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Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler

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Schattenspiele - Claudia Wamers<br />

„Aber was bedeutet...“, wollte Bercan einwerfen.<br />

„Kein aber, Junge, ich kenne diesen Stab, kenne ihn gut. Derjenige, dem er einmal gehört hat, war ein<br />

fähiger Mann der arkanen Künste. Mit der Magie der Verwandlungen hatte er sich lange Zeit befaßt,<br />

auch mit der Gegenmagie, die dem guten Zwecke dienen soll, da kannte Dalaker von Tolan sich aus.<br />

Dieser Stab war einmal der Seinige und unterstützte ihn in seiner Kraft.“<br />

Bercan nickte, der Stab, mit all seinen Schnitzereien von sich ständig zu verändern scheinenden<br />

Tierformen unterstrich dies, aber wieso sollte der Stab dann nicht mehr helfen können?<br />

„Wie ich es verstehe ist also in dem Stab ein Teil der Kraft gespeichert, die dem Magus damals<br />

half?“, fragte er hoffnungsvoll. Er hoffte auf eine positive Antwort, er konnte sie gebrauchen.<br />

Einige Zeit hörte er nichts mehr von der alten Frau, die scheinbar so viel über diese Dinge wußte.<br />

Dann...<br />

„Leider.... nein! Ich kannte den Stab vor langer Zeit, machtvoll war er, doch nun? Dalaker selbst ist<br />

bereits längere Zeit tot, der Stab war als immer noch zauberkräftig bekannt, daran kann es also nicht<br />

liegen, aber etwas hat ihn seiner arkanen Macht beraubt, er ist fast ohne jede Spur von seiner früheren<br />

Stärke. Dieser Stab nützt euch nichts. Gebt ihn zurück, hängt ihn euch über den Kamin, werft ihn in<br />

die Spalte... es ist alles eins.“<br />

Bercan schwieg. Wunderbar, dachte er, wunderbar. Bercan war fast der Verzweiflung nahe. Jetzt<br />

hänge ich hier mit Stimmen im Kopf und wirren Träumen, mit einem Schwur der mich plagt, einem<br />

verrückten Gelehrten der mir möglicherweise seine Kreaturen nachschickt, einem nutzlosen Stab und<br />

einer alten Frau, die mir nichts neues sagen kann.<br />

„Das will ich nicht behaupten...“, hörte er die alte Stimme vom Wagen herab sprechen. Bercan blieb<br />

der Mund offen stehen, las die Alte seine Gedanken?<br />

„Farlina?“ Die angesprochene bewegte sich leise.<br />

„Ja, Großmutter?“<br />

„Bitte, geh’ mir doch mal meinen Schal aus der Hütte holen, die Nachtluft wird doch etwas zu kühl<br />

für meine alten Knochen.“<br />

„Aber...“ Farlina stutzte, Jakla hatte doch ihren Schal schon... ah so!<br />

„Ist gut, ich verschwinde ja schon - aber nur unter Protest!“<br />

„Farlina!“<br />

Bercan hörte den Tonfall der Stimme, und wie Farlina auf dem Absatz kehrt zu machen schien. Bei<br />

Gelegenheit mußte er Großmutter einmal darum bitten ihm zu erzählen, wie sie das schaffte. Er<br />

brauchte immer eine Ewigkeit, Farlina zu etwas zu bringen, daß sie gerade nicht tun wollte.<br />

Farlina verschwand in der Nacht, leise verklangen ihre Schritte. Die alte Frau wartete einen Moment,<br />

dann sprach sie wieder.<br />

„Bercan Tibrand, jetzt erzähle mir bitte die ganze Geschichte.“<br />

„Die... die ganze Geschichte?“, fragte Tibrand unsicher. Die Frau war ihm unheimlich.<br />

„Die ganze Geschichte, alles was in der Einsiedelei vorgefallen ist - alles!“<br />

Bercan holte tief Luft, dann berichtete er auch von dem Schwur, von dem Blitz und von seinen<br />

seltsamen Träumen.<br />

Die alte Frau schwieg. Dann hörte er sie leise murmeln, na - fluchte sie da etwa?<br />

„Gebt mir das Band mit dem Stein, Bercan Tibrand, und dann seid schön ruhig und still und geduldet<br />

euch ein wenig. Ich muß mich mit dem Stein befassen....“<br />

Bercan tat, wie ihm geheißen.<br />

Jakla nahm den Stein in beide Hände, jaaa, hier waren mächtige Kräfte am Werk - das spürte sie<br />

bereits ohne Konzentration. Dann schloß sie ihre Augen und erinnerte sie sich an die alten Worte,<br />

welche den Geist stärken und für die feineren Gewebe schärfen sollten. Sodann versuchte sie mit der<br />

Kraft des Steines Kontakt aufzunehmen.... „Großmutter!“<br />

Eine ihr nur zu bekannte Stimme ertönte. Jakla öffnete ihre Augen einen winzigen Spalt, unter fast<br />

geschlossenen Lidern, durch die Wimpern hindurch, konnte sie viele flackernde Schatten<br />

wahrnehmen. Zwischen diesen Schatten tanzte ein größerer Schatten aufgeregt hin und her, so als<br />

hätte er keinen Punkt, an den er gebunden war. Immer näher kam der Schatten, als Jakla ihn zu sich<br />

rief. „Großmutter!“<br />

Ja, genau, es war die Stimme von Shirinn. Jetzt konnte Jakla auch etwas genaueres erkennen, es war<br />

nicht nur ihre Stimme - es war Shirinn. Sie war in dem Kristall gefangen!<br />

Fortsetzung folgt...

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