Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
Elek-Mantow: Zyklus 3 - André Wiesler
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Schattenspiele - Claudia Wamers<br />
Bercan drehte seinen Kopf in Richtung der Stimme. „Wenn man euch im allgemeinen schon einmal<br />
Großmutter nennt, und wenn ihr vielleicht eine junge Frau kennt, die man Shirinn nennt - dann könnte<br />
es sein, daß ihr diejenige seid, die ich suche.“<br />
Shirinn, Shirinn Tayla, vor Jaklas Augen tauchte ein Gesicht auf, ein munteres Gesicht von langen<br />
roten Haaren eingerahmt, die alle in Zöpfchen geflochten waren. Shirinn war schon länger nicht mehr<br />
in <strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong>, sie lebte jetzt wohl in einem kleinen Dörfchen außerhalb der Stadt.<br />
„Ich kenne eine Frau, ein Mädchen Namens Shirinn Tayla mit rotem Haar.“, bestätigte Jakla.<br />
„Wenn diese Frau sehr energisch und kratzbürstig war und sich für die Leute einsetzen konnte, die ihr<br />
nahe standen, dann dürfte es sich hier um ein und dieselbe Frau gehandelt haben.“<br />
Bercan spürte, wie sich in dem Wagen jemand ruckartig bewegte und...<br />
„Haben.... Ist sie tot? Ich ahnte so etwas, daß etwas geschehen würde in den nächsten Tagen... Nun<br />
sagt schon, was ist passiert!“, ehrliche Sorge, ja fast Angst schwangen darin mit.<br />
„Sie befindet sich in einer Einsiedelei vor der Stadt, sie lebt... sie schläft... keine Ahnung, wie man es<br />
nennen will. Ich halte es für böse Magie und kann nichts dazu sagen. Die Einsiedler dort haben mir<br />
versprochen, ein wachsames Auge auf die Kleine zu haben.“<br />
Er horchte auf den Wagen und die Frau, die darin sitzen mußte. Er hörte das Schaben von Stoff auf<br />
dem Holz des Kutschbockes, als sich die alte Frau beunruhigt hin und her bewegte, dann schließlich<br />
seufzte.<br />
„Nun denn, man hatte mir gesagt, daß ihr etwas zu mir bringen solltet. Kann ich es sehen?“<br />
Bercan nahm den verpackten Stab und reichte ihn blind nach oben. Er spürte eine Hand, die den Stab<br />
entgegen nahm, er spürte Falten, Schwielen und - Wärme.<br />
Er hörte wie das Tuch zurückgeschlagen wurde, die alte Frau scharf die Luft einzog und einige Worte<br />
in einer fremden Sprache murmelte. Es schien ihm als würde daraufhin die abendliche Luft um ihn<br />
herum noch etwas kälter, eine Gänsehaut huschte ihm über den Rücken, doch schnell war dieser<br />
Eindruck wieder vorbei, seltsam.<br />
���<br />
Da... diese Stimme... das war doch GROSSMUTTER!<br />
GROSSMUTTER, GROSSMUTTER! Warum kann mich denn keiner höööööööören!<br />
���<br />
Für einen Augenblick glaubte er, neben der flüsternden Stimme der alten Frau jemanden rufen zu<br />
hören. Er lauschte, doch da war nichts mehr.<br />
Leise hörte Bercan dann die alte Frau wieder etwas murmeln: „Shirinn, Shirinn, wo hast Du Dich<br />
denn nun wieder herumgetrieben? Hast Du wieder einmal etwas angefaßt, das Dir die Finger versengt<br />
hat?“<br />
Bercan wurde hellhörig.<br />
„Der Stab, was ist damit?“, fragte er aufgeregt.<br />
Lange Zeit hörte er gar nichts, nur Farlina war da, die ihm einmal fest die Hand drückte um ihn etwas<br />
zu beruhigen. Sie konnte ja sehen wie nervös die „Großmutter“ war, scheinbar sehr nervös, denn<br />
irgendwie schien das auf Farlina abzufärben.<br />
„Woher hat sie diesen Stab? Was hat euch Shirinn zu diesem Stab gesagt, Bercan Tibrand?“, fragte<br />
die alte Stimme.<br />
„Nicht viel, nur daß ich.....“, so erzählte Bercan die gesamte Geschichte ein weiteres Mal....<br />
Allerdings, die Sache mit dem Schwur, und was überhaupt zum Schluß in der Kammer geschehen<br />
war, das verheimlichte er noch.<br />
„So... ein Gelehrter, der Menschen in Monster verwandelt. Und der soll in einem Dorf hier in der<br />
Nähe leben? Und Shirinn hat diesen Stab hergebracht, weil er gegen den Gelehrten eingesetzt werden<br />
können soll? Und ich sollte dies tun?“ Fragen über Fragen, auf die Bercan Tibrand natürlich keine<br />
Antworten kannte außer denen, die Shirin auch schon angedeutet hatte.<br />
Was Bercan, und auch Farlina, nicht wußten war, daß Großmutter, die schwarze Jakla, wie man sie im<br />
Allgemeinen im Rattenloch nannte, früher womöglich die richtige Person gewesen war. Ja, es war<br />
schon viele, viele Jahre her, da hatte Jakla sich Sibrinnid von den Schlangen genannt - und sie war,<br />
nicht hier in <strong>Elek</strong>-<strong>Mantow</strong>, eine bekannte Magierin gewesen.... Ach ja, früher...<br />
„Nun ja, was soll ich noch lange erzählen, Junge, dieser Stab, und auch ich, können euch nicht helfen,<br />
nicht mehr.“