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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Berlin gebracht. 45 In den Schlössern Gatschina und Pawlowsk wurden noch<br />

weitere 27 500 Bände sichergestellt, die ebenfalls über Siverskaja und Reval<br />

nach Berlin gebracht wurden. 46 In den Akten über die Einsätze in Leningrad<br />

fanden sich keine expliziten Hinweise auf eine Beteiligung Scheiberts, allerdings<br />

auch nicht darauf, dass er aus dem Einsatzkommando ausgeschieden<br />

wäre. Da er Mitglied dieses Einsatzkommandos war, gibt es keinen Grund<br />

anzunehmen, dass er nicht an allen Einsätzen beteiligt gewesen war.<br />

Das Einsatzkommando Potsdam (Heeresgruppe Süd), das den Auftrag<br />

hatte, politische Akten in der Ukraine sicherzustellen, erreichte am 17. Oktober<br />

1941 Odessa. 47 Der dortige Fund wurde am 10. November 1941 dem Archiv<br />

des Fürsorgekomitees für das Russlanddeutschtum gemeldet: »Das<br />

Gebäude des ehemaligen deutschen Konsulats in Odessa wurde vom Kommando<br />

sichergestellt und als Dienstsitz eingerichtet. [...] Nach mehrtägigem<br />

Suchen gelang in Odessa am 20.10. Auffindung des von der Abteilung<br />

Deutschland besonders dringend gewünschten Archivs des Fürsorgekomitees<br />

für das Rußlanddeutschtum. [...] Ihr Abtransport erfordert 8 LKW-<br />

Ladungen. Dieser Fund bedeutet das Wichtigste, was bisher in Russland erreicht<br />

wurde, und ist für die Frage des Rußlanddeutschtums von ausschlaggebender<br />

Bedeutung. Entgegen der früheren Auffassung, dieses Archiv der<br />

Sammlung Leibbrandt 48 als Leihgabe zu überlassen, wird vorgeschlagen, sie<br />

als eigenen Archivbestand im Eigentum des Auswärtigen Amtes zu belassen,<br />

denn die Sammlung Leibbrandt ist, gemessen an diesem Archiv, ein verschwindend<br />

kleiner Körper und das Amt sollte die Gelegenheit, den größten<br />

und besten Archivbestand des Rußlanddeutschtums zu besitzen, nicht vorbeigehen<br />

lassen. Das Archiv kann dann zum Kristallisationspunkt aller Rußlandarchive<br />

im Reich werden, die es an Bedeutung weit überflügelt.« 49<br />

Dieser Bericht spricht für sich. Er zeigt einerseits die vollständige Involvierung<br />

des SKK in die »Lebensraum«-Politik der Nationalsozialisten und<br />

andererseits die enge Verknüpfung der Wissenschaftsinstitute mit dem AA<br />

und seinem Sonderkommando.<br />

Es gibt in den Akten und in der Literatur keinen direkten Hinweis darauf,<br />

dass Peter Scheibert im Einsatzkommando Potsdam gearbeitet beziehungsweise<br />

am Einsatz in Odessa teilgenommen hätte. Doch existiert ein Schreiben<br />

vom 1. Dezember 1942, in dem Sonderdrucke über die Einsätze auf der<br />

Krim und in der Ukraine angekündigt werden. Dieses Schreiben ist adres-<br />

45 Hartung 1997 (s. Anm. 16), S. 47.<br />

46 Vgl. Heuss 2000 (s. Anm. 16), S. 319.<br />

47 Vgl. Hartung 1997 (s. Anm. 16), S. 36 f.<br />

48 Die Sammlung Leibbrandt war nach der Definition ihres Gründers, Emil Meynen, eine »zentrale Forschungsstelle<br />

für das Deutschtum Osteuropas«. Schwerpunktmäßig sollte die deutsche Ansiedlung im Gebiet<br />

der Sowjetunion legitimiert werden. – Vgl. Mechthild Rössler: Wissenschaft und Lebensraum. Geographische<br />

Ostforschung im Nationalsozialismus, Hamburg 1990, S. 127.<br />

49 PA-AA-R 27575: Meldung an RAM über Einsatz in Kiew, Odessa, Krim, Charkow, 10.11.1941, S. 4 f.<br />

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