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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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von Horkheimer zu Fromm und Adorno verändert. Am Anfang der 1930er<br />

Jahre ist Fromm eine der wichtigsten Personen des Instituts; in den 1940er<br />

Jahren aber ist er zur Zielscheibe heftiger Angriffe seitens Adornos, Marcuses<br />

und auch Horkheimers geworden, 16 obwohl dieser früher nicht nur<br />

Fromms Sozialpsychologie in das interdisziplinäre Programm integriert,<br />

sondern auch zehn Jahren lang eine stete Diskussion mit ihm als Theoretiker<br />

und Freund geführt hatte. 17 Die Konsequenzen dieses Wandels sollen hier<br />

erörtert werden. Was auf dem Spiel stand, war nicht weniger als die Verbindung<br />

zwischen Psychoanalyse und Gesellschaftstheorie.<br />

Die Bedeutung der Psychoanalyse für die Gesellschaft<br />

Warum ist diese Problematik wichtig? Eine theorieimmanente Erklärung für<br />

den Sinneswandel Horkheimers ist notwendig, weil sich der Großteil der<br />

wissenschaftlichen Beiträge zu diesem Thema meist nur auf die Polemik gegen<br />

den Revisionismus konzentriert und die eigenständige und begründete<br />

Entwicklung der Position Horkheimers nicht beachtet. Ein zweiter Grund<br />

liegt in der aktuellen Lesart der Kritischen Theorie: Die Perspektive Axel<br />

Honneths, welche die peripheren Ansätze in der kritischen Theorie nachzuvollziehen<br />

versucht, hat zu einer Rehabilitierung des späten Fromm – als Alternative<br />

zu dem funktionalistischen Ansatz des inneren Kreises der ersten<br />

Generation – geführt. 18 Obwohl ich einer solchen Aufwertung der Positionen<br />

Fromms nicht absolut zustimme, erscheint mir die Methode eines produktiven<br />

Vergleichs zwischen Zentrum und Peripherie fruchtbar, um die Problemstellungen<br />

der kritischen Theorie zutage zu fördern – insbesondere die<br />

Probleme, welche die Autoritätskritik innerhalb des sozialpsychologischen<br />

Ansatzes aufwirft.<br />

Die Institutsgeschichte führte zu einem epistemologischen Problem vom<br />

Wesen und der Rolle der Sozialpsychologie in der Gesellschaftstheorie Horkheimers.<br />

In den 1930er Jahren wird der Faschismus als Autoritarismus erklärt,<br />

wobei Horkheimer, wie auch Fromm, die Erzeugung der autoritären<br />

Persönlichkeit durch die patriarchalische Familie betonte. Aber unterhalb<br />

der steten diskursiven Verwendung der Kategorie der Autorität bei Horkheimer<br />

und des damit einhergehenden scheinbaren Vorrangs des sozialpsychologischen<br />

Ansatzes kann man eine wichtige Veränderung erkennen: In<br />

der Zusammenarbeit mit Adorno wird in der Folge der Niedergang der Autorität<br />

und des Individuums (das heißt die Vorherrschaft eines schwachen<br />

16 Vgl. Adorno 1951 (s. Anm. 5); Marcuse 1955 (s. Anm. 5).<br />

17 Vgl. Max Horkheimer: Ernst Simmel and Freudian Philosophy. In: The International Journal of Psychoanalysis,<br />

Vol. 29, 1948, S. 110-113.<br />

18 Honneth zufolge bietet Fromms Theorie eine Alternative zu dem geschlossenen Funktionalismus: Im Denken<br />

Fromms »bahnen sich kommunikationstheoretische Einsichten nicht im makrosoziologischen, sondern<br />

im mikrosoziologischen Bereich an«. Honneth 1999 (s. Anm. 1), S. 54.<br />

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