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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Katia Genel<br />

Die sozialpsychologische Kritik der Autorität<br />

in der frühen kritischen Theorie.<br />

Max Horkheimer zwischen Erich Fromm<br />

und Theodor W. Adorno<br />

Für das Problem der Autorität in den Werken der kritischen Theoretiker lässt<br />

sich ein stetes Forschungsinteresse feststellen. Der Begriff der Autorität spielt<br />

eine zentrale Rolle in den Schriften Max Horkheimers und den verschiedenen<br />

gemeinsamen empirischen Untersuchungen des Instituts für Sozialforschung<br />

der 1930er und 40er Jahre. Es finden sich hier zwei oft verkannte<br />

oder wenigstens kaum beachtete Aspekte der kritischen Theorie: die Bedeutung<br />

der Schriften Horkheimers und die komplexe Zusammenarbeit des<br />

»Frankfurter Kreises« (das heißt des »inneren Kreises« um Friedrich Pollock,<br />

Erich Fromm, Herbert Marcuse, Theodor W. Adorno sowie der »Peripherie«,<br />

zu der Franz Neumann und Otto Kirchheimer zu zählen wären) 1 , die zu<br />

gemeinsamen Projekten geführt hat und sich in den Diskussionen der Zeit<br />

widerspiegelt. Obwohl und gerade weil die Bedeutung des Themas »Autorität«<br />

von den Kommentatoren dieser Zeit nicht immer gesondert herausgehoben<br />

wurde. 2<br />

Da Autorität ein bestimmtes Thema der empirischen Forschungen war, 3<br />

erlaubt ihre Behandlung es, das interdisziplinäre Programm der kritischen<br />

Theorie genauer zu untersuchen. Anhand der Analyse der Autoritätskritik in<br />

den Schriften der kritischen Theoretiker, vor allem der von Horkheimer und<br />

Fromm, lässt sich zeigen, dass die gewünschte Interdisziplinarität des Pro-<br />

1 Vgl. Axel Honneth: Kritische Theorie. Vom Zentrum zur Peripherie einer Denktradition. In: Ders.: Die zerrissene<br />

Welt des Sozialen, Frankfurt am Main 1999, S. 25-72. Der hier entwickelte Ansatz will die Perspektive<br />

Honneths bezüglich einiger Aspekte verändern: Fromm wird als Teil des »Zentrums« betrachtet; zentral ist<br />

mithin nicht mehr die Alternative zu der funktionalistischen Analyse des inneren Kreises, sondern vielmehr<br />

die Durchsetzung eines sozialpsychologischen Ansatzes, der gegenüber anderen Ansätzen in der Gesellschaftstheorie<br />

seine eigene politische Dimension hat.<br />

2 Zur Bedeutung des Autoritätsthemas in der Geschichte der kritischen Theorie vgl. Martin Jay: Dialektische<br />

Phantasie. Die Geschichte der Frankfurter Schule und des Instituts für Sozialforschung 1923–1950, Frankfurt<br />

am Main 1976; Rolf Wiggershaus: Die Frankfurter Schule. Geschichte, Theoretische Entwicklung, politische<br />

Bedeutung, München, Wien 1986. Zum theoretischen Verfahren vgl. Helmut Dubiel: Wissenschaftsorganisation<br />

und politische Erfahrung. Studien zur frühen Kritischen Theorie, Frankfurt am Main 1978; Alfons Söllner:<br />

Geschichte und Herrschaft. Studien zur materialistischen Sozialwissenschaft (1929–1942), Frankfurt am<br />

Main 1979.<br />

3 Vgl. Erich Fromm: Arbeiter und Angestellte am Vorabend des Dritten Reiches: Eine sozialpsychologische<br />

Untersuchung, Wolfgang Bonss (éd.), Deutsche Verlags-Anstalt 1980; Max Horkheimer (Hrsg.): Studien über<br />

Autorität und Familie. Forschungsberichte aus dem Institut für Sozialforschung, Paris 1936; Theodor W.<br />

Adorno; Else Frenkel-Brunswik; Daniel J. Levinson; R. Nevitt Sanford: The Authoritarian Personality, New<br />

York 1949.<br />

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