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Jahrgang 1 / 2011 - Rosa-Luxemburg-Stiftung

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überlagern dürfe« 19 . Auch Regierungspräsident Steinbach betont noch einmal,<br />

»dass die Haushaltskonsolidierung zwingend die Veräußerung kommunalen<br />

Vermögens erfordert« 20 .<br />

Am 6. November überreicht die Bürgerinitiative dem OBM in seiner Bürgersprechstunde<br />

41.978 Unterschriften von Bürger_innen, die einen Bürgerentscheid<br />

einfordern. Nach juristischer Prüfung fällt daraufhin auf der<br />

Stadtratssitzung im Dezember 2007 der Beschluss, einen Bürgerentscheid für<br />

den 27. Januar 2008 anzusetzen. Daraufhin äußert sich zwischen Weihnachten<br />

und Neujahr noch einmal Regierungspräsident Steinbach und warnt davor,<br />

dass bei einer Nichtprivatisierung »Investitionen […] auf längere Zeit<br />

praktisch nicht mehr machbar« wären. 21<br />

Im Januar 2008 ist der anstehende Bürgerentscheid dominierendes Thema<br />

in der öffentlichen Debatte, und eine Vielzahl von Veranstaltungen finden<br />

dazu statt. Während die Initiative eine breit angelegte Plakatkampagne, ein<br />

Zeitungsprojekt und verschiedene Veranstaltungen initiiert, um die Bürger_innen<br />

davon zu überzeugen, am 27. Januar 2008 zur Wahl zu gehen und<br />

mit »Ja« zu stimmen, ist die Reaktion in den Fraktionen bzw. Parteien unterschiedlich.<br />

Die Linkspartei wirbt ebenfalls offen auf Flyern und Plakaten für<br />

ein »Ja« beim Entscheid. Die Fraktionen von CDU und SPD, welche die Privatisierung<br />

befürworten, setzen auf ein Scheitern des Bürgerentscheids aufgrund<br />

der hohen Beteiligungshürden und werben daher nicht bzw. sehr eingeschränkt<br />

für den Termin. 22 Von den die Privatisierung befürwortenden<br />

Parteien wirbt nur die FDP massiv in der Innenstadt mit Plakaten und<br />

Großaufstellern. Unter dem Motto »Stadtwerke verkaufen – Schulen sanieren«<br />

ruft sie die Leipziger_innen zu einem »Nein« beim Bürgerentscheid auf.<br />

Prof. Ulrich Heilemann von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der<br />

Universität Leipzig argumentiert als geladener Experte aus »der Wissenschaft«<br />

auf dem Forum der Leipziger Volkszeitung (LVZ) für eine Privatisierung.<br />

23 Am 22. Januar 2008 fordert er, als »objektiver Wissenschaftler«, in einem<br />

ganzseitigen Interview mit der BILD-Zeitung die Leipziger_innen zum<br />

»Nein« beim Bürgerentscheid auf. 24 Handwerkskammerpräsident Joachim<br />

Dirschka und der Präsident der Industrie- und Handelskammer Wolfgang<br />

Topf rufen in einer gemeinsamen Erklärung die Leipziger_innen zum »Nein«<br />

19 Vgl. gemeinsame Erklärung von HWK Leipzig und IHK Leipzig vom 05.11.2007. Gaz de France (GdF) befindet<br />

sich zu diesem Zeitpunkt noch zum überwiegenden Teil in Besitz des französischen Staates. In der<br />

öffentlichen Debatte spielt auch die offensichtliche Konkurrenz zwischen der regionalen Verbundnetz Gas<br />

AG (VNG) und Gaz de France (GdF) eine Rolle.<br />

20 Leipziger Volkszeitung vom 14.11.2007.<br />

21 Leipziger Volkszeitung vom 27.12.2007.<br />

22 Gemäß der Sächsischen Gemeindeordnung liegt das Quorum für einen erfolgreichen Bürgerentscheid bei<br />

25 Prozent der Wahlberechtigten, die im Sinne der Fragestellung votieren müssen. Dies bedeutet für den Leipziger<br />

Bürgerentscheid vom Januar 2008, dass mindestens ca. 104.000 wahlberechtigte Bürger_innen mit<br />

»Ja« stimmen müssen. Sollte dieses Quorum nicht zustande kommen, liegt die Entscheidung beim Stadtrat.<br />

23 Vgl. Leipziger Volkszeitung vom 21.01.2008.<br />

24 Vgl. BILD Leipzig vom 22.01.2008.<br />

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