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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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auf überwiegend mit der Neugliederung (wie In- und Outsourcing) und<br />

technischen wie personellen Rationalisierung ihrer Unternehmen sowie einer<br />

teilweisen unternehmerischen Neuausrichtung (wie Diversifizierung/<br />

Reduzierung der Angebotspalette, Expansion und Internationalisierung).<br />

Viele Länder der EU, darunter Belgien, Deutschland, Finnland, Italien, Lettland,<br />

die Niederlande, Österreich, Polen, Schweden, Slowakei, Tschechien<br />

und Ungarn, koppelten, ohne eine rechtliche Erfordernis der EU, die nationale<br />

Umsetzung der neuen Bestimmungen an eine formelle Privatisierung<br />

ihrer Eisenbahnen. Die Bahnen blieben dabei zwar hundertprozentig in der<br />

Hand des Staates, doch gab dieser wichtige Mitspracherechte ab. Auch konzentrierten<br />

sich die rechtlich privatisierten traditionellen EVU fortan auf<br />

ihren unternehmerischen Erfolg in den Bilanzen und nicht mehr auf die Gewährleistung<br />

öffentlicher Daseinsvorsorge, wie einen sich in die Fläche erstreckenden,<br />

serviceorientierten und preiswerten Personen- und Gütertransport.<br />

Andere europäische Länder reagierten auf die Veränderungen durch die<br />

Liberalisierung des Sektors mit teilweiser oder vollständiger Privatisierung<br />

ihrer traditionellen EVU. Am weitesten gingen hierbei Großbritannien und<br />

Estland. So zerschlug und verkaufte die konservative britische Regierung<br />

John Majors in einer Kapitalprivatisierung 1995 bis 1997 die British Rail (BR).<br />

Nach zahlreichen Zugunglücken, die auf eine Vernachlässigung der Schieneninfrastruktur<br />

zurückzuführen waren, sah sich die nachfolgende Labour-<br />

Regierung Ende 2002 gezwungen, den insolventen Infrastrukturbetreiber<br />

Railtrack mit hohen Verlusten für die SteuerzahlerInnen zurückzukaufen<br />

und den Betrieb wieder in staatliche Hand zu nehmen. Estland hingegen<br />

entschied sich, die Privatisierung seiner Eisenbahn Anfang 2007 vollständig<br />

zurückzunehmen.<br />

Schweden, einst Vorreiter der Liberalisierung, verkaufte trotz weitergehender<br />

Ankündigungen bislang lediglich die bahneigenen Servicedienste<br />

seiner Eisenbahn. Während Dänemark 2001 seine Güterverkehrssparte an<br />

die Güterverkehrstochter der Deutschen Bahn AG, DB Railion, verkaufte<br />

und eine weitere Teilprivatisierung der Danske Statsbaner (DSB) forciert 15 ,<br />

entschieden sich die Niederlande bereits 1999, »mit der bemerkenswerten<br />

Begründung, mehr Mobilität zu gewährleisten sei wichtiger als Gewinnmaximierung«<br />

16 , auf eine Privatisierung der Nederlandse Spoorwegen (NS)<br />

zu verzichten und die NS-Cargo 2000 in Kooperation mit der DB Railion zu<br />

verschmelzen.<br />

Der Trend zur Privatisierung der Eisenbahnen scheint indes ungebrochen.<br />

Erst Ende 2008 verkaufte Ungarn die Güterverkehrstochter der staatlichen<br />

15 Vgl. Die Presse: Dänemark will Bahn privatisieren.<br />

http://diepresse.com (http://tinyurl.com/65kxxld; 24.06.2006).<br />

16 Hemmer; Hollos 2003 (s. Anm. 6), S. 6.<br />

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