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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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troffenen: Die Arbeitsweise der EPZ-MitarbeiterInnen unterscheidet sich<br />

deutlich von der gängigen Praxis anderer Institutionen des Asylsystems. Sie<br />

brachten Zeit und Geduld auf, Frau Tekins Sprache zu erlernen und gemeinsam<br />

einen Verständigungsweg zu finden. Damit erkannten sie auch die Spuren<br />

ihres schwierigen Migrationsprozesses an. Hier zeigt sich ein Betreuungsanspruch,<br />

der trotz aller ökonomischen Missstände versucht, eine Beziehung<br />

zu den Betroffenen aufzubauen. 46 Frau Tekin hat mir im Interview viel von<br />

den Missachtungen, die sie in ihrem Leben von institutioneller Seite erfahren<br />

hat, erzählt und deutlich gemacht, wie schwer es ihr fällt, unter den ausgrenzenden<br />

und stigmatisierenden Bedingungen zu überleben. Der geduldige<br />

und wertschätzende Kontakt zu den BetreuerInnen des EPZ hat sie dabei<br />

unterstützt, die Ohnmacht und Verzweiflung, die aus ihrer prekären asylrechtlichen<br />

Situation resultieren, auszuhalten. So sagte sie mir: »kann nicht<br />

leben ohne diese Büro… ich sterben, ich weiß, gestorben« 47 .<br />

46 Vgl. hierzu ausführlicher: Antje Krueger: Leben in der »organisierten Desintegration«. Ist Anerkennung eine<br />

Konstruktion? In: Claudia Czycholl; Inge Marszolek; Peter Pohl: Zwischen Normativität und Normalität.<br />

Theorie und Praxis der Anerkennung in interdisziplinärer Perspektive, Essen 2010, S. 155-174.<br />

47 Interview mit Frau Tekin im November 2006.<br />

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