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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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gramms auf einen sozialpsychologischen Ansatz reduziert wurde, 4 dem ein<br />

gewisser Vorrang vor anderen möglichen disziplinären Kreuzungen zugesprochen<br />

wurde. Jedoch schützt diese Vormachtstellung den sozialpsychologischen<br />

Ansatz nicht davor, uneinheitlich zu sein. Die ursprüngliche Übereinstimmung<br />

von Horkheimer und Fromm hat im Verlauf der Zusammenarbeit<br />

Divergenzen und Polemiken – bis zum sogenannten »Revisionismus-Streit« 5<br />

– das Feld geräumt. Im Folgenden wird diese Komplexität des sozialpsychologischen<br />

Ansatzes untersucht, so wie sie bei Horkheimer zusammen mit<br />

Fromm und später mit Adorno entwickelt wurde; dies mit dem Ziel, die Probleme<br />

der Kritik der Autorität aufzuzeigen.<br />

Die Bedeutung der Kritik der Autorität in der frühen kritischen Theorie<br />

Stetes Interesse Horkheimers für das Problem der Autorität<br />

Zunächst soll die Bedeutung des Autoritätsbegriffs für die kritische Theorie<br />

erläutert werden. Dieser Begriff wurde von den Begründern der kritischen<br />

Theorie umfassend problematisiert. Zu fragen ist jedoch, warum ausgerechnet<br />

dieser Begriff genutzt wurde, um zuerst die historische Lage der 1930er<br />

Jahre – das Erstarken des Nazismus – zu begreifen. 6 Warum wurde später an<br />

ihm festgehalten, um den Faschismus in einem umfassenderen Sinne zu analysieren?<br />

7 Horkheimer spricht von dem »autoritären Staat«, um die Tendenzen<br />

zu totaler Herrschaft (in der stalinistischen UdSSR sowie im nationalsozialistischen<br />

Deutschland) zu beschreiben. 8 Bemerkenswert ist, auch wenn<br />

auf diesen Punkt hier nicht weiter eingegangen werden kann, dass sich auch<br />

bei Hannah Arendt Überlegungen zu Autorität und Autoritarismus finden<br />

lassen; jedoch mehr als Kontrastfolie zu ihrem eigenen Totalitarismusbegriff:<br />

Totalitarismus lasse sich nicht als Autoritarismus begreifen. Autoritarismus<br />

bezeichne ein politisches, hierarchisch strukturiertes Regime, während der<br />

4 Zur Formulierung des Programms des Instituts für Sozialforschung vgl. Max Horkheimer: Die gegenwärtige<br />

Lage der Sozialphilosophie und die Aufgaben eines Instituts für Sozialforschung [1931]. In: Ders.: Sozialphilosophische<br />

Studien. Aufsätze, Reden und Vorträge 1930-1972, Frankfurt am Main 1981, S. 33-46. Bereits<br />

in diesem Text unterstreicht Horkheimer die Wichtigkeit der Analyse der »psychischen« Vermittlung<br />

zwischen den materiellen und kulturellen Sphären.<br />

5 Adorno und Marcuse haben Fromms Theorie stark angegriffen. Sie kritisierten den Verlust des Freud’schen<br />

Kerns, das heißt das kritische Potential der Psychoanalyse. Fromm hat in seiner Theorie Freuds Trieblehre<br />

abgelehnt und wurde vom Kulturalismus geprägt. Adorno und Marcuse zufolge gibt die Psychoanalyse, die<br />

Fromm verteidigt, der Analytischen Therapie, die eine konformistische Anpassung an die Gesellschaft anstrebe,<br />

zu viel Gewicht. Vgl. Theodor W. Adorno: Die revidierte Psychoanalyse [1951]. In: Gesammelte<br />

Schriften, Bd. 8, Frankfurt am Main 1972, S. 20-42; Herbert Marcuse: Eros and Civilization: A Philosophical<br />

Inquiry into Freud, Boston 1955; zur Geschichte des Revisionismus vgl. Russell Jacoby: Social Amnesia: A<br />

critique of contemporary Psychology from Adler to Laing, New Brunswick 1997.<br />

6 Vgl. Horkheimer 1936 (s. Anm. 3).<br />

7 Vgl. Adorno 1949 (s. Anm. 3).<br />

8 Vgl. Max Horkheimer: Autoritärer Staat. In: Autoritärer Staat. Die Juden und Europa. Aufsätze 1939–1941,<br />

Amsterdam 1967.<br />

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