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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Für die Art und Weise der Beschlagnahmung gab es ebenfalls deutliche<br />

Anweisungen: »Nur der sofortige Zugriff erhält wichtiges Material für<br />

die politische Kriegsführung. Das Einsatzkommando ist keine kämpfende<br />

Truppe, doch hat es mit allen Mitteln gegebenenfalls unter Waffenanwendung<br />

sich in den Besitz der notwendigen politischen Unterlagen zu setzen.«<br />

23<br />

Ein wesentlicher Schritt in der Geschichte des SKK war die Eingliederung<br />

in die Waffen-SS. Sie wurde mit Wirkung vom 1. August 1941 vollzogen. 24<br />

Künsberg hatte Ribbentrop schriftlich um Erlaubnis gebeten, die Eingliederung<br />

seines Sonderkommandos in die Waffen-SS beantragen zu dürfen. 25 Der<br />

Vorteil war unübersehbar ein logistischer: Der Anschluss an die SS gewährleistete<br />

schnelles Handeln und optimierte den Informationsfluss. 26 Mit der<br />

Eingliederung in die Waffen-SS ging jedoch eine gewisse Unklarheit bezüglich<br />

der Weisungsgebundenheit einher: Die Anweisung zur Beschlagnahmung<br />

von politischem Material konnte nur vom Reichsaußenminister gegeben<br />

werden. Als Einheit der Waffen-SS unterstand das SKK jedoch in militärischen<br />

Dingen der Weisung des SS-Führungshauptamtes. Das SKK befand<br />

sich also im Schnittpunkt der Kompetenzen.<br />

Das SKK bestand bei Beginn des Überfalls auf die Sowjetunion aus drei<br />

Einsatzkommandos, die jeweils einer Heeresgruppe zugeordnet waren und<br />

sich aus 95 Mann zusammensetzten. Mit Nachschubkolonnen, Instandsetzungsstaffel<br />

und einigen weiteren Sachbearbeitern des AA hatte das Unternehmen<br />

eine Kapazität von 339 Mann. 27 Nahezu alle waren Angehörige der<br />

Waffen-SS. Mit Ausnahme des Wehrsoldes wurden die gesamten Kosten für<br />

das SKK aus dem Kriegskostenfond des AA bestritten. 28 Ziel der Einsatzkommandos<br />

war es, mit den ersten Truppen Moskau und Leningrad zu erreichen.<br />

Um in jedem Fall in Moskau oder Leningrad an der Spitze der erobernden<br />

Truppe einzumarschieren, wurden sie auf alle drei Heeresgruppen,<br />

nämlich Nord, Mitte und Süd, verteilt. 29 1942 kam das Einsatzkommando<br />

Süd B (Wolga) hinzu, das in Stalingrad eingesetzt werden sollte.<br />

Im Einsatzkommando Nürnberg, das der Heeresgruppe Mitte zugeteilt<br />

war, war Scheiberts Rolle überschaubar. Das Kommando hatte 1941 den Auftrag<br />

erhalten, in den Archiven des Moskauer Parteisekretariats und des Leningrader<br />

Militärbezirks sowie im Zentralarchiv nach Akten zu suchen, die<br />

für Finnland von Interesse sein könnten. Hintergrund war eine Anfrage des<br />

23 PA-AA-R 27554: Einsatzkommando Hamburg, Dienstanweisung für die Vornahme von Durchsuchungen in<br />

eroberten bzw. besetzten Feindstädten, 25.07.1941.<br />

24 Vgl. Heuss 1997 (s. Anm. 22), S. 541.<br />

25 PA-AA-R 27574: Bezugnahme auf Künsbergs Schreiben vom 02.01.1941 durch Ribbentrop, 08.01.1941.<br />

26 BAP, ZSTA Potsdam, Film 8375, V. Rintelen an Ministerialdirektor Schroeder, Berlin, 05.11.1942, zitiert nach<br />

Hartung 1997 (s. Anm. 16), S. 101.<br />

27 PA-AA-R 27575: Aufstellung von Künsberg, 30.01.1942.<br />

28 Vgl. Heuss 2000 (s. Anm. 16), S. 314.<br />

29 PA-AA-R 27556.<br />

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