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Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler

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Diener des Lichtmeß I: Brianne - Janina Enders<br />

Kilian zitterte. Schweiß tropfte auf seine Hände, die zuckend seine Knie umklammerten. Eine dunkle<br />

Welle kam auf ihn zu, immer näher, näher... dann überrollte sie ihn mit lautem Getöse und<br />

unglaublichen Schmerzen. Er öffnete den Mund, um zu schreien, statt dessen sagte er etwas, einen<br />

Namen gemischt mit Furcht und Widerwillen: „<strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong>.“<br />

„Was, was, was?“, quiekten die Kyrinen.<br />

„<strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong>!“<br />

Kilian sprang aus seinem Bett, sein Körper war schweißgebadet, seine Glieder zuckten unkontrolliert.<br />

Er faßte sich zitternd an den Brustkorb und versuchte sich zu beruhigen. Aber in dem Moment, in dem<br />

er seinen Herzschlag spürte, sah er wieder die Stadt, die Brücke und eine Schlucht... und er sah eine<br />

Frau auf sich zutreten. Ihr kurzes, rotes Haar glühte wie Feuer, ihre dunklen Augen leuchteten wie<br />

Sterne...<br />

Die schlanke Gestalt drehte sich plötzlich um sich selbst, hob den Kopf und gab einen Ton von sich...<br />

Kilian hatte noch nie so einen Ton gehört, so schön, so grausam, so wunderschön schmerzlich... Wie<br />

der Schrei eines Falken. Ein Falke mit Ketten an den Klauen.<br />

Die Bilder verblaßten allmählich und übrig blieb nur das heftige Schlagen eines Herzen, das langsam<br />

wieder regelmäßig wurde, Erschöpft sank Kilian auf seinem Bett zusammen.<br />

„<strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong>... was hat das zu bedeuten? Verdammt, warum verstehe ich es nicht?!“<br />

Mürrisch wischte er sich über die Augen und sah Blut an seinen Händen.<br />

„Oh... nein... nicht schon wieder.“ Nachdem er seine blutigen Augen ausgewaschen hatte, legte er sich<br />

wieder hin, aber der Schlaf kam diese Nacht nicht mehr zu ihm.<br />

���<br />

Durch das Krater-Tal zog sich eine lange Bergkette, mit unzähligen Höhlen und Schluchten. In einer<br />

der Höhlen, mit ihren vielen Gängen saßen Menschen. Auch in den anderen Höhlen hockten<br />

Menschen, insgesamt waren es wohl 200 Arietiden, die warteten.<br />

Und warteten.<br />

Einer erhob sich und gesellte sich zu einer Gruppe von drei Frauen und vier Männern. Sie alle trugen<br />

Brustpanzer und derbe Lederbeinkleider.<br />

„Na, Gora, noch nichts in Sicht?“, fragte der Dazugekommene. Gora, eine Frau Mitte dreißig<br />

schüttelte ihre blonden Locken, in die eine lange weiße Perlenkette eingeflochten war.<br />

„Nein. Der General kommt nicht.“<br />

„Langsam, langsam... vielleicht ist etwas dazwischen gekommen!“<br />

„Das glaubst du doch selbst nicht, Ta-ang!“<br />

Ta-ang blickte zu Boden und schwieg. Brak, dessen rotes Haar schon von weißen Strähnen<br />

durchzogen wurde, sah sich um. Sah auf die arietidischen Krieger in den Höhlen.<br />

„Also Gora“, fragte er, „was willst du tun? Willst du die Entscheidung des Lichtmeß anzweifeln?“<br />

Gora schwieg betreten und bohrte die Spitze ihres Schwertes in den steinigen Boden.<br />

„Lange können wir aber nicht mehr hier ausharren, es ist zu heiß, wir haben nicht mehr allzu viel<br />

Proviant... Brak? Du bist der älteste... ich denke, wenn General Brianne vor morgen nicht mehr<br />

auftaucht... folgen wir dir!“<br />

Die anderen sechs nickten zustimmend. „Gut... wenn Brianne nicht kommt... führe ich euch in die<br />

Schlacht!“<br />

Die Gruppe verließ ihren Standort unter der Sonne und verschwand in den Höhlen. Morgen war es<br />

soweit! Sie würden sich unter Braks Kommando auf die Reise nach Priska begeben! Brak war<br />

allerdings nicht wohl bei der Sache, denn nicht er war der Erwählte... Und er fühlte, er würde als<br />

erster fallen. Warum nur kam Brianne nicht? Warum?<br />

���<br />

Ein heller Lichtstrahl bahnte sich seinen Weg durch die Dunkelheit und kündigte den neuen Tag an.<br />

Nach und nach vertrieb das diffuse Licht die Finsternis. Ein weiterer Lichtstrahl fiel ein und traf auf<br />

das schlafende Gesicht einer jungen Frau, die am Boden eines goldenen Käfigs lag.<br />

Ihre blaßvioletten Lippen waren leicht geöffnet, die langen Wimpern warfen Schatten auf die weiße<br />

Haut. Ihr kurzes, dunkelrotes Haar kringelte sich im Nacken. Plötzlich bewegte sich etwas auf Brianne<br />

zu, verharrte als sie sich regte und trippelte dann wieder keck auf sie zu. Es war ein Tier... man könnte

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