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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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hielten Einzug. Konnten für die verbleibenden Beschäftigten der traditionellen<br />

EVU teilweise soziale Besitzstände gesichert werden, so liegt das Niveau<br />

der Neu-Eingestellten zumeist deutlich unter diesem Level. Wie die neuen<br />

EVU setzten mittlerweile auch die traditionellen EVU auf eine Intensivierung<br />

der Arbeit mittels flexibler und längerer Arbeitszeiten sowie multifunktionaler<br />

Tätigkeiten (z. B. der Lokführer als Schaffner und Servicekraft).<br />

»Auch für die Beschäftigten der bahnnahen Zulieferbetriebe hatten die<br />

Umstrukturierungen massive negative Auswirkungen. Allein in der deutschen<br />

Bahnindustrie verloren im Zuge der formellen Bahnprivatisierung<br />

1994 über 50 000 Menschen ihren Arbeitsplatz; der Sparkurs der DB AG mit<br />

dem Ziel der Börsenfähigkeit seit 2000 kostete die Bahnindustrie weitere<br />

10 000 Arbeitsplätze.« 24<br />

Europäische Gewerkschaften unter Zugzwang<br />

Die Schwierigkeiten der europäischen Bahngewerkschaften, die Arbeitsplätze<br />

und sozialen Errungenschaften für die Beschäftigten des Sektors zu sichern,<br />

dürften trotz massiver Mitgliederverluste und angesichts eines traditionell<br />

hohen Organisationsgrads der Eisenbahner weniger durch ihre<br />

Verhandlungsstärke als vielmehr durch die politischen Vorgaben der EU und<br />

nationaler Regierungen erklärbar sein. So konnten europaweite Streikbewegungen<br />

1992 zwar eine schnelle Umsetzung der Direktiven der EU verhindern,<br />

»dennoch gab es kein einheitliches internationales gewerkschaftliches<br />

Vorgehen gegen den Angriff von Kapital und Regierungen« 25 , das die Eingriffe<br />

hätte verhindern können. Nach Ansicht von BeobachterInnen war der<br />

Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) »nicht bereit, die Bewegung zu<br />

koordinieren und weiter zu intensivieren« 26 . Erst mit der Neugründung der<br />

Europäischen Transportarbeiter Föderation (ETF) im Juni 1999 27 aus den Vorgängerorganisationen<br />

der Föderation der Transportarbeiter der Europäischen<br />

Union/EFTA (FST) und den sonstigen in Europa vertretenen Mitgliedergewerkschaften<br />

der Internationalen Transportarbeiter Föderation (ITF)<br />

intensivierten auch die europäischen Verkehrsgewerkschaften ihre Zusammenarbeit.<br />

24 Richter-Steinke 2008 (s. Anm. 22), S. 15.<br />

25 Willi Hajek: Eisenbahnen in Europa: Wohin rollt der Zug? Für einen Öffentlichen Dienst anstelle von Privatisierung.<br />

In: Ränkeschmiede – Texte zur internationalen Arbeiterbewegung, No. 15, 02/06, Offenbach 2006,<br />

S. 5.<br />

26 Ebd., S. 5.<br />

27 Der mit rund 2,5 Millionen Mitgliedern in 40 Ländern fortan größte Tochterverband der 1896 gegründeten<br />

ITF, die in weltweit 148 Ländern mit 681 Gewerkschaften rund 4,5 Millionen Mitglieder vertritt, ist unterteilt<br />

in zehn unterschiedliche Sektionen, die von der Zivilluftfahrt über die Eisenbahn (36 Eisenbahnsektoren) bis<br />

zum städtischen Nahverkehr reichen.<br />

35

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