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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Die ETF versucht seitdem ihre Mitgliedsgewerkschaften im Europäischen<br />

Sozialen Dialog (ESD) auf Gemeinschaftsebene zu vertreten und die europäische<br />

Gesetzgebung via Lobbying zu beeinflussen. Besonders im ESD, dessen<br />

Abkommen gemäß Artikel 139 des EG-Vertrags in europäisches Recht<br />

umgewandelt werden können, konnte die ETF bereits wichtige Erfolge erzielen.<br />

Darunter fallen auch die Einführung einer Europäischen Lokführerlizenz<br />

und Verpflichtungen über Arbeitsbedingungen für mobiles Personal<br />

im grenzüberschreitenden Verkehr. Gleichzeitig sprach sich die ETF von jeher<br />

gegen die Liberalisierung des Schienenverkehrssektors aus, »da ihrer Ansicht<br />

nach nicht eine intrasektorale Konkurrenz die Probleme im Eisenbahnsektor<br />

behebe, sondern nur faire intersektorale Wettbewerbsbedingungen<br />

zwischen den Verkehrsträgern, nachholende Investitionen in die Schieneninfrastruktur<br />

und die Herstellung von Interoperabilität der unterschiedlichen<br />

Systeme. Die ETF sieht in der Liberalisierung des Eisenbahnsektors<br />

lediglich das Ziel der EU-Kommission, die großen integrierten Eisenbahnunternehmen<br />

aus Wettbewerbszielen zu fragmentieren und zu zerschlagen.<br />

Diese Fragmentierung sei zugleich die Voraussetzung und somit erster Schritt,<br />

um auf nationaler Ebene Privatisierungen voranbringen zu können. Auch<br />

hinter den geplanten Gesetzesvorhaben der EU-Kommission befürchtet die<br />

ETF eine weitere ›Zerschlagung, Outsourcing und Privatisierung‹ der traditionellen<br />

europäischen EVU« 28 .<br />

Auch wenn es unter den heutigen Mitgliedsgewerkschaften der ETF beim<br />

1. Eisenbahnpaket noch kontroverse Diskussionen gab und sich eine deutliche<br />

Mehrheit für eine strikte Ablehnungshaltung fand, zeigte man sich beim<br />

2. Eisenbahnpaket aufgrund der gescheiterten Verhinderungsversuche weitaus<br />

ernüchterter. So einigte man sich nun darauf zu versuchen, praktischen<br />

Einfluss auf die weitere Gesetzgebung zu nehmen. Dieser allmähliche liberalisierungskritische<br />

Konturverlust innerhalb der ETF dürfte vor allem an der<br />

zentralen Rolle der eher moderaten Bahngewerkschaften, darunter die deutsche<br />

TRANSNET und GDBA unter dem ehemaligen TRANSNET-Vorsitzenden<br />

und langjährigen ETF-Sektionspräsidenten im Bereich Schiene, Norbert<br />

Hansen, gelegen haben. 29 Auch unter Hansens Leitung, der Mitte 2008 durch<br />

seinen Wechsel ins Arbeitgeberlager in die Kritik geraten sollte 30 , vermied es<br />

die ETF sich näher des Themas Privatisierung anzunehmen. 31 Trotz des Weg-<br />

28 Zitiert nach Matthias Richter-Steinke: Auswirkungen von Privatisierungen auf Gewerkschaften. Die Privatisierung<br />

der europäischen Eisenbahnen am Beispiel der Deutschen Bahn im Kontext von Liberalisierung,<br />

Europäisierung und Globalisierung. Dissertation (in Vorbereitung).<br />

29 Neben den deutschen Verkehrsgewerkschaften TRANSNET und der GDBA, die Ende 2010 zur Eisenbahnund<br />

Verkehrsgewerkschaft (EVG) verschmolzen, ist auch die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Mitglied<br />

der ETF. Die Lokführergewerkschaft GDL hingegen nicht.<br />

30 Vgl. Transnet-Chef wechselt die Seiten. Rücktritt als Gewerkschaftsvorsitzender.<br />

http://www.tagesschau.de (http://tinyurl.com/5vxucq; 08.05.2008).<br />

31 Ein europäischer Eisenbahnerstreik alternativer internationaler Gruppen am 18. März 2003 fand ohne eine<br />

Beteiligung der ETF statt. Vgl. Hajek 2006 (s. Anm. 25), S. 5.<br />

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