod<br />
verholfen. Ihn interessierte nicht der Mensch sondern seine Kleidung in der sich vielleicht einige<br />
Wertgegenstände aufhalten könnten. Mek durchsuchte zuerst die Jacke des Toten, konnte jedoch