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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Zweifellos bringen Talsperren seit vielen Jahrzehnten der gesellschaftlichen<br />

Entwicklung einen nicht zu unterschätzenden Nutzen. In einem Großteil<br />

der Staaten könnten wir uns die sozioökonomische Entwicklung ohne<br />

Talsperren kaum vorstellen. So erzeugten Wasserkraftwerke in Zusammenhang<br />

mit Talsperren 2008 weltweit ca. 16 Prozent des gesamten Stroms, und<br />

bewässerte Flächen tragen zu einem Drittel der landwirtschaftlichen Produktion<br />

bei. 3<br />

Die sozialen und ökologischen Wirkungen jedoch wurden in der Vergangenheit<br />

kaum betrachtet. Talsperren haben mehr als die Hälfte der Flüsse der<br />

Welt fragmentiert und radikal verändert. Globale Schätzungen legen nahe,<br />

dass 50 bis 90 Millionen Menschen durch den Bau von Stauseen umgesiedelt<br />

wurden; zumeist landeten sie in den Armensiedlungen von Großstädten. 4 In<br />

dem Maße, wie die negativen Auswirkungen deutlicher, Entscheidungsprozesse<br />

in vielen Ländern offener und partizipativer wurden und das ökologisch-soziale<br />

Bewusstsein der Gesellschaften sich erhöhte, wurde die Entscheidung,<br />

eine Talsperre zu bauen, auch immer häufiger angefochten. Die<br />

enormen Investitionen und die weitreichenden Auswirkungen von Talsperren,<br />

insbesondere von großen Talsperren, entflammen vor allem seit Beginn<br />

der 1990er Jahre Konflikte hinsichtlich der Auswirkungen – sowohl was bestehende<br />

Anlagen als auch in Planung befindliche betrifft.<br />

Rückbau von Talsperren<br />

Daher berücksichtigen viele der heutigen Untersuchungen zum Bau, Betrieb<br />

und zur Sanierung von Talsperren und zur Renaturierung von Fließgewässer<br />

auch ökologische und soziale Problemstellungen. Dem liegen Forschungsergebnisse<br />

der vergangenen Jahrzehnte zugrunde, die neue Erfahrungen<br />

und Erkenntnisse über die Auswirkungen von Talsperren auf die abiotischen<br />

5 , chemischen und biotischen 6 Eigenschaften von Fließgewässerökosystemen<br />

generiert haben. Aber auch solche, die Auswirkungen von Talsperren<br />

auf die sozialen, kulturellen und ökonomischen Strukturen menschlicher<br />

Gesellschaften in den Fokus gerückt haben. 7<br />

Auf Basis dieser Ergebnisse wurde die Diskussion über die Bewirtschaftung<br />

der Wasserressourcen aus einer neuen Perspektive geführt. In diesem<br />

3 Vgl. UNESCO: The United Nations World Water Report 3: Water in a Changing World, 2009.<br />

http://www.unesco.org (http://tinyurl.com/cgaloa; 11.05.<strong>2011</strong>).<br />

4 Vgl. Weltkommission für Staudämme: Staudämme und Entwicklung: ein neuer Rahmen zur Entscheidungsfindung,<br />

2000. http://www.dams.org (http://tinyurl.com/5umx3a3; 11.05.<strong>2011</strong>).<br />

5 Damit sind Zustände und Entwicklungen gemeint, die sich nicht auf Lebewesen beziehen.<br />

6 Hiermit sind Zustände und Entwicklungen erfasst, die sich auf Lebewesen beziehen.<br />

7 Vgl. Ercan Ayboga: Rückbau von Talsperren. In: Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und<br />

Abfall e. V. (DWA) (Hrsg.): Weiterbildendes Studium Wasser und Umwelt, Hydraulik und Wasserbau, Weimar<br />

2009. http://www.uni-weimar.de (http://tinyurl.com/5sbqa3m; 11.05.<strong>2011</strong>).<br />

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