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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Lokalitäten, das in dem kommunikativen Netzwerk der Konnektivität für<br />

den Einzelnen bzw. die Einzelne der primäre Fokus des Alltags ist.« 12<br />

Solch eine kommunikativ-konnektiv hergestellte, also imaginierte Gemeinschaft<br />

ist auch Visual Kei.<br />

Im Kern des Visual Kei steht der J-Rock, der als Sammelbegriff für populäre<br />

japanische Musik die verschiedensten Stile wie Pop, Rock und Metal<br />

umfasst. J-Rock entstand schon in den 1980er Jahren in Japan und wurde dort<br />

mit der Etablierung einiger populärer Bands wie zum Beispiel X Japan,<br />

D’erlanger, Buck-Tick oder Color erfolgreich. Der Begriff Visual Kei nimmt Bezug<br />

auf einen Slogan von X Japan: »Psychedelic violence crime of visual<br />

shock«. Anfang bis Mitte der 1990er Jahre stieg die Popularität von Visual Kei<br />

in ganz Japan an, und die Albumverkäufe einiger Visual-Kei-Bands begannen<br />

Rekordsummen einzuspielen. 1992 versuchte X Japan auch Einfluss auf den<br />

europäischen und amerikanischen Musikmarkt zu nehmen, aber es dauerte<br />

noch weitere acht Jahre, bis Visual Kei auch außerhalb Japans Popularität und<br />

Aufmerksamkeit erlangte. Mit dem kommerziellen Erfolg der Bands geht<br />

meist auch ein Wandel in der äußeren Erscheinung einher, um so ein breiteres<br />

Publikum zu erreichen. X Japan zum Beispiel war bekannt für seine extrem<br />

hohen Frisuren und ausgefallenen Kleider, haben sich jedoch mit wachsender<br />

Aufmerksamkeit für ein weniger schrilles Auftreten entschieden.<br />

J-Rock-Bands wurden sowohl auf musikalischer als auch auf ästhetischer<br />

Ebene durch westliche Glamm-Rock-Künstler_innen, wie Twisted Sister oder<br />

David Bowie, aber auch von Death Rock, New Wave oder Post-Punk inspiriert.<br />

Dies führte dazu, dass teilweise auf einem Album recht unterschiedliche<br />

musikalische Stile zu finden sind. Aber auch vom japanischen Kabuki-<br />

Theater, in dem alle Rollen von Männern gespielt werden, die wiederum<br />

stark geschminkt sind, wurden Anleihen übernommen.<br />

Neben der Musik steht daher auch die visuelle Erscheinung der Musiker_innen<br />

als stilprägender Faktor im Vordergrund. Besonderes Merkmal<br />

der Visual-Bands: die Musiker_innen sehen oft feminin oder androgyn aus,<br />

tragen extreme Frisuren, Make-ups und Kostüme. Einige der Musiker_innen,<br />

wie zum Beispiel Mana, Gackt oder hide, sind mit dieser ästhetischen<br />

In-szenierung zu Superstars und Modells geworden.<br />

Hier schließt auch die individuelle Selbstinszenierung der Visus aus<br />

Deutschland an: Beim Cosplay 13 , einer Inszenierungspraxis des Visual Kei,<br />

die vor allem aus der Manga- und Animeszene kommt, versucht man die<br />

Vorbilder der jeweiligen J-Rock-Band so originalgetreu wie möglich zu kopieren.<br />

Aber auch ohne ein Cosplay orientieren sich die jugendlichen Protagonist_innen<br />

im Alltag an ihren Vorbildern aus Japan. Sie tragen ebenfalls<br />

12 Andreas Hepp: Translokale Medienkulturen. In: Andreas Hepp; Martin Löffelholz (Hrsg.): Gundlagentexte<br />

zur transkulturellen Kommunikation, Stuttgart 2002, S. 874.<br />

13 Abgeleitet aus dem englischen »costume« und »play«.<br />

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