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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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und Hoden-, aber auch Brustkrebs. Es ist zulässig zu sagen, dass die je familienspezifische<br />

Sequenz-Variante für die familiäre Häufung der Krebsfälle<br />

verantwortlich ist, diese jedoch nicht die Ursache individueller Krebserkrankungen<br />

darstellt. Die Ursache bleibt weiterhin unbekannt. Konnte die familiär<br />

krebsverantwortliche DNA-Sequenz festgestellt werden, so lassen sich<br />

auch bislang gesunde Familienangehörige auf deren Vorhandensein testen.<br />

Dies wird als prädiktiver, das heißt vorhersagender Test bezeichnet, da ein<br />

medizinisch positives Testergebnis, also das Vorliegen der familienspezifischen<br />

Variante bei der getesteten Frau, mit einer erhöhten Erkrankungswahrscheinlichkeit<br />

bis zum 70. Lebensjahr verbunden wird. Im vorliegenden<br />

Fall wurde den positiv getesteten Frauen ein Risiko von bis zu 80 Prozent für<br />

Brustkrebs und bis zu 60 Prozent für Eierstockkrebs mitgeteilt. 8 In Deutschland<br />

existieren zwölf Zentren für familiären Brust- und Eierstockkrebs, die<br />

sowohl den molekulargenetischen BRCA-Test 9 als auch verschiedene Früherkennungs-<br />

und Präventionsmöglichkeiten für BRCA-positive Frauen anbieten.<br />

Letztere umfassen halbjährliche intensivierte Früherkennungsuntersuchungen<br />

(Mammographie, Ultraschall, MRT), prophylaktische Entfernung<br />

der (noch gesunden) Brüste und Eierstöcke und (seltener) Chemoprävention.<br />

In den Zentren sind Humangenetiker_innen, Gynäkolog_innen und<br />

Psycholog_innen bzw. Psychoonkolog_innen miteinander vernetzt und kooperieren<br />

bei Beratungen und Untersuchungen. 10<br />

Die BRCA-positive Familie Schumacher-Schall-Brause (SSB)<br />

Um die doppelte Kontextualisierung, das heißt die Entwicklung des Familiensystems<br />

und der persönlichen gesundheitlich-körperlichen Deutungsmuster<br />

sowie die Vernetzung dieser Bereiche, adäquat darzustellen, wird<br />

nun die Geschichte der von Krebs betroffenen Familie SSB rekonstruiert und<br />

an gegebenen Punkten durch die Darstellung transaktionaler Prozesse ergänzt,<br />

die einzelne Frauen in ihrem Verhältnis zur Familie betreffen. Als Familie<br />

gilt dabei der im Alltag aktuelle und als relevant erlebte Familienteil in<br />

horizontaler zeitlicher Ausrichtung sowie der als relevant erinnerte und<br />

wahrgenommene historische Familienteil in vertikaler Ausrichtung.<br />

8 Diese Zahlen können jedoch je nach zugrunde gelegter Studie stark variieren. Eine Wahrscheinlichkeitsspanne<br />

von 37-87 Prozent für Brust- und 16-60 Prozent für Eierstockkrebs für beide Gen-Orte lässt sich feststellen.<br />

– Vgl. Anja Mehnert; Corinna Bergelt; Uwe Koch: Prädiktion genetischer Brust- und Ovarialkrebsdiagnostik.<br />

Manual zur Beratung ratsuchender Frauen, Stuttgart 2003.<br />

9 Der BRCA-Testprozess besteht aus der Trias Beratung – Test – Beratung.<br />

10 Vgl. Ansgar Gerhardus u. a.: BRCA – Erblicher Brust- und Eierstockkrebs. Beratung – Testverfahren – Kosten,<br />

Heidelberg 2005.<br />

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