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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Und selbst hinter den Grenzen der EU machte die angefachte Diskussion<br />

um die Privatisierung der Bahnen keinen Halt:<br />

»Auch in der ansonsten bürgerbahnfreundlichen Schweiz gibt es Diskussionen,<br />

wie etwa mit der bereits EU-konform liberalisierten Güterverkehrssparte<br />

der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) zu verfahren sei. Ganz<br />

offen sprachen Schweizer Verkehrsminister und SBB-Vorstand bereits von einem<br />

teilweisen Börsengang der SBB nach deutschem Vorbild.«<br />

Die Folgen der Umstrukturierung für die Beschäftigten des<br />

Schienenverkehrssektors<br />

Bis heute vermissen die Beschäftigten des Schienenverkehrssektors eine notwendige<br />

Vereinheitlichung sozialer Bestimmungen, die verhindern könnte,<br />

dass der Wettbewerb zwischen den Unternehmen (via Lohndumping etc.)<br />

auf ihrem Rücken ausgetragen wird. Doch während in Westeuropa die Fristen<br />

für die Restrukturierungen zum Teil nicht eingehalten wurden und der<br />

Liberalisierungsprozess langsamer und durch Verhandlungen in seinen sozialen<br />

Folgen abgemilderter verlief, sorgte der hohe Druck der EU auf die<br />

osteuropäischen Länder, im Zuge ihres Beitritts eine zügige Implementierung<br />

der EU-Gesetzgebung zu vollziehen, dafür, dass es zu einer schnellen<br />

und in ihren Auswirkungen für die Beschäftigten deutlich schonungsloseren<br />

Restrukturierung kam. Einige Regierungen nutzten den externen Druck gar,<br />

um eine besonders harte Vorgehensweise der Restrukturierung zu wählen.<br />

Hunderttausende von EisenbahnerInnen verloren im Zuge der europaweiten<br />

Rationalisierungen ihren Arbeitsplatz, 23 erfuhren eine Verschlechterung<br />

ihrer Arbeitsbedingungen oder wurden bei zunehmenden Belastungen<br />

zu deutlichen Produktivitätssteigerungen angehalten. Die neu auf dem<br />

Markt entstandenen EVU trugen aufgrund ihres schlanken Personalstamms<br />

entgegen der Vorstellungen der EU-Kommission nur zu einer geringen<br />

Kompensation der weggefallenen Arbeitsplätze bei. Vielmehr sorgte die unterdurchschnittliche<br />

Organisation ihrer Beschäftigten, mit zumeist geringer<br />

tarifierten Beschäftigungsverhältnissen, für einen run to the bottom, und der<br />

anhaltende Arbeitsplatzabbau führte zu einer deutlichen Verunsicherung bei<br />

den Beschäftigten. Prekarisierung, Leih- und Zeitarbeit sowie Tarifdumping<br />

22 Matthias Richter-Steinke: Bahnprivatisierung vor dem Aus? In: Blätter für deutsche und internationale Politik,<br />

Nr. 12/2008, S. 14; vgl. Verkehrsrundschau: SBB-Teilprivatisierung in Diskussion. http://www.<br />

verkehrsrundschau.de (http://tinyurl.com/6z9p2gl; 19.05.2008); Ulf Brychcy: Internationaler Bahnvergleich<br />

(Teil 6): Schweiz – Milliarden für den Nationalstolz. http://www.ftd.de (http://tinyurl.com/6dp3m3p;<br />

02.09.2008).<br />

23 Die Internationale Transportarbeiterföderation spricht von einer »Reduzierung der Belegschaften um die<br />

Hälfte«. International Transportworkers’ Federation (ITF): Demonstration gegen die Zerschlagung der europäischen<br />

Bahnen. http://www.itfglobal.org (http://tinyurl.com/6y68kwo; 14.11.2008).<br />

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