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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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im Rahmen einer medienethnographischen Studie operationalisiert. Die<br />

Frage nach der universellen Beschaffenheit eines Medium (oder eines spezifischen<br />

Mediendispositivs) wird zurückgestellt hinter eine empirische Rekonstruktion<br />

zirkulierender medialer Repräsentationen dieses Mediums, in<br />

diesem Fall des Radios. »The ambiguity was already there at the beginning«<br />

38 – bleibt darzustellen, wie sie sich die Mehrdeutigkeit und Vielgestaltigkeit<br />

von Radio analytisch einfangen lässt.<br />

Medienethnographie als Akteur_innen-Netzwerk-Studie 39<br />

»Follow the Actors« 40 – diese nahezu leitmotivische Prämisse der Akteur_innen-Netzwerk-Theorie<br />

(ANT) soll auch im Folgenden genutzt werden,<br />

um entlang eines Beispiels ihre Relevanz für medienethnographische<br />

Untersuchungen zu verdeutlichen. Die Betrachtung konzentriert sich auf das<br />

Antennenmodell NO-AR 41 als vermittelnde_n Akteur_in des brasilianischen<br />

Freien Radios Sorda. 42<br />

Akteur_innen<br />

Wenn hier eine Antenne als Akteur_in bezeichnet wird, dann nicht deshalb,<br />

weil sie eine inhärente politische Qualität verkörpern würde 43 , sondern weil<br />

ihr innerhalb spezifischer Beziehungen, an denen sie selbst als Mediator_in<br />

beteiligt ist, eine bestimmte Rolle zukommt. Die Aushandlungen sozialer<br />

Rollen und Konstruktionen von Realitätsbezügen werden nicht exklusiv<br />

einem_einer Akteur_in zugeschrieben, sondern als Effekt eines bestimmten<br />

Verhältnisses aufgefasst, welches eben auch unter der obligatorischen Vermittlung<br />

44 von technischen Objekten 45 wie Antennen zustande kommt.<br />

38 Berardi (s. Anm. 1).<br />

39 Der von mir eingefügte queer-sensitive Unterstrich verweist auf eine reflexive Lücke dieser theoretischen<br />

Strömung, die sich ansonsten gerade für Verundeutlichungen und Auflösungen kategorischer Trennungen<br />

zwischen gesellschaftlichen, natürlichen und technischen Kategorien auszeichnet. Andererseits hat die<br />

Theorie trotz dieses Mangels einen Beitrag für über maskuline Akteurs- und Aktantenbegriffe hinausführende<br />

und auch als explizit queere Analyseeinheiten nutzbare Konzepte wie Hybride und Cyborg geleistet.<br />

– Vgl. Degele 2002 (s. Anm. 12), S. 106 f.<br />

40 Michel Callon; Bruno Latour: Unscrewing the big Leviathan: How do actors macro-structure reality and how<br />

sociologists help them to do so. In: Karin Knorr; Aaron Cicourel (Hrsg.): Advanced Social Theory and<br />

Methodology: Toward an Integration of Micro and Macro Sociologies, London 1987, S. 277-303.<br />

41 NO-AR-Antennen sind Akteur_innen, die ich während der Feldforschung in Brasilien aufgespürt habe. NO-<br />

AR übernimmt eine aktive Rolle bei der Artikulation unabhängiger Radios und lässt sich innerhalb spezifischer<br />

Handlungspotentiale (vgl. S. 12) beschreiben. Im Folgenden wird NO-AR die operative Auflösung von<br />

Objekten innerhalb eines Forschungsprojekts illustrieren.<br />

42 Beide Namen wurden anonymisiert.<br />

43 Vgl. Langdon Winner: Do Artifacts have Politics? In: Langdon Winner (Hrsg.): The Whale and the reactor: a<br />

search for limits in an age of high technology, Chicago 1986, S. 19-39.<br />

44 Der Begriff der Vermittlung deutet einen überindividuellen und nicht subjektzentrierten Handlungsbegriff<br />

an, welcher daran interessiert ist, soziale und mediale Prozesse nicht a priori an die Aktivität nur einer onto-<br />

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