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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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den« 14 . Die unausweichlichen Krisen und Restrukturierungen der kapitalistischen<br />

Weltwirtschaft und die veränderlichen Formen, die das globale Kapital<br />

annimmt, haben unterschiedliche Auswirkungen auf unterschiedliche<br />

Länder, je nach deren historisch bedingter Verortung und Entwicklung:<br />

Es gibt demnach zwischen der allgemeinen herrschenden kapitalistischen<br />

Produktionsweise und den Besonderheiten der Wirtschaft jedes Staates ein<br />

konstitutives Spannungsverhältnis. Thwaites denkt insofern theoretische<br />

Annäherung, Transformationen durch weltweite Globalisierungsprozesse<br />

und spezifische Bedingungen in der Peripherie zusammen. »Interne« und<br />

»externe« Aspekte wirken aufeinander, weisen aber eigene Ausdifferenzierungen<br />

auf.<br />

Es festigen sich deshalb globale Steuerungsstrukturen zur Regulierung<br />

des Welthandels, »die einen disziplinierenden Zwang auf nationale Gesellschaftsformen<br />

ausüben« 15 . Der radikale Umbau der Regulierung von Finanzmärkten,<br />

Welthandel und weltweiter Produktion haben zu gewandelten Abhängigkeitsmustern<br />

geführt, die Eingang in eine Analyse des Staates finden<br />

müssen. Dennoch ist es die Konfiguration der gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse,<br />

die bestimmt, wie sich diese globalen Bedingungen jeweils auswirken.<br />

Insofern bleibt nur, die Konfiguration spezifischer Staaten im Kontext<br />

globaler Herrschaftsbeziehungen zu untersuchen: Es sind historisch-spezifische<br />

Analysen von Staatlichkeit und deren Wandel. 16<br />

Orientiert man sich an Jessops Analyserahmen von sechs Dimensionen,<br />

erfordern folgende Bereiche eine genauere Betrachtung: Formen der politischen<br />

Repräsentation und Artikulation; die Vermittlung verschiedener Ebenen<br />

im institutionellen Ensemble »Staat« und die Beziehung zu anderen<br />

(etwa Anordnung der Staatsapparate); die Interventionsmechanismen des<br />

Staates; politische Projekte und Forderungen verschiedener Kräfte; wenn<br />

vorhanden ein vorherrschendes Staatsprojekt, mit dem versucht wird, eine<br />

relative Einheitlichkeit innerhalb der staatlichen Aktivitäten durchzusetzen;<br />

hegemoniale Vorstellungen (politisch, moralisch, intellektuell), die zur Stützung<br />

oder Veränderung eines solchen Projekts und Ensembles beitragen. 17<br />

Ulrich Brand weist darauf hin, dass diese staatstheoretischen Überlegungen<br />

um diskurstheoretische, skalentheoretische, postkoloniale Ansätze und<br />

14 Ebd., S. 27.<br />

15 Stefan Schmalz: Brasilien in der Weltwirtschaft. Die Regierung Lula und die neue Süd-Süd-Kooperation,<br />

Münster 2008, S. 39 f.; vgl. Thwaites Rey 2010 (s. Anm. 12).<br />

16 Vgl. Jessop 2008 (s. Anm. 8).<br />

17 Vgl. Bob Jessop: Der strategisch-relationale Ansatz der Staatstheorie in der Südperspektive. In: Hans-Jürgen<br />

Burchardt: Nord-Süd-Beziehungen im Umbruch. Neue Perspektiven auf Staat und Demokratie in der Weltpolitik,<br />

Frankfurt am Main, New York 2009, S. 75 ff. – Mögliche konkretere Fragen entwickelten Rolf<br />

Hanisch und Rainer Tetzlaff 1981; sie fragen nach Formen von Herrschaft und Mitteln des Staates (Zwangsmittel<br />

und Repression oder Integration, Kooptation), dem Klassencharakter, aber auch nach Steuerungskapazitäten<br />

des Staates. – Vgl. Rolf Hanisch; Rainer Tetzlaff: Der Staat in Entwicklungsländern als Gegenstand<br />

sozialwissenschaftlicher Forschung. In: Dies. (Hrsg): Staat und Entwicklung. Studien zum Verhältnis von<br />

Herrschaft und Gesellschaft in Entwicklungsländern, Frankfurt am Main 1981, S. 19 ff.<br />

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