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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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ilisieren. Bereits im September 2010 wird dem Aufsichtsrat der LVV von<br />

Seiten der Geschäftsführung die Veräußerung von Teilen der HL komm, der<br />

perdata und einer Tochter der Kommunalen Wasserwerke Leipzig (KWL),<br />

dem Wassergut Canitz, vorgeschlagen. Dieser Vorschlag wird aber mehrheitlich<br />

im Aufsichtsrat der LVV abgelehnt. 29<br />

Daraufhin teilte die Geschäftsführung der LVV dem OBM mit, dass die<br />

LVV nicht mehr in der Lage sein wird, ihren finanziellen Verpflichtungen gegenüber<br />

der Stadt Leipzig vollständig nachzukommen, und bittet den OBM,<br />

entgegen der Position im Aufsichtsrat, Maßnahmen zur Privatisierung auf<br />

Gesellschafterebene – also der Stadt – einzuleiten. Von einer Privatisierung<br />

des Wassergutes Canitz wird Abstand genommen, allerdings schlägt der<br />

OBM dem Stadtrat die Teilprivatisierung der beiden Tochterunternehmen<br />

der Stadtwerke vor, die vor allem auch für die Durchsetzung von zentralen<br />

Entwicklungsstrategien für die Stadt Leipzig (Medien- und Energiecluster)<br />

eine entscheidende Bedeutung haben.<br />

Die Befürworter_innen der Privatisierung sind auch in der aktuellen Debatte<br />

die gleichen Akteure wie in den beschriebenen zurückliegenden Privatisierungsdiskursen.<br />

So sind im Stadtrat vor allem die Fraktionen von CDU,<br />

SPD und FDP die treibenden Akteure im Verkaufsprozess. Außerhalb des<br />

Stadtrates sind es vor allem die Vertreter der Industrie- und Handelskammmer<br />

(IHK), der Handwerkskammer (HWK), aber auch die Geschäftsführer<br />

der städtischen Holding LVV.<br />

Auf der Seite der Gegner_innen der Privatisierung finden sich wiederum<br />

das APRIL-Netzwerk, die Gewerkschaft ver.di, attac und die Betriebsräte der<br />

betroffenen Unternehmen. Die Fraktion der Partei DIE LINKE und einzelne<br />

Stadträte der Fraktion B’90/DIE GRÜNEN lehnen die Verkäufe ab. Um den<br />

Verkauf zu begründen, werden wieder die gleichen Argumente ins Feld geführt<br />

wie bereits in den vergangenen Jahren. Zentrales Argument in der Privatisierungsdebatte<br />

ist die Verschuldungssituation der Stadt sowie der LVV. 30<br />

Aufgrund des Widerstands gegen die Privatisierungspläne werden die Verkaufspläne<br />

von der Januarsitzung des Stadtrates abgesetzt und für die Sit-<br />

29 Vgl. interne Aufsichtsratsvorlage der LVV Geschäftsführung auf der Aufsichtsratssitzung der LVV vom<br />

26.10.2010.<br />

30 Das zentrale Argument der Befürworter_innen der Privatisierung ist, dass die LVV konsolidiert werden<br />

müsse und dringend frisches Geld brauche. Die Gegner_innen der Privatisierung halten dem entgegen, dass<br />

genau dies ein Argument gegen den Verkauf sei, da HL komm und perdata als zwei gewinnbringende Unternehmen<br />

innerhalb des Stadtwerke-Unternehmens in nicht unbeträchtlicher Weise zum Gesamtgewinn<br />

beitragen. Aus den Geschäftsberichten geht hervor, dass beide Unternehmen zusammen im Jahre 2009 ca.<br />

8 Millionen Euro Gewinn erwirtschafteten. Anzumerken ist außerdem, dass ein großer Teil der Schulden, die<br />

die Holding LVV belasten, aus dem Rückkauf der Stadtwerkeanteile im Jahre 2003 resultieren. Die Stadt<br />

hatte in den Jahren 1997/1998 40 Prozent der Stadtwerkeanteile an die MEAG (später RWE) veräußert.<br />

Nachdem es Schwierigkeiten bezüglich der Ausrichtung des Unternehmens zwischen den privaten und<br />

kommunalen Anteilseigner_innen gab, entschied sich die Stadt, die Anteile im Jahr 2003 für einen weit<br />

höheren Betrag wieder zurückzuerwerben. Hierfür wurde ein Gesellschafterdarlehen aufgenommen. Dieses<br />

Darlehen soll von der LVV nun, zusätzlich zu allen zu erbringenden Leistungen, an die Stadt zurückgezahlt<br />

werden und wird in der aktuellen Debatte u. a. als Begründung für die neuerlichen Privatisierungspläne an-<br />

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