Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
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Keriams Schatten - Kai-Florian Richter<br />
Chatsar saß mit dem Rücken zum Schreibtisch in Larkurs Stube auf einem der Besuchersessel, Larkur<br />
selbst ging vor der Tür auf und ab.<br />
„So, Chatsar, nun möchte ich aber wissen, was Du auf Keriams Grundstück gemacht hast. Und<br />
diesmal will ich die Wahrheit hören!“<br />
Nun war es also soweit, diesmal hatte Chatsar nicht mehr die Möglichkeit, sich herauszureden.<br />
Dennoch wollte er nicht alles auf einmal erzählen, vielleicht war Larkur ja vorher zufrieden.<br />
„Ich wollte wissen, wer hinter den Anschlägen steckt.“<br />
„Und? Du kamst also nicht einfach so vorbei. Wo warst Du? Und warum möchtest Du es wissen?“<br />
„Ich hatte mich unter einem Baum versteckt und habe da auf den Attentäter gewartet.“<br />
„Warum?“ Larkur beugte sich über Chatsar, seine Hände auf den Armlehnen des Sessels.<br />
„Es ist für mich sehr wichtig, zu erfahren, wer dahinter steckt.“<br />
„Das beantwortet meine Frage nicht, warum ist es wichtig?“<br />
„Weil ich glaube, an den Anschlägen nicht ganz unschuldig zu sein.“<br />
„Bitte?“ Larkur schaute ihn verständnislos an.<br />
„Nun, Ihr erinnert Euch, daß ich damals eigene Untersuchungen wegen des Mordes an Gsaxio<br />
angestellt habe.“<br />
Larkur nickte und richtete sich wieder auf, blieb jedoch vor dem Stuhl stehen.<br />
„Ich schrieb damals doch auch den Bericht und schickte eine Nachricht an die Angehörigen, die in<br />
dieser Stadt weiter südlich leben.“<br />
„Ja, ja, das weiß ich alles, worum geht es nun also?“<br />
„Also, ich schrieb in dieser Nachricht, daß der Mord nicht aufgeklärt werden könne.“<br />
„Ja, und?“ Larkur wurde langsam ungeduldig.<br />
„Ich schrieb außerdem, daß der Verdacht gegen Keriam sich nicht bestätigt hatte. Dabei habe ich den<br />
Brief aber so formuliert, daß deutlich wird, daß Keriam doch der Täter ist.“<br />
Chatsar lehnte sich zurück und blickte Larkur ins Gesicht, dessen Ausdruck von Zweifel, ob er richtig<br />
gehört hatte, über Ungläubigkeit bis Zorn wechselte.<br />
„Was? Was? Was hast Du gemacht? Warum? Was hast Du Dir dabei gedacht? Warum hast Du das<br />
gemacht?“<br />
„Weil es wahr ist!“<br />
„Was ist wahr? Keriam hat Gsaxio umgebracht?“ Larkur war wieder bei Ungläubigkeit angekommen.<br />
„Ja, er hat den Auftrag dazu gegeben...“<br />
„Aber, aber es gab überhaupt keine Beweise oder Anzeichen...“<br />
„Stimmt, er hat es mir gesagt. Er hat es mir persönlich erzählt! Und gelächelt hat er dabei! Er wollte<br />
nur wissen, ob ihm der Mord zu beweisen war, hat er gesagt. Geld hat er mir geboten, für meine<br />
Bemühungen!“<br />
„Und deshalb seid ihr ausgezogen?“<br />
„Genau.“<br />
„Aber, warum hast Du das nie erzählt.“<br />
„Hätte mir das jemand geglaubt? Hätte Gehrfol mir geglaubt? Hättet Ihr Keriam deshalb<br />
festgenommen? Lächerlich, ich wäre im Kerker gelandet oder in der Lyzeum!“<br />
Chatsar sprang auf, rannte aus Larkurs Stube und knallte die Tür hinter sich zu. Larkur setzte sich auf<br />
den Sessel, auf dem Chatsar eben noch gesessen hatte, er streckte die Füße von sich und starrte an die<br />
Decke. Er mußte nachdenken.<br />
-12 -<br />
Chatsar saß am Tisch und starrte die gegenüberliegende Wand an. Er war vor zwei Stunden nach<br />
Hause gekommen und seitdem saß er so da, zuvor war er den ganzen Tag durch die Oberstadt<br />
gelaufen, ohne dabei ein Ziel gehabt oder nur auf seine Umgebung geachtet zu achten.<br />
„Was ist los? Willst Du den Rest Deines Lebens so dasitzen?“<br />
Jaga hatte bereits in den vergangenen Stunden versucht, Chatsars Gemütszustand zu ergründen und zu<br />
ändern, hatte sich jedoch hauptsächlich um Freya und den Haushalt kümmern müssen, da sie diesmal<br />
nicht die sonst übliche Unterstützung von Chatsar erhielt.<br />
„He, Chatsar, ich rede mit Dir!“ Sie wedelte mit ihrer Hand vor seinen Augen.<br />
„Hmm“ war alles, was Chatsar verlauten ließ.<br />
„Nun sage mir endlich, was passiert ist!“<br />
„Ich habe es erzählt.“