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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Japanpop-Boom« 6 ist diese Subkultur schließlich auch nach Europa gekommen.<br />

7 Im Verlauf dieses Kulturtransfers bereicherten Animes und Mangas 8<br />

ebenso wie Gameboy und Playstation die Lingua Franca der globalen Jugendkultur.<br />

9 Die Abenteuer der Helden von Pokemon, Sailormoon und Dragon Ball<br />

beschäftig(t)en die Vorstellungswelten von Kindern und Jugendlichen auf<br />

der ganzen Welt und eben auch von zukünftigen Visus in Deutschland. Die<br />

weltweite Rezeption japanischer Popkultur wurde durch das spezielle Interesse<br />

subkultureller Gruppen eingeleitet. 10 Die Digitalisierung der Unterhaltungsmedien<br />

und der Kommunikationstechnologien boten den eher fragmentierten<br />

und isoliert operierenden Fangemeinden neue Möglichkeiten<br />

zum Austausch. Das Internet wurde zur zentralen Plattform für die interne<br />

Kommunikation und Zirkulation von Mangas, Animes und Fernsehserien.<br />

Obwohl Mangas für die hier untersuchte Subkultur nicht irrelevant sind,<br />

stehen sie im Gegensatz zur Musik nicht im Zentrum. Sowohl für Musik aus<br />

Japan als auch für Visual Kei haben vor allem die Möglichkeiten des Web 2.0<br />

zur Vernetzung und Selbstdarstellung den Weg für eine Rezeption in Deutschland<br />

geebnet. Gemeinsam ist beiden die Signatur der Globalisierung, und so<br />

ist es vielleicht das erste Mal, dass sich eine Jugendkultur weltweit virtuell<br />

verbreitet und nicht in der Subkultur einer Großstadt entsteht.<br />

Im Rahmen der Globalisierung kommt zur territorialen, lokalen Kultur<br />

eine deterritoriale, translokale (Medien-)Kultur hinzu, die den direkten Bezug<br />

zu bestimmten geografischen oder sozialen Territorien verloren hat. 11<br />

Auch Visual Kei kann als translokale Subkultur bezeichnet werden, deren<br />

vielfältige Vergemeinschaftungsformen sowie deren Sinn und Bedeutung<br />

weit über lokale Bezüge hinausweisen und in deterritorialen kommunikativen<br />

Verbindungen ausgehandelt werden, während die Relevanz für die einzelnen<br />

Individuen aber weiterhin auf lokaler Ebene zu suchen ist: »Die Konzepte<br />

der Konnektivität und Deterritorialisierung helfen also zu fassen, dass<br />

einerseits die Vorstellung territorial rückbezüglicher Abgeschlossenheit<br />

kommunikativer Räume nicht mehr haltbar ist, gleichzeitig Lokalität als Referenzkategorie<br />

nicht sinnvoll aufgegeben werden kann. Menschen leben als<br />

physische Wesen zwingend an bestimmten Orten, die ihren Lebensmittelpunkt<br />

darstellen. Es ist das Lokale, d. h. solche Netzwerke von erreichbaren<br />

6 Vgl. Wolfram Manzenreiter: Die Mangatisierung der Welt: Japans Populärkultur, Kulturdiplomatie und die<br />

neue internationale Arbeitsteilung. In: Japan Aktuell, Nr. 4/2007, S. 3.<br />

7 Es handelt sich hier jedoch nicht ausschließlich um ein popkulturelles Phänomen, so waren Mangas schon<br />

einmal das Schwerpunktthema der Frankfurter Buchmesse, und an den Wänden europäischer Museen hängen<br />

Manga-Panels.<br />

8 Mangas sind japanische Comics, die als animierter Film Anime genannt werden.<br />

9 Vgl. Manzenreiter 2007 (s. Anm. 6); Miyuki Hashimoto: Visual Kei Otaku Identity. An Intercultural Analysis.<br />

In: Intercultural Communication Studies, Nr. XVI:1, 2007, S. 87-99.<br />

10 Vgl. Manzenreiter 2007 (s. Anm. 6), S. 8.<br />

11 Vgl. Höhn 2008 (s. Anm. 5); Andreas Hepp: Netzwerke der Medien. Medienkulturen und Globalisierung,<br />

Wiesbaden 2004.<br />

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