Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
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Der Ruf des Falken - Claudia Wamers * Jürgen Nilkens * Oliver Nothers * Robert Symons<br />
Bewegungen glichen denen einer Katze. Ein bemerkenswerter Mensch... jemand, mit dem man sich<br />
definitiv einmal näher beschäftigen sollte. Doch vorerst gab es andere Dinge zu tun. Judith sandte<br />
noch einen Blick nach dem in der Ferne leuchtenden Kopftuch, drehte sich dann elegant um und ging<br />
zurück in ihr Haus.<br />
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Da vorne, da kam die Spalte in Sichtweite, und dort war auch der kleine Abstieg zu Jakla und Wingart<br />
und ihrer kleinen Hütte. Und da war... eine junge Frau mit langem schwarzem Haar auf einem<br />
Rappen, hmmm.<br />
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So, bald würde sie ihre OMA und ihren OPA wiedersehen, nach so vielen Jahren, ob sie sich wohl<br />
sehr verändert hatten? Nein... Sie würde die beiden auch in Jahrzehnten wieder erkennen... So wie sie<br />
auch die Reiterin auf dem grauen Pferd dort mit großer Freude und Verwunderung wiedererkannte.<br />
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Jetzt würde sich Jakla aber wundern, was sie alles zu erzählen haben würde, schade nur daß sie nicht<br />
alle dort antreffen würde, die... na, aber, das war doch, diesen Fuchs dort ritt doch... nein!<br />
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Ja, da vorne ging es in die Spalte hinab, zu einem kleinen gemütlichen Häuschen mit duftendem Tee<br />
und zwei Menschen, die man schon lange vermißt hatte... Vermißt, so wie die Frau auf dem<br />
Schimmel, die dort vorne ritt!<br />
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Wingart schob seinen kleinen Krämerkarren an den Rand des Spaltenweges. Jetzt war erst einmal<br />
Mittagspause für ihn, er hatte sie sich verdient, so meinte Wingart. Bisher war kein guter Tag für ihn<br />
gewesen, er hatte nur mühsam den Karren durch die schmutzigen Gassen geschoben, aber bislang<br />
keinen Topf geflickt, kein Messer geschliffen. Dabei, so dachte sich der alte Mann zynisch, dürften<br />
gerade die Messer hier in der Unterstadt rege in Gebrauch sein. Er seufzte, wie gut, daß bei ihnen<br />
beiden nichts zu holen war, so lebten er und Jakla hier, in der kleinen Hütte am Rande der Spalte,<br />
ruhig und zufrieden. Wingart schmunzelte - so ruhig und zufrieden wie man leben konnte, wenn man<br />
für so an die zwanzig, dreißig Rangen quasi Oma und Opa spielte.<br />
Gerade als Wingart sich vorsichtig die Stiege in die Spalte hinabbegeben wollte, sie führten auf einen<br />
kleinen Felsvorsprung, wo ihre Hütte - die Kinder nannten sie „Schwalbennest“ - klebte, hörte er<br />
hinter sich die Hufe von mehreren Pferden.<br />
Ob vielleicht doch noch jemand einen Auftrag hatte, den er schnell noch vor dem Essen erledigen<br />
konnte? So schnell es seine müden Knochen zuließen drehte er sich um, ein freudiges, diensteifriges<br />
Lächeln auf den Lippen.<br />
Wingart starrte die Ankömmlinge, es waren vier Reiterinnen, mit weit geöffneten ungläubigen Augen<br />
an. Sollten ihm seine alten Augen denn einen so bösen Streich spielen? Immer noch schweigend<br />
machte er ein, zwei Schritte auf die Berittenen zu...murmelte dann etwas... leise und ungläubig.<br />
„Lissa...Lanni...Li...Zho...“<br />
Dann machte er, welche Flinkheit in den alten Knochen, eine Kehrtwendung und huschte nach Jakla<br />
rufend die Treppchen zu der alten Hütte hinunter.<br />
„Jakla, Jakla... sie sind wieder da, die Mädchen, sie sind wieder da, alle vier...Jakla!“<br />
Aus dem Eingang der Hütte trat eine alte, gebeugte Frau in schwarzen Kleidern, unter ihrem Schal<br />
ragte eine ungebärdige, weiße Haarsträhne hervor und ihre grünen Augen blitzten amüsiert.<br />
„Wingart, nun schrei doch nicht so, ich bin alt, aber nicht tot und taub. Und dann geh' wieder zurück<br />
und bitte die Kinder herein, schließlich warte ich schon längst mit dem Essen auf euch, jawohl, auf