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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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zung im Februar <strong>2011</strong> eine neue Vorlage erstellt. 31 Begleitet von Protesten<br />

fällt der Stadtrat im Februar <strong>2011</strong> mit den Stimmen von CDU, SPD und<br />

B’90/DIE GRÜNEN den Beschluss zur Einleitung eines Bieterverfahrens zur<br />

Privatisierung von jeweils 49,9 Prozent von HL komm und perdata. 32<br />

Diese aktuelle Debatte um den Verkauf kommunaler Unternehmen in der<br />

Stadt Leipzig ist noch nicht abgeschlossen, sondern wird auch im Jahre <strong>2011</strong><br />

fortgesetzt. Anhand der, wenn auch verkürzten Darstellung des Diskurses<br />

über die letzten Jahre wird deutlich, dass es nicht nur immer wieder die gleichen<br />

Argumente sind, die für den Verkauf der städtischen Unternehmen und<br />

Betriebe ins Feld geführt werden, sondern es auch die gleichen Akteure bzw.<br />

Funktionseliten sind, die diesen Prozess vorantreiben. So ist beispielsweise<br />

erkennbar, dass über Jahre hinweg der Regierungspräsident bzw. Präsident<br />

der Landesdirektion eine nicht unrelevante Rolle in den Privatisierungsdebatten<br />

einnimmt. Mit der von der Kommunalaufsicht angedrohten Nichtgenehmigung<br />

des kommenden Stadthaushaltes werden mehrfach von Seiten<br />

der Verwaltungsbehörde bzw. ihres Präsidenten Forderungen nach Privatisierungen<br />

verknüpft.<br />

Gleiches lässt sich in Dresden beobachten, wo im Rahmen der Debatte um<br />

den Komplettverkauf der Wohnungsbaugesellschaft Dresden GmbH ähnliche<br />

Muster zu erkennen sind. 33<br />

Ich habe an dieser Stelle nur einen Ausschnitt aus dem Leipziger Privatisierungsdiskurs<br />

angeführt, da ich hier aus Platzgründen nicht auf die kompletten<br />

Diskurse in den zu untersuchenden Städten eingehen kann. Anzumerken<br />

bleibt aber: In Düsseldorf, Hamburg und Dresden, sowie in<br />

Privatisierungsdebatten bezogen auf andere kommunale Unternehmen in<br />

Leipzig, sind immer wieder die gleichen Vorgänge zu beobachten. Die Diskurse<br />

ähneln sich stark, in allen Städten tauchen die gleichen Argumentationsmuster<br />

auf, und es gibt Parallelen zwischen den handelnden Akteuren.<br />

geführt. Dieses Gesellschafterdarlehen der Stadt an die LVV ist bei realer Betrachtung aber kein Darlehen,<br />

sondern eine konstruierte bilanzielle Belastung der LVV, um Erlöse des Unternehmens unversteuert in den<br />

kommunalen Haushalt transferieren zu können. Dazu kamen noch die Anteilskäufe der Stadt bei der Verbundnetz<br />

Gas AG (VNG), um deren Verbleib am Standort Leipzig zu sichern (110 Millionen Euro), und an<br />

der Energiebörse, European Energy Exchange (EEX) – aus demselben Grund (150 Millionen Euro). In allen<br />

drei Fällen wurde die LVV als politisches Instrument der Stadt benutzt. Die Gesamtschuldensumme der<br />

LVV beläuft sich – inklusive eines Tilgungsdarlehens von 50 Millionen Euro – auf 760 Millionen Euro, die<br />

jährlich eine Gesamtzinsbelastung von über 60 Millionen Euro erzeugen. Schulden der Stadt werden also<br />

auf die LVV umgelegt und diese damit belastet, die Schulden in Raten an die Stadt als Gesellschafter zurückzuzahlen.<br />

Die Verschuldung der LVV ist damit eine konstruierte Situation und wird benutzt, um die Privatisierung<br />

der Tochterunternehmen zu forcieren.<br />

31 Nach dieser Vorlage soll der Stadtrat über eine unbefristete Verlängerung der Bindefrist des Leipziger Bürgerentscheids<br />

von 2008 entscheiden. In derselben Vorlage wird aber die Teilprivatisierung der beiden Tochterunternehmen<br />

der Stadtwerke Leipzig, HL komm und perdata zu jeweils 49,9 % eingebracht.<br />

32 Die Fraktion DIE LINKE stimmt geschlossen gegen den Verkauf der kommunalen Unternehmen. Einzelne<br />

Stadträte aus den Fraktionen von SPD und B’90/DIE GRÜNEN votierten ebenfalls gegen den Verkauf. Die<br />

Fraktion der FDP stimmte den Privatisierungsplänen nicht zu, da der Vorschlag nicht weit genug gehe.<br />

33 Vgl. Nagler 2007 (s. Anm. 10).<br />

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