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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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gerichtete Lenkungsgruppe in der »heißen Phase« der Verkaufsverhandlungen<br />

nicht mehr einbeziehen will. Damit werden von Seiten der mit dem Verkaufsprozess<br />

beauftragten Unternehmensberatung Klynfeld, Peat, Marwick,<br />

Mitchell, Goerdeler (KPMG) nur noch der OBM sowie die drei LVV-Geschäftsführer<br />

auf dem Laufenden gehalten. 15 Dieses Vorgehen wird aus dem<br />

Stadtrat und von den Gegner_innen der Privatisierung heftig kritisiert und<br />

als eine eklatante Beschneidung der Rechte des dafür gewählten Stadtrates<br />

zur Einflussnahme auf politische Entscheidungen bezeichnet. Der OBM erklärt,<br />

dass der Verkauf noch im Herbst 2007 abgeschlossen werden soll. Das<br />

APRIL-Netzwerk ruft daraufhin zu einem breiteren Bündnistreffen auf. Aus<br />

diesem Kreis heraus wird die Initiative »Stoppt den Ausverkauf unserer<br />

Stadt« ins Leben gerufen, die ankündigt, die Privatisierungspläne mit einem<br />

Bürgerentscheid zu verhindern. Im September 2007 startet die Initiative mit<br />

der Sammlung der für ein Bürgerbegehren notwendigen Unterschriften. Dabei<br />

wendet sie sich aber nicht nur gegen die geplante (Teil-)Privatisierung der<br />

Stadtwerke, sondern wählt eine generellere Formulierung. Die Fragestellung<br />

des Bürgerbegehrens »Sind Sie dafür, dass die kommunalen Unternehmen<br />

und Betriebe der Stadt Leipzig, die der Daseinsvorsorge dienen, weiterhin<br />

zu 100 Prozent in kommunalem Eigentum verbleiben?« wird so formuliert,<br />

dass mit dem Votum jegliche Privatisierungen oder Teilprivatisierungen der<br />

großen kommunalen Unternehmen unmöglich gemacht werden. 16 Neben<br />

den bisher im APRIL-Netzwerk Aktiven schließt sich nun eine Reihe von<br />

Bürger- und Stadtteilvereinen der Initiative an. Auch die Stadtratsfraktionen<br />

DIE LINKE und B’90/DIE GRÜNEN erklären offiziell ihre Unterstützung. 17<br />

In den kommenden Wochen und Monaten spitzt sich die Debatte zu. Anfang<br />

November 2007 stellt der OBM das von dem Beratungsunternehmen KPMG<br />

favorisierte Angebot vor. Der französische Konzern Gaz de France (GdF) will<br />

in Leipzig einsteigen und bietet für die Stadtwerkeanteile 520 Millionen<br />

Euro – deutlich mehr als die anderen Bieter. Dies liegt weit über den ursprünglichen<br />

Erwartungen, selbst denen des Chefunterhändlers von der<br />

KPMG. 18 Die Debatte über das Angebot wird sehr breit geführt – von Begeisterung<br />

über kritische Fragen und Forderungen nach einer Offenlegung aller<br />

Angebote bis hin zu Spekulationen über die Verteilung der möglichen Privatisierungserlöse<br />

sind alle Reaktionen vorhanden. Die Präsidenten der Industrie-<br />

und Handelskammer (IHK) und der Handwerkskammer (HWK) fordern,<br />

dass der Stadtrat keine Abkehr vom Privatisierungskurs zulässt. Zum<br />

favorisierten Angebot betonen sie, dass »eine staatlich gelenkte Industriepolitik<br />

aus dem Ausland die Interessen regionaler Standortpolitik nicht<br />

15 Vgl. Leipziger Volkszeitung vom 13.07.2007.<br />

16 Zur Konkretisierung wurden in einem zweiten Satz die großen zur Daseinsvorsorge zählenden Unternehmen<br />

aufgelistet.<br />

17 Vgl. Leipziger Volkszeitung vom 01.09.2007.<br />

18 Vgl. Leipziger Volkszeitung vom 01.11.2007.<br />

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