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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Einen letzten Erfolg konnte die EHAG im September 1944 verzeichnen.<br />

Der »Rüstungsstab« stimmte dem Bau des Jagdflugzeugs He 162 zu. »Wie<br />

die frühen Produktionspläne der He 162 deutlich belegen, wurde dieses Projekt<br />

von Anfang an auf Zwangsarbeit ausgerichtet.« 62 Die KZ-Lager an den<br />

Standorten, an denen die He 162-Produktion aufgezogen wurde, verzeichneten<br />

in der Folge steigende Gefangenenzahlen. Als die EHAG die Produktion<br />

in den Verlagerungsorten aufnahm, waren die baulichen Voraussetzungen<br />

zumindest provisorisch abgeschlossen. Vom Konzern selbst mussten kaum<br />

noch Bauarbeiten verrichtet werden. Die EHAG betrieb keine sogenannten<br />

Baulager. Der Gefangeneneinsatz bei Bauarbeiten scheint sich auf bestimmte<br />

Kommandos beschränkt zu haben. 63 Keines der KZ, die ab 1942 an den Produktionsstandorten<br />

der EHAG im »Reichsgebiet« entstanden, wurde frühzeitig<br />

aufgelöst. Sie existierten bis zum Zusammenbruch des KZ-Systems.<br />

Die HASAG hat im Gegensatz zur EHAG von der Umstrukturierung der<br />

Rüstungsindustrie im Sommer 1944 von Beginn an profitiert. »Sie gehörte zu<br />

den wenigen Firmen, die noch in dieser Phase Baugenehmigungen für den<br />

Ausbau bestehender und sogar für die Errichtung neuer Werke erhielten.« 64<br />

Mit der Anordnung der »Schnell-Aktion Panzerfaust« im September 1944<br />

wurde einem Produkt der HASAG einige Monate »absoluter Vorrang« eingeräumt.<br />

Dies verlangte die Erschließung eines Arbeitskräftepotentials, auf<br />

das die HASAG bisher noch nicht zurückgegriffen hatte: Gefangene aus KZ.<br />

Während die EHAG im Juli 1944 bemüht war, sich von mehreren Tausend<br />

KZ-Gefangenen zu trennen, fing ihr Einsatz bei der HASAG im Sommer<br />

1944 an.<br />

Ab Juni 1944 entstanden an sieben Standorten der HASAG im »Reichsgebiet«<br />

KZ-Lager zuerst für Frauen, dann für Männer. Alle wurden dem KZ Buchenwald<br />

untergeordnet. Die KZ-Gefangenen kamen vor allem über die KZ<br />

Ravensbrück und Buchenwald in die Lager an den Standorten der HASAG.<br />

»Innerhalb der Lager der HASAG wurden die Gefangenen mehrfach verlegt.<br />

Kommandant des Leipziger Außenlagers am Stammwerk der HASAG<br />

war Wolfgang Plaul, der zugleich auch den Lagerführern der übrigen sechs<br />

HASAG-Außenlager vorgesetzt war.« 65<br />

Gleichzeitig gab die HASAG die Standorte im »Generalgouvernement«<br />

auf und errichtete diese an ihren Fabrikstandorten im »Reichsgebiet« neu.<br />

62 Daniel Uziel: Der Volksjäger. Rationalisierung und Rationalität von Deutschlands letztem Jagdflugzeug im<br />

zweiten Weltkrieg. In: Andreas Heusler; Mark Spoerer; Helmuth Trischler (Hrsg.): Rüstung, Kriegswirtschaft<br />

und Zwangsarbeit im »Dritten Reich«, München 2010, S. 80.<br />

63 Vgl. unter anderem Jacob J.: Die weißen Autobusse oder als die Rettung der norwegischen und dänischen<br />

Häftlinge kam, ohne Datum, AS, P3 J., Jacob; Joseph Gelber: Zeitzeugenbericht Segment 67 ff., VHA (Visual<br />

History Archive), 42012.<br />

64 Schellenberg 2005 (s. Anm. 2), S. 242.<br />

65 Ebd., S. 245.<br />

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