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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Eisenbahn AG Magyar Államvasutak (MAV) an die Österreichischen Bundesbahnen<br />

(ÖBB). Und auch wenn die Teilprivatisierung der Deutschen Bahn<br />

AG im Herbst 2008 aufgrund der internationalen Finanzkrise von der Bundesregierung<br />

vorläufig gestoppt wurde, hatte bereits die hiesige Debatte um<br />

den Börsengang der eigens hierfür neugegründeten DB Tochter Mobility &<br />

Logistics (DB ML AG) des größten europäischen Anbieters andere europäische<br />

Staaten unter Zugzwang gesetzt, über die Positionierung ihrer Eisenbahnen<br />

im internationalen Wettbewerb nachzudenken. Insbesondere der<br />

Fortschritt bei der Liberalisierung des europäischen Schienengüterverkehrs<br />

tat dabei sein Übriges. Führten Überlegungen des ehemaligen konservativen<br />

Vizekanzlers Wilhelm Molterer (ÖVP) im April 2008 über eine Kapitalprivatisierung<br />

der Güterverkehrstochter Rail Cargo Austria und des Personenverkehrs<br />

der ÖBB noch zu Streit mit dem sozialdemokratischen Koalitionspartner<br />

SPÖ 17 , scheint sich das Thema Privatisierung des Schienengüterverkehrs<br />

bis heute hartnäckig zu halten. Während die neue polnische Regierung unter<br />

Ministerpräsident Donald Tusk eine Kapitalprivatisierung der Staatsbahn<br />

Polskie Koleje Państwowe (PKP) anstrebt 18 , zieht auch die Unternehmensleitung<br />

der italienischen Staatsbahn Ferrovie dello Stato (FS) immerhin eine Teilprivatisierung<br />

ihrer Hochgeschwindigkeitssparte in Betracht. 19 Es sind vor<br />

allem die kleineren europäischen Bahnen, die angesichts der starken Konkurrenz<br />

der Global Player, wie des weltweit zweitgrößten Logistikers DB AG,<br />

neue Möglichkeiten der Finanzierung zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit<br />

suchen. Doch rüstet sich selbst die bislang von Liberalisierung und Privatisierung<br />

weitestgehend verschonte französische Staatsbahn SNCF mit Kooperationen<br />

und strategischer Expansion sowie einem Konzernumbau nach Art<br />

der DB AG. Gerade dieser Konzernumbau wird unter den Vorzeichen einer<br />

möglichen Kapitalmarktorientierung von französischen Gewerkschaftlern<br />

argwöhnisch betrachtet. 20 Trotz partieller Kooperationen ist zwischen den beiden<br />

größeren europäischen EVU, DB AG und SNCF, der Wettlauf um die<br />

europäischen Verkehrsmärkte bereits voll entbrannt. So liegen entsprechende<br />

Expansionspläne beider Seiten vor. 21 Eine teilweise Kapitalprivatisierung der<br />

DB AG dürfte daher neben dem ohnehin schon starken intermodalen Wettbewerb<br />

zwischen den Verkehrsträgern eine ernsthafte Verschärfung des internationalen<br />

intramodalen Wettbewerbs auf der Schiene bedeuten.<br />

17 Vgl. Die Presse: Faymann lehnt ÖBB-Privatisierung ab. http://diepresse.com (http://tinyurl.com/64sbmc;<br />

13.03.2008).<br />

18 Vgl. Sebastian Becker: Polen verkauft 19 Staatsunternehmen.<br />

http://www.ftd.de (http://tinyurl.com/68xutwo; 23.04.2008).<br />

19 Vgl. Andre Tauber: Internationaler Bahnvergleich (Teil 3): Flucht aus dem staatlichen Korsett.<br />

http://www.ftd.de (http://tinyurl.com/6fwbtme; 28.08.2008).<br />

20 Vgl. Lutz Meier: Internationaler Bahnvergleich (Teil 2): Frankreich – Expansion streng nach Vorbild.<br />

http://www.ftd.de (http://tinyurl.com/6zutkbf; 27.08.2008).<br />

21 Vgl. Hans-Gerd Öfinger: Europas Bahnen rüsten auf. Deutsche und französische Gewerkschafter warnen<br />

vor Konkurrenzkampf. http://www.nd-online.de (http://tinyurl.com/6d5xpmq; 12.02.2007).<br />

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