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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Auf die heutigen Kämpfe bezogen bedeutet das: Wenn die globalisierungskritischen<br />

Bewegungen hegemoniefähig werden wollen, müssen sie<br />

verschiedene Elemente emanzipatorischer Politik verbinden und dadurch<br />

ein neues gegen-hegemoniales kulturelles Klima erzeugen, das die hegemoniale<br />

Politik infrage stellt. Es bedarf also einer »neuen kulturellen Grammatik«<br />

15 .<br />

Die Umweltbewegung erkennt beispielsweise, dass nachhaltige Politik<br />

auch mit der Auflösung von Geschlechterregimen zusammenhängt, die Aktivist_innen<br />

des Schulstreiks engagieren sich gegen Abschiebung usw. Partikulare<br />

Kämpfe verbinden sich zu einem gemeinsamen Kampf, bilden eine<br />

Äquivalenzkette und ringen um eine andere Hegemonie.<br />

Der Begriff der Gegen-Hegemonie kann aber möglicherweise auch irreführen.<br />

Denn er suggeriert zum einen, dass es sich vornehmlich um eine Gegenbewegung<br />

handelt, die sich vor allem durch eine Negation des Bestehenden<br />

auszeichnet. Dem ist jedoch nicht so, denn Gegen-Hegemonie bedeutet<br />

vor allem die Etablierung einer anderen, alternativen Hegemonie und nicht<br />

bloße Gegen-Kultur. Hinsichtlich der linken Krisenproteste in Deutschland,<br />

die ich untersuche, scheint es daher angebrachter, von linker Hegemonie zu<br />

sprechen, um die Richtung dieser anderen Hegemonie zu beschreiben. Was<br />

konkret der Inhalt dieser linken Hegemonie sein könnte, ist jedoch noch auszubuchstabieren.<br />

Zum anderen suggeriert der Begriff im Singular die Notwendigkeit einer<br />

Einheit der Kämpfe für deren Hegemoniefähigkeit. Dies steht natürlich im<br />

Gegensatz zur realen Vielfältigkeit der Kämpfe und wirft die Frage auf, inwieweit<br />

für eine Verbindung und Verallgemeinerung der Kämpfe wirklich<br />

eine gewisse Äquivalenz der Kämpfe notwendig ist. Laclau und Mouffe<br />

identifizieren als vereinheitlichendes Prinzip die Existenz eines gemeinsamen<br />

Antagonisten, eines Feindes, der den partikularen Kämpfen ein vereinheitlichendes<br />

Moment gibt. Welcher Art diese Verbindung ist, bleibt jedoch<br />

unklar.<br />

Es lässt sich bis zu diesem Punkt festhalten, dass es angebracht scheint, anstelle<br />

des Begriffs Gegen-Hegemonie von linken Hegemonien zu sprechen.<br />

Linke Hegemonien<br />

Mit der von Laclau und Mouffe entwickelten Hegemonietheorie ist ein Instrument<br />

gefunden, mit dem soziale Bewegungen hinsichtlich ihres weltverändernden<br />

Potentials und ihres Verhältnisses zum herrschenden System<br />

15 Oliver Marchart; Rupert Weinzierl: Radikale Demokratie und Neue Protestformen. In: Dies. (Hrsg.): Stand<br />

der Bewegung? Protest, Globalisierung, Demokratie – eine Bestandsaufnahme, Münster 2006, S. 8.<br />

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