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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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nahmen als zentrale Forderung vorzuschlagen, welche schon längst Bestandteil<br />

der Unternehmensstruktur sind: Arbeitsort- und Arbeitszeitflexibilisierung.<br />

Wie sich ein Mentalitätswandel und eine Modernisierung der traditionellen<br />

Geschlechterverhältnisse und der geschlechtsspezifischen Arbeitsorganisation<br />

gestalten, bleibt an dieser Stelle diskursanalytisch eine Spekulation.<br />

Zwar lassen sich Haushaltsarbeiten durch professionelle haushaltsnahe<br />

Dienstleistungen oder durch eine Taylorisierung weniger zeitintensiv gestalten,<br />

aber bestimmte Care-Tätigkeiten, wie Zuwendung oder Zuhören, lassen<br />

sich nur schwer rationalisieren. Carework erfordert eine extensive Zeitverausgabung,<br />

was neben dem Beruf zu einer strukturellen Überforderung führen<br />

kann. Aber auch die Konzepte der Arbeitszeit- und Arbeitsortflexibilisierung<br />

und die damit verbundenen Entgrenzungen fester Zeitordnungen<br />

verkomplizieren das Zeithandeln und die damit zusammenhängende Alltagsorganisation.<br />

24<br />

Wie die Ökonomisierung und Rationalisierung des Sozialen ohne Nachteil<br />

der Betreuten organisiert werden soll, bleibt hier ebenfalls außen vor.<br />

Denn die dazugehörigen Kinder sind auf der diskursiven Ebene verobjektiviert.<br />

In dem ganzen Text tauchen Kinder höchstens als Anhängsel von Eltern<br />

auf oder als Verschiebemasse kalkulatorisch zu klärender Flexibilisierungsprozesse.<br />

Die Frage hier heißt auch nicht, ob schon genügend Plätze<br />

für eine Kinderbetreuung geschaffen worden sind oder wie Kinder eine flexibilisierte<br />

Kinderbetreuung finden oder ob sie überhaupt Lust dazu haben?<br />

Sondern die Frage lautet: Wie lässt sich die Geburtenrate steigern? Die folgenden<br />

Zitate beziehen sich auf den Themenkomplex der Bevölkerungspolitik:<br />

»Work-Life-Balance-Maßnahmen ermöglichen einer größeren Zahl von<br />

Paaren die Realisierung des Kinderwunsches und erhöhen damit langfristig<br />

die Geburtenrate. Hier kommen sowohl Unterstützungsmaßnahmen von<br />

Unternehmen zu einer verbesserten Kinderbetreuung als auch ein übergreifender<br />

Mentalitätswandel zur Wirkung, der in der Orientierung auf Familie<br />

und Karriere keinen Antagonismus sieht, sondern beiden Lebensschwerpunkten<br />

ein gleichberechtigtes Miteinander ermöglicht.« 25<br />

»Eine höhere Geburtenrate wirkt ab dem Jahr 2025 positiv auf das Wirtschaftswachstum<br />

aufgrund: der Vermeidung von Engpässen bei der Deckung<br />

des Arbeitskräftebedarfs, der nachfrageseitigen Impulse, die von der höheren<br />

Bevölkerungszahl ausgehen, einer verbesserten internationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />

durch geringeren Lohndruck und niedrigere Lohnnebenkosten,<br />

einer Rückführung der Staatsquote.« 26<br />

24 Vgl. Arlie Russell Hochschild: Keine Zeit. Wenn die Firma zum Zuhause wird und zu Hause nur Arbeit wartet,<br />

Wiesbaden 2006.<br />

25 BMFSJ 2005 (s. Anm. 2), S. 32.<br />

26 Ebd., S. 41.<br />

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