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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Auseinandersetzung mit dem Medienbegriff über beschreibende Attribute<br />

hinaus erfolgt. Findet eine solche statt, wird schnell deutlich, was für komplexe<br />

Prämissen mitunter mitschwingen, wenn von Medien die Rede ist:<br />

»Wenn wir von Medien sprechen, meinen wir damit die Kulturindustrie, das<br />

heißt, Radio- und Fernsehsender (offenes oder Pay-TV), Zeitungen, Zeitschriften<br />

und Kino, allesamt Träger der sogenannten Massenkommunikation.«<br />

4<br />

Damit hat eine theoretische und oft auch normative (Be-)Setzung des Medienbegriffs<br />

stattgefunden. Solche Strategien sind sicherlich begründbar,<br />

müssen sich jedoch die Frage gefallen lassen, ob sie Medien nicht als bloße<br />

»empty signifiers« 5 benutzen, die als formbare Restgrößen weiteren Theoretisierungen<br />

angepasst werden. »Medien bestimmen unsere Lage« 6 , werden<br />

selbst jedoch selten als etwas betrachtet, das mehr als ein Mittel ist. Im Folgenden<br />

wird deshalb eine Strategie aufgezeigt, welche es erlaubt, Medien im<br />

Rahmen einer sozialwissenschaftlichen Forschungsfrage theoriegeleitet und<br />

methodologisch transparent zu operationalisieren. Es soll deutlich gemacht<br />

werden, welcher analytische Gewinn in einer Untersuchung von Medien als<br />

aktiver sozialer Größe zu erwarten ist, statt diese nur als Mittel gesellschaftlicher<br />

Zwecke zu begreifen.<br />

Medienethnographische Arbeiten 7 stellen für ein solches Vorhaben einen<br />

wichtigen Ausgangspunkt dar, da sie sich der bisher kritisierten begrifflichkonzeptionellen<br />

Ambivalenz auf reflexive Art und Weise nähern. Sie suchen<br />

im Rahmen einzelner Forschungsansätze – wie zum Beispiel Aneignungsstudien,<br />

Rezeptionsstudien und Studien der Medienproduktion – nach neuen<br />

perspektivischen Zugängen. Dabei sind die Auseinandersetzungen menschlicher<br />

Subjekte mit weiteren Elementen medialer Prozesse in vielfältigen<br />

Figurationen beschrieben worden, sei es beim alltäglichen Kampf um die<br />

Fernbedienung, als Fan-Filmemacher_innen oder bei der aktiven Rezeption<br />

und Umdeutung von Populärkultur im Süden. 8<br />

Materielle Artefakte hingegen erfahren selten so viel analytische Aufmerksamkeit.<br />

Sie bleiben gemeinsam mit allen nicht als Subjekte charakteri-<br />

John Downing: Radical Media: Rebellious Communication and Social Movements. Thousand Oaks, London,<br />

New Delhi 2000; Andrea Langlois; Frederic D. Dubois (Hrsg): Autonomous Media Activating Resistance &<br />

Dissent, Montreal 2005.<br />

4 Venício de Lima: Mídia. Crise política e poder no Brasil, São Paulo 2006, S. 52 (Übersetzung – N. B.).<br />

5 Ernesto Laclau: Politics and the Limits of Modernity. In: Thomas Docherty (Hrsg.): Postmodernism:<br />

A Reader, New York 1993.<br />

6 Friedrich Kittler: Grammophon Film Typewriter, Berlin 1986, S. 3.<br />

7 Vgl. Dorle Dracklé: Vergleichende Medienethnographie. In: Andreas Hepp; Friedrich Krotz; Carsten Winter<br />

(Hrsg.): Globalisierung der Medienkommunikation. Eine Einführung, Wiesbaden 2005.<br />

8 Vgl. David Morley: Television, Audiences and Cultural Studies, London 1992; Henry Jenkins: Fans, Bloggers,<br />

Gamers: Media Consumers in Digital Age, New York 2006; Rainer Winter: Im Reich des Ungewissen.<br />

Aneignungen von Populärkultur im Süden: Rambo bei den Aborigines, JR bei den Arabern. In: Jungle World<br />

Ausgabe 40, 29.09.1999.<br />

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