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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Ansätze der Kritischen Internationalen Politischen Ökonomie erweitert worden<br />

sind und eine permanente Beschäftigung mit unterschiedlichen Zugängen<br />

erforderlich bleibt. 18 Beispielsweise knüpfen die Konzepte der Internationalisierung<br />

des Staates und der veränderten räumlichen Selektivität an<br />

die staatstheoretischen Überlegungen an: Im Zuge der Krise des Fordismus<br />

habe sich eine Internationalisierung des Staates ergeben, die Brand, Christoph<br />

Görg und Markus Wissen in Anlehnung an Poulantzas als »Verdichtung<br />

zweiter Ordnung« bezeichnen. Bestimmte Funktionen staatlichen Handelns<br />

verlagern sich auf die internationale Ebene, und die Reorganisation<br />

von Regulation wirkt auf unterschiedlichen Ebenen in den Nationalstaat ein.<br />

Der internationalisierte Staat soll diese Verhältnisse dauerhaft absichern,<br />

bleibt als nationalstaatlich fragmentierter Raum allerdings erhalten.<br />

Zudem verändere sich die »räumliche Selektivität« 20 des Staates, die Art<br />

und Weise, in der staatliche Politik auf unterschiedliche Räume abzielt. Dabei<br />

handelt es sich nicht um einfaches upscaling oder downscaling (gedacht als<br />

Verschiebung von Entscheidungszentren auf die supra- oder subnationale<br />

Ebene). Der rekonfigurierte (National-)Staat bleibt in diesem Konzept zentral:<br />

Vielmehr werden subnationale Räume mittels politischer Strategien in<br />

supranationalen Akkumulationskreisläufen zu positionieren versucht.<br />

Koloniale Legate<br />

Der spanischen Kolonialherrschaft war der Aufbau umfassender zentralstaatlicher<br />

Strukturen kein prioritäres Ziel. Vielmehr ging es um die Garantie,<br />

dass genügend Rohstoffe für die europäischen Wirtschaften sichergestellt<br />

werden konnten. Später kamen die Erschließung von Absatzmärkten sowie<br />

die Möglichkeit hinzu, leere Räume zur Aufnahme von Auswanderern und<br />

zur Nahrungsmittelproduktion zu nutzen. 21 So präsentiert sich häufig ein<br />

von der spanischen Kolonialherrschaft ererbtes fragmentiertes Gebilde, in<br />

dem sich der Zentralstaat immer wieder mit regionalen Caudillos arrangieren<br />

und mit diesen verhandeln muss. Wurden diese in Mexiko über ein Staatsparteiensystem<br />

eingebunden, so institutionalisierte in Kolumbien das Zweiparteiensystem<br />

der Konservativen und Liberalen diese Klientelbeziehungen.<br />

18 Vgl. Ulrich Brand: Globalisierung als Krise des Fordismus und ihrer Überwindung. Poulantzas’ Überlegungen<br />

zur Internationalisierung von Politik und Ökonomie. In: Alex Demirovic; Serhat Karakayali; Stephan<br />

Adolphs (Hrsg): Das Staatsverständnis von Nicos Poulantzas. Der Staat als gesellschaftliches Verhältnis, Baden-Baden<br />

2010.<br />

19 Ulrich Brand; Christoph Görg; Markus Wissen: Verdichtungen zweiter Ordnung Die Internationalisierung<br />

des Staates aus einer neo-poulantzianischen Perspektive. In: Prokla, Nr. 2, 2007, S. 217-234.<br />

20 Neil Brenner: New State Spaces. Urban Governance and the rescaling of Statehood, Oxford 2004.<br />

21 Vgl. Inés Izaguirre; Zoltan Szankay: Klassen und soziale Schichten in Lateinamerika. In: Klaus Meschkat;<br />

Oskar Negt (Hrsg.): Gesellschaftsstrukturen, Frankfurt am Main 1973, S. 272.<br />

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