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Bestandsaufnahme - Digistadtdo

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Der Sozialraum<br />

Die sozialräumliche Perspektive gibt Informationen über Lebenslagen, Sozialbedürfnisse,<br />

Handlungspotenziale und Defizitlagen von Kindern und Jugendlichen.<br />

Durch eine lebensnahe Betrachtung kann eine höhere Adressatennähe und somit eine<br />

angemessene Bedarfsplanung entwickelt werden.<br />

Sozialräumliche Jugendhilfeplanung<br />

Die Praxis sowie auch die Fachliteratur zur Jugendarbeit haben in den letzten Jahren neue<br />

Schwerpunkte, Ausprägungen und Veränderungen erlebt. In allen Bereichen spricht man<br />

zunehmend von der sozialräumlichen Orientierung von Kindern und Jugendlichen.<br />

Sozialräumliche Jugendhilfe beschreibt einen spezifischen Zusammenhang von Verhalten<br />

von Kindern und Jugendlichen und den konkreten Räumen, in denen sich Kinder und<br />

Jugendliche aufhalten. Der sozialräumliche Ansatz stellt die Frage nach neuen Konzepten,<br />

die aus den Bedingungen der Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen inhaltliche<br />

Konsequenzen für die offene Kinder- und Jugendarbeit formuliert.<br />

Nach U. Deinert 5 fragt eine sozialräumliche Jugendhilfeplanung die von quantitativen und<br />

qualitativen Daten im Ortsteil ausgeht, nach der Funktion von Einrichtungen und Orten für<br />

den Ortsteil, nach Zielgruppen und Kooperationspartnern.<br />

Straßensozialisation<br />

Die Lebensbedingungen der Kinder und Jugendlichen haben sich in den letzten 60 Jahren<br />

stark verändert. In Dortmund und anderen Großstädten ist der Großteil etwa 60 - 70% 6<br />

des Wohnraums in der Kriegszeit zerstört worden. Es gab keine Spielanlagen mehr, kaum<br />

Kindergärten und Freizeiteinrichtungen. Wohnräume waren oft nur notdürftig repariert<br />

und die Kinder spielten vorwiegend draußen. Hier gab es viel Raum, der von ihnen frei<br />

genutzt werden konnte. Auf Trümmergrundstücken und verkehrsfreien Straßen, ohne<br />

elterliche Kontrolle konnten sie die Spielumgebung neu gestalten. Mit dem Wiederaufbau<br />

verschwanden auch die kontrollfreien Nischen. 7<br />

Dieses war zugleich der Beginn neuer Wohnformen. Es haben sich bis heute drei Formen<br />

der Bebauung durchgesetzt: Trabantenstädte, Einfamilienhaussiedlungen am Stadtrand<br />

und das Wohnen in Hochhäusern. Viele Großfamilien im Dortmunder Norden leben heute<br />

in Hochhäusern mit vier und mehr Stockwerken, sodass die Eltern ihre Kinder beim<br />

Spielen auf dem Hof oder in der Straße nicht beobachten können. Deshalb spielen viele<br />

Kinder häufig in der Wohnung. „...je höher die Wohnung liegt, umso häufiger spielt das<br />

Kind in der Wohnung und umso seltener wird der Hausflur in das Spiel einbezogen...“ 8<br />

Hieraus resultiert eine Straßensozialisation, die relativ wenig Freiheit für Eigentätigkeiten<br />

der Kinder zulässt.<br />

5 Deinert, U.: Sozialräumliche Jugendhilfeplanung, Eine praxisbezogene Anleitung zur<br />

Konzeptentwicklung in der offenen Kinder- und Jugendarbeit ,Leske + Budrich, Opladen 1999<br />

6<br />

Recker, M.L.: Wohnen und Bombardierung im zweiten Weltkrieg. In: Rolff und Zimmermann: Kindheit<br />

im Wandel, Weinheim und Basel, 1990<br />

7 Rolff und Zimmermann: Kindheit im Wandel, Weinheim und Basel, Beltz Verlag, 1997<br />

8 Mundt, J.W.: Vorschulkinder und ihre Umwelt. Weinheim/Basel 1989, S. 83f.<br />

Seite 58

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