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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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der Möglichkeit der Veränderung von Bedingungen Rechnung trägt. 3 Die<br />

methodischen Konsequenzen dieses Anspruches werden in der Abgrenzung<br />

zu experimentell-statistischen Untersuchungsverfahren der traditionellen<br />

Psychologie deutlich, die sich darauf beschränken, Menschen in ihrer Reaktion<br />

auf bestimmte Bedingungen zu untersuchen (Bedingungs-Ereignis-Analyse).<br />

Die subjektwissenschaftliche Kritik bezieht sich auf das Ausblenden<br />

der Subjektivität zu Gunsten wissenschaftlicher Objektivität, welcher das<br />

Kriterium der Gegenstandsadäquatheit entgegengehalten wird. Gegenstand<br />

einer subjektwissenschaftlichen Forschung sind nicht die Subjekte selbst,<br />

sondern die Welt, wie sie von den Subjekten erfahren wird, also die subjektive<br />

Bedeutung konkreter Lebensumstände und die Möglichkeiten und Behinderungen<br />

einer bewussten Einflussnahme auf sie. 4 Objektivität bedeutet<br />

dann die Objektivierung des Subjektiven aller am Forschungsprozess Beteiligten.<br />

5 Diese werden von den Forschenden nicht als Be- oder Erforschte objektiviert,<br />

sondern als Mitforschende aktiv in die Analyse einbezogen. 6 In<br />

Form einer Bedingungs-Bedeutungs-Begründungsanalyse wird von konkreten<br />

Handlungsproblematiken ausgegangen und der Fokus auf die subjektiven<br />

Handlungsbegründungen gerichtet, über die rekonstruierbar wird, welche<br />

Bedingungen für das eigene Handeln Bedeutung erlangen und zu<br />

Prämissen des eigenen Handelns werden. 7<br />

Eine Orientierung für eine solche Analyse ist in der vierschrittigen idealtypischen<br />

Entwicklungsfigur 8 konzipiert, die den subjektwissenschaftlichen<br />

Anspruch auf Einheit von Praxis und Erkenntnisgewinn zum Ausdruck<br />

bringt (Tabelle 2). 9<br />

3 Vgl. Morus Markard: Die Entwicklung der Kritischen Psychologie zur Subjektwissenschaft. Theoretische<br />

und methodische Fragen, Vortrag in Erlangen am 24. Februar 2000, S. 29 ff. http://www.kritische-psychologie.de<br />

(http://tinyurl.com/6zmmroz; 01.01.<strong>2011</strong>); Klaus Holzkamp: Der Mensch als Subjekt wissenschaftlicher<br />

Methodik, Vortrag in Graz, März 1983, S. 4 f.<br />

http://www.kritische-psychologie.de (http://tinyurl.com/6artotc; 01.01.<strong>2011</strong>).<br />

4 Vgl. Ute Osterkamp: Anmerkungen zur kritischen Psychologie als Subjektwissenschaft. In: Sonderpiranha,<br />

Berlin 2000, S. 36.<br />

5 Vgl. Klaus Holzkamp: Selbsterfahrung und wissenschaftliche Objektivität: Unaufhebbarer Widerspruch?<br />

Grundsatzreferat, Marburg 1984, S. 10.<br />

http://www.kritische-psychologie.de (http://tinyurl.com/68orz6g; 01.01.<strong>2011</strong>).<br />

6 Vgl. Morus Markard: Einführung in die Kritische Psychologie, Hamburg 2009, S. 276.<br />

7 Vgl. Morus Markard: Kritische Psychologie. Methodik vom Standpunkt des Subjektes. In: FQS, Vol. 1, No 2,<br />

Art. 19, Berlin 2000, Abs. 11 ff.<br />

http://www.qualitative-research.net (http://tinyurl.com/5r83dxh; 01.01.<strong>2011</strong>).<br />

8 Diese Entwicklungsfigur kann in jeder der Instanzen auch scheitern, was in der Stagnationsfigur systematisiert<br />

und gleichermaßen als bedeutungsvoll für wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn anerkannt ist. Vgl.<br />

Johannes Geffers: Alles typisch? Typus, Typologie, Typen der Verallgemeinerung, empirische Typenbildung<br />

und typische Möglichkeitsräume. In: Huck; Lorenz et al.: Abstrakt negiert ist halb kapiert. Beiträge zur marxistischen<br />

Subjektwissenschaft, Marburg 2008, S. 264 f.<br />

9 Vgl. Klaus Holzkamp: Über den Widerspruch zwischen Förderung individueller Subjektivität als Forschungsziel<br />

und Fremdkontrolle als Forschungsparadigma, Vortrag in Leipzig 1990.<br />

http://www.kritische-psychologie.de (http://tinyurl.com/6k6686l; 01.01.<strong>2011</strong>); vgl. Markard 2009<br />

(s. Anm. 6), S. 282 ff.<br />

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