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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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und männliche Beschäftigte anzusprechen. Es wird explizit darauf gesetzt,<br />

auch männliche Beschäftigte zu ermutigen, die vorhandenen Möglichkeiten<br />

zu einer Verbesserung der Work-Life-Balance und dabei u. a. auch zu einer<br />

Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu nutzen.« 18<br />

»Der Zeitaufwand für Haushaltsarbeit von Männern steigt in Doppelverdienerhaushalten<br />

nur geringfügig an. Hier vollzieht sich nur allmählich ein<br />

Wandel, der auch die Neudefinition gesellschaftlicher Rollenbilder voraussetzt<br />

[…]. Trotz einer steigenden Erwerbsbeteiligung von Frauen ist keine<br />

grundsätzliche Neuverteilung der Haushalts- und Betreuungsarbeit zwischen<br />

den Geschlechtern zu beobachten.« 19<br />

Diese Aussagen zu den geschlechtsspezifischen Verbindungen der Work-<br />

Life-Balance-Maßnahmen verdeutlichen das Dilemma der Initiative zwischen<br />

gesellschaftlicher Perspektive und dem derzeitigen Zustand der Geschlechter-<br />

und Gesellschaftsverhältnisse. Die Zukunftsperspektive der Initiative<br />

formuliert einen Bruch mit dem traditionellen männlichen Ernährermodell<br />

und zielt auf einen Rollen- und Mentalitätswandel der Geschlechter- und<br />

Gesellschaftsverhältnisse ab. Durch eine Förderung der Vereinbarkeit von<br />

Familie und Beruf zugunsten von Frauen soll dieser Wandel etabliert werden.<br />

Diese Perspektive ist insofern diskursanalytisch interessant, da zentrale<br />

feministische Forderungen nach Chancengleichheit und einer Überwindung<br />

patriarchaler Strukturen Eingang in politische Herrschaftsdiskurse gefunden<br />

haben. Erklärtes Ziel der Initiative ist es somit, mittels Work-Life-Balance-<br />

Maßnahmen einen gesamtgesellschaftlichen Wertewandel und eine Neudefinition<br />

gesellschaftlicher Rollenbilder durchzusetzen.<br />

Im Hinblick auf die Anrufungssignifikanten in Richtung einer Neudefinition<br />

von Geschlechterbildern lässt sich allerdings nur eine geringe Anzahl<br />

von expliziten Maßnahmen und Aufforderungen finden. Väter werden in<br />

diesem Text zum Beispiel nicht (!) erwähnt, obwohl die Initiative explizit<br />

darauf setzt, männliche Beschäftigte zu ermutigen, die vorhandenen Möglichkeiten<br />

zu einer Verbesserung der Work-Life-Balance in Anspruch zu nehmen.<br />

Für Frauen und Mütter bewegen sich die Anrufungssignifikanten in<br />

den Feldern Wettbewerb, ökonomische Unabhängigkeit, Aufstiegschancen. 20<br />

Dieser Zusammenhang lässt die Frage zu, ob die Einfügung von geschlechterrelevanten<br />

Termini lediglich aus rhetorischen Gründen stattgefunden hat.<br />

Zumindest die sehr geringe Anzahl bzw. nicht vorhandenen explizit geschlechtergerechten<br />

Rollenmodelle innerhalb dieses Work-Life-Balance-Konzeptes<br />

deuten darauf hin. Allerdings scheint im Gegensatz zu den Anrufungen<br />

an Männer ein deutlich verändertes Rollenbild von Frauen durch. Denn<br />

18 BMFSJ 2005 (s. Anm. 2), S. 29.<br />

19 Ebd.<br />

20 Vgl. ebd., S. 6 und S. 28.<br />

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