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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Von Maria Leitners zahlreichen im Exil von 1934 bis 1939 geschriebenen<br />

Artikeln, die nur zum Teil in der Exilpresse veröffentlicht wurden, sind<br />

34 Artikel erhalten. Offensichtlich wird es für sie immer schwieriger, nach<br />

Deutschland einzureisen, sei es aus Geldmangel, sei es, dass ihre Kontaktmöglichkeiten<br />

schwinden, denn sie greift immer seltener die Situation im faschistischen<br />

Deutschland auf. Stattdessen schreibt sie über den Schauspieler<br />

Jean Gabin 41 , über die Meisterspionin Yoshiko Momoaki 42 und über den Wirtschaftsberater<br />

der NSDAP, Walter Funk 43 .<br />

Maria Leitners Tod<br />

Maria Leitners materielle Lage in Paris wird immer bedrohlicher. Dies ist<br />

ihrem Briefwechsel mit der Hilfsorganisation American Guild for German Cultural<br />

Freedom 44 aus den Jahren 1938 bis 1941 zu entnehmen. 45 Nachdem sich<br />

Oskar Maria Graf und Anna Seghers bei der American Guild mit der Bitte um<br />

ein Stipendium für Maria Leitner einsetzen, erhält sie geringe finanzielle Unterstützungen<br />

in unregelmäßigen Abständen. Über ihre schlechten Lebensbedingungen<br />

und ihre schriftstellerischen Vorhaben schreibt sie am 16. April<br />

1940 an den Vorsitzenden der American Guild, Hubertus Prinz zu Löwenstein:<br />

»Das [Geld] ist für mich wirklich eine Hilfe, ja eine momentane Lebensrettung.<br />

[...] Ich bin seit einem halben Jahr fast ständig krank. Es begann<br />

mit einer schweren Grippe, und in einer ungeheizten Dachkammer, hungernd,<br />

ist es schwer wieder gesund zu werden, besonders, wenn sich obendrein<br />

die Weltgeschichte auch in unserem bescheidenen Privatleben bemerkbar<br />

macht. Aber trotz allem, oder vielleicht auch deshalb habe ich sehr viel<br />

gearbeitet. Ich freue mich deshalb ganz besonders von Ihnen zu hören und<br />

die Verbindung mit Ihnen aufnehmen zu können, und ich wäre Ihnen ausserordentlich<br />

dankbar, wenn Sie mir Auskunft über die literarischen Möglichkeiten<br />

in Amerika geben könnten. Mein österreichischer Roman ist fast fer-<br />

41 Maria Leitner: Jean Gabin – das Leben eines Volksschauspielers. In: Pariser Tageszeitung, Jg. 3, Nr. 719,<br />

22. Juni 1938, S. 4.<br />

42 Maria Leitner: Yoshiko Momoaki. Leben und Tod der Meisterspionin von Japan. In: Pariser Tageszeitung,<br />

Jg. 3, Nr. 716, 19./20. Juni 1938, S. 5.<br />

43 Maria Leitner: Walther Funk. In: Die neue Weltbühne, Prag, Jg. 34, Nr. 48, 1938, S. 1520 f.<br />

44 Am 4. April 1935 wird die American Guild for German Cultural Freedom von Hubertus Prinz zu Löwenstein<br />

und Volkmar von Zühlsdorff gegründet. Sie suchen in Amerika und Europa Sponsoren für die Hilfsorganisation,<br />

um im Exil lebende Schriftstellerinnen und Schriftsteller zu unterstützen. Die prominentesten<br />

Vertreter der Organisation sind Thomas Mann, Bruno Frank und Lion Feuchtwanger. Im März 1941 wird die<br />

American Guild nach einem Streit zwischen Thomas Mann und Prinz zu Löwenstein, der daraufhin austritt,<br />

eingestellt. – Vgl. Werner Berthold: Deutsche Intellektuelle im Exil. Ihre Akademie und die ›American Guild<br />

for German Cultural Freedom‹. Eine Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 in der Deutschen<br />

Bibliothek, Frankfurt am Main 1993.<br />

45 Die Briefe zwischen Maria Leitner und der American Guild sind die einzigen handschriftlichen Dokumente,<br />

die von der Schriftstellerin erhalten sind. Sie liegen im Deutschen Exilarchiv 1933-1945 in der Deutschen<br />

Nationalbibliothek in Frankfurt am Main.<br />

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