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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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sierbaren Entitäten 9 als abrufbare Ressource auf der Objektebene liegen.<br />

Ihnen wird pauschal ein Werkzeugcharakter attestiert, der sich allein durch<br />

die Bewegungen ihrer Nutzer_innen differenziert. Wenn medienethnographische<br />

Arbeiten sich jedoch als Korrektiv von »Studien der Makroprozesse«<br />

verstehen und »Theorien über […] Medien durch ihre empirische Fragestellung<br />

heraus[fordern wollen]« 10 , dann sollten sie auch in der Lage sein, die<br />

stummen Objekte methodologisch genauer in den Blick nehmen. Wie diese<br />

Leerstelle genauer problematisiert und gefüllt werden kann, steht im Zentrum<br />

des vorliegen Textes und ist zugleich ein wichtiger methodologischer<br />

Anspruch meines Promotionsprojekts.<br />

Eine Kritik des sozialwissenschaftlichen Medienbegriffs<br />

Zur Gewährleistung einer symmetrischen Betrachtung 11 aller an Medien beteiligten<br />

Akteur_innen und Entitäten ist es zunächst unumgänglich, sich einigen<br />

theoretischen Hindernissen zu stellen, die im Folgenden kurz benannt<br />

werden sollen. Ein erster Problemkomplex entfaltet sich dabei im Rahmen<br />

der sogenannten »[t]echnikdeterministische[n] Sichtweisen« 12 . Diese fußen<br />

auf der Vorstellung, Technik entwickle sich evolutionistisch und unabhängig<br />

von sozialen Prozessen. 13 Aus medientheoretischer Sichtweise ist dieser Topos<br />

zum Beispiel deutlich in McLuhans 14 Überlegungen zur künstlichen<br />

Ausweitung des menschlichen Körpers zu finden. 15<br />

Solcherlei Erklärungsmuster gelten zwar als »überwunden« 16 , ob dies jedoch<br />

tatsächlich zutrifft, ist vor allem in zwei Punkten anzuzweifeln. Nicht<br />

weit entfernt von McLuhans funktionalistischer Esoterik 17 bewegt sich zum<br />

einen die Vorstellung einer »revolución tecnologica«, welche nicht emanzipativ,<br />

sondern eher konservativ als »ideología tecnocrática futurológica« angelegt<br />

ist, um entlang technischer Organisationsformen Sachzwangargumente<br />

für deren soziale Nutzung zu postulieren. 18 Zum anderen produzieren<br />

viele Arbeiten, welche Veränderung von Medientechnik dokumentieren, un-<br />

9 »Der Mensch erscheint […] als ein Wesen, umringt von all dem, was sich nicht genauer erklären lässt […].« –<br />

Hubert Dreyfuss; Paul Rabinow zitiert nach Michel Foucault: Tecnologías del yo. Y otros textos afines, Barcelona<br />

2008, S. 24 (Übersetzung – N. B.).<br />

10 Dracklé 2005 (s. Anm. 7), S. 204.<br />

11 Vgl. Bruno Latour: Nunca fuimos modernos. Ensayo de antropología simétrica, Buenos Aires 2007.<br />

12 Nina Degele: Einführung in die Techniksoziologie, Stuttgart 2002, S. 23 ff.<br />

13 Vgl. u. a. Langdon Winner: Autonomous Technology: Technics-out-of-Control as a Theme in Political<br />

Thought, Cambridge, London 1977; Nicholas Negroponte: Being Digital, New York 1995.<br />

14 Vgl. Marshal McLuhan: Understanding Media: The Extensions of Man, Cambridge, London 1994.<br />

15 Vgl. Sybille Krämer: Das Medium als Spur und als Apparat. In: Sybille Krämer (Hrsg.): Medien, Computer,<br />

Realität. Wirklichkeitsvorstellungen und Neue Medien, Frankfurt am Main 1998, S. 73-94.<br />

16 Degele 2002 (s. Anm. 12), S. 28 ff.<br />

17 Chris Horrocks: McLuhan y la Realidad Virtual, Barcelona 2005, S. 22.<br />

18 Manuel Castells: Innovación, libertad y poder en la era de la información. In: Dênis de Moraes (Hrsg.):<br />

Sociedad Mediatizada, Barcelona 2007, S. 175.<br />

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