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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Roman Fröhlich<br />

Der Einsatz von Gefangenen aus den Lagern der SS bei<br />

deutschen Unternehmen am Beispiel Heinkel und HASAG.<br />

Ein Vergleich<br />

Einleitung<br />

Die »Hugo Schneider AG« (HASAG), die im Zweiten Weltkrieg vor allem<br />

Armeebedarf produzierte, sowie die »Ernst Heinkel Flugzeugwerke GmbH«,<br />

später »Ernst Heinkel Aktiengesellschaft« (EHAG), die im Bereich der Flugzeugindustrie<br />

das größte Kontingent an Konzentrationslagergefangenen<br />

(KZ-Gefangenen) der SS beschäftigte, gehörten zu den Arbeitgebern, die im<br />

»Dritten Reich« die meisten Gefangenen aus KZ und »Zwangsarbeitslager<br />

für Juden« (ZAL) einsetzten. Ernst Heinkel, Eigentümer der gleichnamigen<br />

Flugzeugwerke, war seit 1933 Mitglied der NSDAP. Als Generaldirektor der<br />

HASAG fungierte ab 1932 der SS-Sturmbannführer und NSDAP-Angehörige<br />

Paul Budin. Beide Firmen befanden sich ab 1933 in einer Wachstumsphase,<br />

die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs anhielt. Anhand des Vergleichs<br />

von zwei der größten Profiteure der Gefangenenzwangsarbeit in der<br />

Privatwirtschaft soll verdeutlicht werden, dass die Unternehmensstrategien<br />

bei der Beschäftigung von Gefangenen aus den Lagern der SS sehr unterschiedlich<br />

sein konnten und wesentlich von den Interessen der Firmen bestimmt<br />

waren.<br />

Der Aufsatz fokussiert weniger auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />

der einzelnen Gefangenen, die in den genannten Unternehmen zu Arbeit gezwungen<br />

wurden. Diese Bedingungen waren bei den verschiedenen Firmen<br />

sehr unterschiedlich. 1 Auch zwischen den Lagern derselben Firma differierten<br />

sie teilweise erheblich. Signifikante Aussagen darüber setzen eine tiefergehende,<br />

kleinteilige Analyse voraus, die dieser Artikel nicht leisten kann.<br />

Sowohl für die HASAG als auch für den Heinkel-Konzern steht eine solche<br />

detaillierte Untersuchung noch aus. 2 Für alle im Folgenden berücksichtigten<br />

Lager der SS kann allerdings grundsätzlich gelten, dass die Arbeit für die<br />

1 Vgl. Ulrich Herbert: Geschichte der Ausländerpolitik in Deutschland. Saisonarbeiter, Zwangsarbeiter, Gastarbeiter,<br />

Flüchtlinge, Bonn 2003, S. 180.<br />

2 Eine genaue Untersuchung dieser Unterschiede steht für die Firma Ernst Heinkels noch aus und wird derzeit<br />

vom Autor im Rahmen seiner Dissertation bearbeitet. Martin Schellenberg hat einen Aufsatz zu den<br />

Außenlagern des KZ Buchenwald an den Standorten der HASAG veröffentlicht, aus dem die Unterschiede<br />

hervorgehen: Martin Schellenberg: Die »Schnellaktion Panzerfaust«. Häftlinge in den Außenlagern des KZ<br />

Buchenwald bei der Leipziger Rüstungsfirma HASAG. In: Dachauer Hefte Nr. 21, 2005, S. 237-271.<br />

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