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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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dahin renommierten Ansehens verzeichnen sowie ihre kinder- oder jugendliterarischen<br />

Tätigkeiten einschränken müssen. Wie aus den Forschungsergebnissen<br />

hervorgeht, ist die Arbeitssituation der renommierten AutorInnen<br />

vor und nach 1989/1990 vorrangig durch die folgenden Bezugsfelder determiniert:<br />

a Lenkung literarischer Prozesse<br />

b Berufsprofil<br />

c Achtung des Autors<br />

Nachfolgend wird die inhaltliche Zusammensetzung dieser drei Forschungsaspekte<br />

ausschnittweise beleuchtet und konkretisiert.<br />

Literarische Lenkungsprozesse<br />

Textbezogene Lenkungsmechanismen in der DDR und der BRD haben alle<br />

sechs AutorInnen als zensurähnliche Interventionen erfahren, deren Rigidität<br />

sie nach 1989/1990 – als Resultat des systemkonstitutiven Merkantilismus<br />

– stärker wahrnahmen.<br />

Literarische Lenkungsprozesse im Handlungssystem KJL der DDR<br />

Aufgrund der Geschlossenheit des DDR-Kommunikationssystems bestehen<br />

klare Interferenzen zwischen den erfahrenen Lenkungsmechanismen und<br />

dem grundsätzlichen literarischen Profil der sechs AutorInnen, das bei Christa<br />

Kozˇik, Günter Saalmann, Jutta Schlott und Wolf Spillner – zumindest partiell<br />

– zivilisationskritisch geprägt ist. Exemplarisch lässt sich bei Christa Kozˇik<br />

eine stetige Verstärkung ihres kritischen Textpotentials konstatieren. In ihrer<br />

1980 veröffentlichten Erzählung Moritz in der Litfaßsäule moniert die Autorin<br />

das hohe erzieherische Leistungsverständnis der DDR, in Der Engel mit dem<br />

goldenen Schnurrbart (1983) plädiert sie für die Offenheit und Akzeptanz von<br />

Andersartigkeit und Fremdheit. Die kritische Textgestaltung kulminiert in<br />

ihrer zuletzt in der DDR produzierten und 1990 erschienenen real-phantastischen<br />

Erzählung Kicki und der König (1990), in welcher die sprechende Katze<br />

Kicki den König des Maienlandes dazu anleitet, die fatale politische Lage<br />

seines Landes zu erkennen und zu reformieren. Aufgrund ihrer Fähigkeit,<br />

die Wahrheit riechen zu können, ernennt der König diese zu seiner persönlichen<br />

Beraterin. Kicki prangert existente Missstände an, öffnet ihm die Augen<br />

und unterstützt ihn bei den politischen Erneuerungen. Dabei zeigen sich<br />

dem erwachsenen Leser – als zweitem Adressaten – die Parallelen zwischen<br />

der Figur des Königs und dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker<br />

mehr als offensichtlich. Analog stellt sich der Hinweis auf das System der<br />

DDR in seltener Auffälligkeit und Vehemenz dar. Auf symbolischer Ebene<br />

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