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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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ebenfalls, politisch-praktische Veränderungsprozesse zu begleiten bzw. zu<br />

unterstützen.<br />

Theoretischer Rahmen<br />

Ich beabsichtige – entsprechend der Grounded Theory – von meinen Felderfahrungen<br />

und Daten ausgehend theoretische Aussagen zu treffen. Den<br />

damit verbundenen Anspruch der Offenheit gegenüber Feld und Daten verstehe<br />

ich nicht als Einladung zur Leugnung bestehender Vorerfahrungen<br />

und -kenntnisse, sondern vielmehr als Anregung, existierende Vorbegriffe in<br />

ihrer Bedeutung für die eigene Perspektive mit zu reflektieren und den theoretischen<br />

Bezugsrahmen, in dem ich mich scheinbar selbstverständlich bewege,<br />

transparent zu machen. In meiner Forschung erachte ich insbesondere<br />

meine praktischen und theoretischen Erfahrungen mit dem Anti-Bias-Ansatz<br />

als relevant, meine persönlichen Erfahrungen im Schulalltag als Schülerin<br />

und als nebenamtliche Mitarbeiterin sowie theoretische Auseinandersetzungen<br />

im Rahmen meines Studiums, z. B. mit Rassismusforschung, feministischen<br />

Theorien, postkolonialen Studien, Kritischer Psychologie etc.<br />

Diese Auseinandersetzungsgrundlage spiegelt sich einerseits in den<br />

theoretischen Bezugspunkten wider, die sich allein aus der Wahl meines Forschungsfeldes<br />

ergeben: subjektorientierte Bildungsarbeit, Schulentwicklung(sdebatten),<br />

Anti-Diskriminierung, Demokratie und Kinderrechte. Andererseits<br />

beeinflusst dieser Erfahrungshintergrund mehr oder weniger<br />

offensichtlich meine Haltung zu und meinen Blick auf (Bildungsarbeit an)<br />

Schule. Die dargestellten Positionierungen (Tabelle 1) sind ein Versuch, die<br />

Vorannahmen zu skizzieren, mit denen ich meine Forschung begonnen habe.<br />

Die hier versuchte Transparenz von Voreingenommenheiten stellt nur einen<br />

kleinen Ausschnitt einer notwendigen Selbstreflexivität im Forschen dar.<br />

Hier ermöglicht sie mir, mein Forschungshandeln und meine Interpretationsleistungen<br />

in einem begrenzten Maße kontinuierlich kritisch auf meine<br />

Deutungsmuster und Positionen hin zu hinterfragen und den Blick für alternative<br />

Interpretationsmöglichkeiten zu öffnen. 2 Konkret verdeutlicht diese<br />

Rekonstruktion meinen vorwiegend kritisch-skeptischen Blick auf Schule<br />

und gibt mir Gelegenheit, ihn dahingehend zu erweitern, dass gerade auch<br />

die gegebenen Möglichkeiten im Schulsystem für mich sichtbarer werden.<br />

Demgegenüber sehe ich durch das Ausblenden bestehender Voreingenommenheit<br />

die Gefahr, dem vielfach kritisierten Mechanismus zu unterliegen,<br />

bereits vorbestimmte Erkenntnisse zu erzielen.<br />

2 Meine Perspektive und mein Handeln sind auch durch Bilder und Annahmen beeinflusst, die mir nicht (immer)<br />

zugänglich oder bewusst sind – wie etwa die vermeintlichen Selbstverständlichkeiten, die aus meiner<br />

privilegierten Position als Forschende im Rahmen gesellschaftlicher Herrschaftsverhältnisse allgemein und<br />

im wissenschaftlichen Feld insbesondere resultieren und diese aufrechterhalten.<br />

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