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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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stehen, und die Gesundheitspräventionen sollen wiederum die Lohnnebenkosten<br />

senken und gleichzeitig die Arbeitsproduktivität steigern. 16<br />

Aus der Sicht der Initiative sind bis 2020 die erhofften Wirkungen dieser<br />

Maßnahmen eine sogenannte Win-Win-Situation für Unternehmen, ArbeitnehmerInnen<br />

und für die Volkswirtschaft. Die Eckpfeiler und Themen des<br />

Work-Life-Balance-Konzeptes lassen sich auf diese Gleichungen bringen:<br />

Integration in das Unternehmen = Steigerung der Arbeitsproduktivität<br />

Gesunde Lohnabhängige = weniger Lohnnebenkosten<br />

Weniger Fehlzeiten = mehr Wettbewerbsfähigkeit<br />

Mehr Kinder = mehr privater Konsum<br />

Mehr Konsum = mehr Arbeit<br />

Mehr Arbeit = mehr Profit<br />

Zusammenfassend lässt sich der institutionelle Rahmen dieses Diskurses dahingehend<br />

charakterisieren, dass aus der strukturellen Zusammensetzung<br />

eine Verstrickung von wirtschaftlichen und politischen Interessen hervorgeht.<br />

Die InitiatorInnen dieses Work-Life-Balance-Diskurses sind nicht nur als<br />

einfache MultiplikatorInnen des Diskurses zu bewerten, sondern sie können<br />

als ArbeitgeberInnen und als Regierung einen zentralen Einfluss auf die öffentliche<br />

Meinungsbildung geltend machen sowie durch ihre zentralen Positionen<br />

innerhalb der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaftsformation die<br />

»Führung der Führungen« 17 zu organisieren versuchen. Zugespitzt formuliert<br />

lässt sich feststellen, dass in dem hier untersuchten Text ein Konglomerat<br />

aus staatlichen Institutionen und Großkonzernen Ziele der gesamtgesellschaftlichen<br />

Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten artikuliert. Hierbei ist<br />

durchaus von einem wirkmächtigen Herrschaftsdiskurs zu sprechen.<br />

Die inhaltlich-ideologischen Aussagen der Initiative zum Geschlechterund<br />

Gesellschaftsbild<br />

Um die Frage zu beantworten, welches Geschlechter- und Gesellschaftsbild<br />

der Text vermittelt, habe ich exemplarisch Themen herausgearbeitet und<br />

Diskurspositionen kritisch kommentiert. Der erste Themenkomplex umfasst<br />

Aussagen zu geschlechtsspezifischen Verbindungen der Work-Life-Balance-<br />

Maßnahmen:<br />

»Betriebliche Work-Life-Balance-Konzepte bieten die Chance, die geschlechtsspezifische<br />

Arbeitsteilung nach dem traditionellen Modell eines<br />

männlichen Alleinverdieners und einer allenfalls in geringem Rahmen erwerbstätigen<br />

Hausfrau zu überwinden. Die strategischen Überlegungen und<br />

Aktionen der Work-Life-Balance-Konzepte richten sich darauf, weibliche<br />

16 Vgl. ebd., S. 8 ff.<br />

17 Michel Foucault: Warum ich die Macht untersuche: die Frage des Subjekts. In: Hubert L. Dreyfus; Paul Rabinow:<br />

Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik, Frankfurt am Main 1987, S. 255.<br />

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