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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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gabentrennung, sondern einer Schwerpunktsetzung zu verstehen. 10 Eine<br />

wichtige Differenzierung lässt sich darüber hinaus anhand der Frage treffen,<br />

ob die jeweilige Unterstützung an eine bestimmte Person gebunden ist. So<br />

sei im Falle emotionaler Unterstützung und Geselligkeitsunterstützung<br />

»nicht nur die Ressource, sondern auch der Ressourcenträger wichtig« 11 . Zudem<br />

wird auf den Unterschied zwischen multiplexer und uniplexer Unterstützung<br />

verwiesen: Während Familie und Freund_innen jeweils ein breites<br />

Unterstützungsspektrum abdecken (multiplex), seien entferntere Verwandte,<br />

Nachbar_innen, Kolleg_innen und Bekannte eher auf einzelne Unterstützungsdimensionen<br />

oder -arten spezialisiert (uniplex). 12 Diese Unterscheidungen<br />

werden weiter unten bei der Diskussion der verschiedenen Bewältigungsmuster<br />

von Erwerbslosigkeit erneut aufgegriffen. Zunächst soll jedoch<br />

der Frage nach der sozialen Unterstützung in der Erwerbslosigkeit anhand<br />

der einzelnen Beziehungsarten nachgegangen werden, die von den Befragten<br />

als unterstützend genannt wurden.<br />

Die Befragten wurden im Laufe des Interviews gebeten, auf einer ›Netzwerkkarte‹<br />

13 , der Intensität ihrer Unterstützung entsprechend (sehr unterstützend,<br />

unterstützend, ein wenig unterstützend), jene Personen anzuordnen,<br />

die für sie als Unterstützung wirken. Von den meisten Befragten wurde<br />

der/die Partner_in (sofern vorhanden) als wichtigste Quelle der sozialen<br />

Unterstützung angeführt. Dies betrifft neben emotionaler vor allem finanzielle<br />

und praktisch-instrumentelle Unterstützung im Alltag. Dabei wurde<br />

durchgehend das Bild der absoluten Solidarität als normative Erwartung<br />

zwischen den Partner_innen formuliert: Diese erwarten voneinander, dass<br />

sie sich sprichwörtlich ›in guten wie in schlechten Tagen‹ zur Seite stehen.<br />

Dies gilt mit Blick auf ältere, bereits langjährig verheiratete Paare ebenso wie<br />

bei jungen unverheirateten: In beiden Fällen wird die Partnerschaft als etwas<br />

Hochexklusives gesehen, das man lediglich mit dieser einen Person teilt und<br />

das mit der Erwartung der Dauerhaftigkeit verbunden ist. Dies macht die<br />

Partnerschaft zu einem prädestinierten Rückzugsort. Zugleich wird die partnerschaftliche<br />

Solidarität aber in der Erwerbslosigkeit auf die Probe gestellt.<br />

Spannungen zeigten sich hier vor allem in Partnerschaften, die in ihren Erwartungen<br />

an einem ›traditionellen‹ Modell geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung<br />

orientiert waren. Die soziale Normalität, die mit der Erwerbsarbeit<br />

des Mannes verbunden ist, erodiert vor allem mit der zunehmenden Dauer<br />

der Lage. Allerdings finden sich in Partnerschaften, die diesem Typus zuge-<br />

10 Diewald 1990 (s. Anm. 6), S. 230.<br />

11 Sören Petermann: Persönliche Netzwerke in Stadt und Land. Siedlungsstruktur und soziale Unterstützungsnetzwerke<br />

im Raum Halle/Saale, Wiesbaden 2002, S. 88 f.<br />

12 Vgl. ebd., S. 127.<br />

13 Robert L Kahn; Toni C. Antonucci: Convoys over the Live Course: Attachment, Roles and Social Support. In:<br />

Paul B. Baltes; Olim G. Brim (Hrsg.): Life-Span Development and Behaviour, New York 1980.<br />

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