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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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finnisches Presseattachés Martola über Hilfe bei der Sicherstellung finnischer<br />

Akten30 und Kunstwerke in den besetzten Ostgebieten. 31 Der Leiter<br />

des Einsatzkommandos, SS-Hauptsturmführer Nitsch, plante, mit Künsberg<br />

zusammen den Leiter des Finnischen Staatsarchivs, Prof. Blomstedt, aufzusuchen<br />

und mit ihm die Wünsche der Finnen durchzusprechen. Hierzu<br />

wurde Peter Scheibert gerufen, der durch seine Studienaufenthalte in Finnland<br />

nicht nur die finnische Sprache beherrschte, sondern überdies Blomstedt<br />

persönlich kannte. Er sollte nach einem ersten Treffen mit Martola nach<br />

Helsinki reisen, um mit Blomstedt die »Einzelheiten der finnischen Mitbeteiligung<br />

zu beraten« 32 . Die Abmachung beinhaltete, die »Sicherstellung« finnischer<br />

Akten und Kunstwerke zu gewährleisten und im Gegenzug politisches<br />

und militärisches Material verschiedener Forschungsinstitute in Murmansk<br />

von den Finnen zu erhalten. 33<br />

Deutlich umfangreicher waren Scheiberts Aufgaben im Einsatzkommando<br />

Stettin (zur Heeresgruppe Nord gehörig), das vom 15. Juli 1941 an<br />

den Decknamen Hamburg erhielt. 34 Hier war Scheibert für die Archivkommission<br />

des AA verantwortlich und betätigte sich außerdem als Dolmetscher.<br />

35 War das Einsatzkommando Stettin auch ausgiebig im Baltikum tätig,<br />

so hatte die Einnahme von Leningrad doch Priorität. Dr. von Hehn vom Geographischen<br />

Dienst des Auswärtigen Amtes wurde am 23. Juli 1941 von<br />

Künsberg schriftlich angewiesen, folgende Objekte sicherzustellen: »Das russische<br />

Außenministerium und seine Archive, das russische Seehandelskommissariat,<br />

das Deutsche Generalkonsulat, die Konsulate der Feindstaaten<br />

und die Kunstschätze der Eremitage«. 36<br />

Der Auftrag an Hehn, auch Kunstwerke – unter anderem in Moskau und<br />

Leningrad – abzuführen, ging zwar auf eine Weisung Ribbentrops zurück,<br />

stand aber in direktem Widerspruch zur Absprache Künsbergs mit dem<br />

Oberkommando des Heeres. Auf Künsbergs Einwand hin, dieses habe die<br />

Weisung gegeben, nur außenpolitisch relevantes Material abzutransportieren,<br />

nahm Ribbentrop seine Forderung zurück. 37 Es gibt in der Literatur sowie<br />

in den Quellen keinen Hinweis darauf, dass Kunstwerke der Eremitage<br />

vom SKK sichergestellt worden sind.<br />

War die Einnahme von Leningrad zwar zunächst für das Einsatzkommando<br />

Stettin das vorrangige Anliegen gewesen, durchkämmte das Einsatzkommando<br />

anschließend dennoch Wilna, Libau, Volmar, Narwa und Dorpat<br />

30 Zuletzt hatte Finnland politische Akten im »Winterkrieg« 1939 an die UdSSR verloren.<br />

31 Vgl. Heuss 2000 (s. Anm. 16), S. 327.<br />

32 PA-AA-R 27558: Notiz Künsberg: Zusammenarbeit mit Finnland, 22.07.1942.<br />

33 Ebd.; vgl. Heuss 2000 (s. Anm. 16), S. 328.<br />

34 PA-AA-R 27554: Kommandobefehl, 14.07.1941.<br />

35 PA-AA-R 27554: Telegramm Haubolds, 22.07.1941; vgl. Hartung 1997 (s. Anm. 16), S. 122.<br />

36 PA-AA-R 27554: Bericht vom 25.07.1941.<br />

37 PA-AA-R 27579: Kunstgegenstände 1940-1941.<br />

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