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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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von Widersprüchen gekennzeichneten Schulsystem anzustoßen. Denn eine<br />

außerschulische Bildungsarbeit, die sich ausschließlich darauf konzentriert,<br />

alternative Lernerfahrungen zum Schullernen zu ermöglichen, ist kaum in<br />

der Lage, im System Schule überfällige Veränderungsprozesse anzustoßen.<br />

Demgegenüber läuft eine (noch) stärkere Integration außerschulischer Bildungsarbeit<br />

in schulische Abläufe und Strukturen Gefahr, sich zunehmend<br />

von eigenen Ansprüchen an emanzipatorische Bildung zu entfernen. Meines<br />

Erachtens zeichnet sich das Projekt gerade durch den doppelten Anspruch<br />

aus, wertschätzend-anerkennend und kritisch-verändernd in Schule zu wirken.<br />

Das Projekt versuchte, die beteiligten pädagogischen Fachpersonen als<br />

diejenigen, die langfristig in den jeweiligen Institutionen arbeiten, mitzunehmen<br />

bzw. gemeinsam mit ihnen eine Praxis zu gestalten. In den PRG formulierte<br />

Handlungsmöglichkeiten bezogen sich insbesondere auf eine umfassendere<br />

Ausgestaltung dieser Zusammenarbeit mit den Pädagog_innen in<br />

Schule. Hier besteht die Herausforderung, existierende Machtasymmetrien<br />

zu reflektieren und auf dieser Grundlage über Haltung, Struktur und Konzept<br />

im gemeinsamen Handeln ins Gespräch zu kommen. Darüber hinaus<br />

ist eine Diskussion darüber bedeutungsvoll, inwiefern den Beteiligten –<br />

pädagogischen Fachpersonen wie Kindern – die Widersprüche des Projekthandelns<br />

transparent und so gemeinsam reflektierbar gemacht werden, so<br />

dass ihnen Alternativen zum gewöhnlichen Verhalten des Bewertens, Korrigierens<br />

und Kontrollierens einerseits und der Anerkennungskämpfe und des<br />

Widerstandes andererseits ermöglicht werden.<br />

Forschung<br />

Ich begleitete ein Projekt, das mit der Anti-Bias-Perspektive einen kritischen<br />

Blick auf schulische Lernprozesse und umfassende Veränderungsansprüche<br />

beinhaltet. Im Rahmen meiner Beobachtungen und distanzierten Reflexionen<br />

auf das Projekthandeln nehme ich wahr, dass es für die Subjekte im Projekt<br />

nicht immer möglich zu sein scheint, sich diese Ansprüche im konkreten<br />

Handeln in der spezifischen Projektstruktur, innerhalb des Systems Schule<br />

zu bewahren. Meine Erfahrung in der Rolle als Beobachtende ist, dass es<br />

relativ »einfach« ist, dieses zu beobachten, zu kritisieren und zu beurteilen.<br />

Bemühe ich mich um eine kritische Reflexion meines eigenen Forschungsvorgehens,<br />

stelle ich allerdings fest, dass ich in die gleichen »Fallen tappe«.<br />

Insbesondere an meiner Forschungseinheit mit den Kindern lassen sich drei<br />

Widersprüche in meiner Position bzw. meinem Forschungshandeln verdeutlichen.<br />

Erstens erkenne ich an mir ebensolche Mechanismen der Ergebnisorientierung,<br />

Instrumentalisierung der Kinder oder des Rückgriffs auf schulisch<br />

»bewährte Disziplinierungsmaßnahmen«, wie ich sie als Gefahren im Pro-<br />

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